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Ist Werkunterricht in der Waldorfschule ein klassisches Mittelstufenfach, das sich in die Oberstufe hinein fortsetzt? Folgt man den verschiedenen Lehrplänen, von Caroline von Heydebrand, E.A. Karl Stockmeyer und Tobias Richter, so scheint dieser Eindruck, zumindest was die Regel angeht zuzutreffen. Auch die aktuelle Publikation Helmut Hinrichsens, “Das große Buch vom Werken” verfestigt diesen Ansatz.
Interessant ist dabei allerdings die Beobachtung, dass in Kindertagesstätten und in den Ganztagsbereichen der Schulen in der Regel Ecken zu finden sind, in denen die Kinder “werken” können, in denen einfache Handwerkzeuge bereitgestellt werden und unter Aufsicht und nach fachkundiger Anleitung sogar Schnitzmesser zur Verfügung gestellt werden.
Rudolf Steiner hat angeregt und dies auch vielfach in seinen pädagodisch-menschenkundlichen Vorträgen ausgeführt, dass jedweder Unterricht keinen Selbstzweck verfolge, sondern dazu diene, dem Kind in seiner Entwicklung eine Unterstützung zu bieten, einen Inhalt zu erschließen oder eine Tätigkeit anzuregen. Diese solle ihm einen Erlebnisraum eröffnen, in dem es sich entfalten und seinen eigenen Bedürfnissen gemäß entwickeln kann. Steiner geht noch weiter, indem er betont, dass es sich dann in dieser Umgebung, vom Erwachsenen begleitet durchaus selbst erziehen kann und soll, ja muss, wenn man den Aspekt des Schicksals, der Individualität hinzunimmt.
Wörtlich führt er aus: "Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes. Wir müssen die günstigste Umgebung abgeben, damit an uns das Kind sich so erzieht, wie es sich durch sein inneres Schicksal erziehen muss." Rudolf Steiner, 20.4.1923, GA 306, S. 131.
In den “Lehrplan” kommt mittlerweile Bewegung und es zeichnet sich ab, dass sich in ihm nach und nach wiederfinden lässt, was mittlerweile an etlichen Waldorfschulen gelebter Unterrichtsalltag ist, “Werken” in der Unterstufe ab der ersten Klasse. Dabei soll durchaus jeder Ansatz, was in der einzelnen Schule entwickelt wurde und Schulprogramm geworden ist seine Berechtigung finden und der individuellen Einzigartigkeit folgend nebeneinander bestehen können und dürfen. Das Dogma, wie “es” sein muss wird dann hoffentlich zu einer Erscheinung der Vergangenheit werden.
Wir wollen hier aufzeigen, was alles “Werken” ist und sein kann, welche Materialvielfalt, besonderen Organisationsformen und Unterrichtsmodelle es bereits gibt und in Zukunft geben könnte.
Handtätigkeit ist und kann so viel mehr als nur über den Touchscreen eine Handys zu wischen. Hände müssen die Wirklichkeit ergreifen, ehe diese in ihrer Komplexität überhaupt gedanklich begriffen werden kann. Und: die künstliche Intelligenz setzt noch eins drauf und erweckt den Eindruck, als sei bloßes “Lernen”, früher sagte man Pauken, mittlerweile überflüssig und veraltet. Mit diesen Themen werden wir uns befassen müssen.
Waldorfpädagogische Forschung und Ausbildung sollte in Zukunft genauso teamfähig werden, wie wir es zukünftig von Fachlehrern und Klassenlehrern erhoffen. Um die große Aufgabe "Erziehung" zu bewältigen und den Kindern die Entwicklungswege zu erkennen und zu eröffnen, die sie suchen, muss die “pädagogische Beziehung” gepflegt werden, dass sie wirksam werden kann in Schule und Unterricht.
Die Hände mit allen Sinnen als unsere Haupttätigkeitsinstrumente zu begreifen und den Kindern zukünftig eine echte Chance zu bieten sich wahrhaft zu inkarnieren, zu erden und entwickeln zu können, das muss in Zukunft unsere Aufgabe als pädagogisch tätige Menschen sein, die ihnen vorangehen.
Kinder sind “Werker” und wollen werken, von klein an!
Heike Birk Thomas Verbeck
Eine Schulgründungssituation war auch 1919 kein leichtes Unterfangen. Es war vielmehr von einer Kulturtat die Rede. Es gab einen Mäzen und Gönner, Emil Molt, der Gelder bereitstellte, es gab aber auch den gerade verlorenen Weltkrieg mit Millionen von Kriegstoten. Dann wiederum wetteiferten die verschiedenen reformpädagogischen Ansätze um die “richtige” Lehre und den besten Weg, Kinder schulisch zu erziehen und sich auf bestmögliche Weise entwickeln zu lassen. Alles schien besser, als ausgediente und kriegsverwundete Soldaten als Lehrer einzusetzen. Tatsächlich war, genauso wie heute Lehr- und Unterrichtspersonal Mangelware, gute Lehrerinnen und Lehrer sowieso. Und: 1900 propagierte die schwedische Lehrerin Ellen Key mit ihrem Buch “Das Jahrhundert des Kindes”; 1902 erschien dieses auch in Deutschland und ging darin mit den bestehenden Schulen als “seelenmordende” Institutionen hart ins Gericht.
Das Programm “Waldorfpädagogik” war neu, aber man ließ sich darauf ein: Rudolf Steiner hatte eine Reihe von Lehrerinnen und Lehrern zusammengerufen und ließ sie ab dem 21.08.1919 zu einem vierzehntägigen Vorbereitungskurs mit Vorträgen (morgens), methodisch-didaktischen Kursen (mittags) und Seminarbesprechungen (am Nachmittag) zusammenkommen. Alles was von Rudolf Steiner vorgetragen wurde geschah in freier Rede und wurde weitestgehend mit stenografiert. Das war die pädagogisch umfassende Vorbereitung eines handverlesenen Lehrerkollegiums. Textlich erhalten sind noch die Konferenzen und vermitteln einen Einblick in den republikanisch (nicht demokratisch) angelegten Verwaltungs- und Leitungsprozess der jungen Schule. Hier sind wir im Detail darauf eingegangen.
Es muss betont werden, dass sich die Herausgabe der Schriften, besonders das Vortragswerk in einem stetigen Entwicklungs- und Bearbeitungsprozess befindet. Es gibt eine wachsende Menge fundiert kommentierter Ausgaben, die das Lesen des ursprünglich gesprochenen Wortes erleichtern und das Verständnis von Kontexten so erhellen soll, dass Missinterpretationen und -verständnissen so gut es eben geht versucht wird vorzubeugen. Allerdings gelingt das nur mäßig, denn wenn Textpassagen vor dem heutigen Wissens- und Empfindungshintergrund gelesen werden, kann kaum verhindert werden, dass etwa eine rassistische oder nationalistische Note aus dem Kontext gelesen und bei einzelnen Begriffen sofort connotiert wird. Dieses “Schicksal” aktueller Kritik teilen etliche Zeitgenossen Rudolf Steiners, zuletzt auch pädagogisch wirkende Persönlichkeiten wie die Ärztin Maria_Montessori.
Man kann durchaus konstatieren, dass Fächer wie Kunst, Werken, Handarbeit oder Gartenbau in der Phase der Schulgründung notgedrungen in zweiter Linie rangierten. Rudolf Steiner hat sehr wohl am Rande immer wieder darüber gesprochen, aber zuallererst musste ein “normaler” Schulbetrieb gewährleistet werden, erst dann würde man sich um das Weitere kümmern, das “must” also deutlich vor dem “nice to have”. Nicht zuletzt war es auch eine Personalfrage.
Die Gründung einer “freien” Schule hieß aber nicht, dass man tatsächlich frei war in seinen Entscheidungen. Es gab eine staatliche Schulaufsicht, die über das wachte, was pädagogisch veranlasst und veranstaltet wurde. Die Kultusgesetzgebung war Ländersache, genauso wie es auch heute noch ist und was in Württemberg geltendes Recht war, unterlag in Berlin etwa schon völlig anderen gesetzlichen Regelungen. Es bleibt Spekulation, kann aber durchaus so vermutet werden, dass die erste Waldorfschule, wäre sie in Berlin eröffnet worden, hinsichtlich des Themas “Werkunterricht” eine völlig andere Startsituation erlebt hätte.
Dort hieß es:
“Die Schule und ihre Vorstufe, der Kindergarten, sind verpflichtet, den Kindern Gelegenheit zur Handbetätigung zu geben. Tun sie es nicht, dann schädigen sie sich selbst wie das Kind, weil sie unterlassen, den instinktiven Drang des Kindes, sich mit der Hand zu betätigen, für Bildungs- und Erziehungszwecke auszunutzen, und zwar sowohl für allgemeine, wie für wissenschaftliche, künstlerische und technische Zwecke.” Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht, Ludwig Pallat (1926)[1]
Ludwig Pallat war zu jener Zeit der in Berlin zuständige Genehmigungsbeamte für alle unterrichtlichen Belange. Ihm ging es darum, dass alle pädagogisch Tätigen und mit dem Unterrichten befassten Persönlichkeiten über gewisse handwerkliche Grundfertigkeiten verfügen sollten, um diese an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, auch Studenten, heranzubringen und sie zu befähigen einfache handwerkliche Tätigkeiten auszuführen. Nach dem verlorenen Weltkrieg herrschte Mangel an allem, an praktischen Gerätschaften für die Küche (Löffel) wie auch an Spielzeug für die Kleinen. Das sollte schlicht hergestellt werden. Für den Unterricht in der Waldorfschule regte Rudolf Steiner dies auch schon früh an. Größere Schüler sollten etwa für die kleineren Kinder “Spielzeuge” bauen.
In Württemberg, dazu gehörte Stuttgart, waren Handarbeit ab der 1. Klasse, Werken aber erst ab der 6. Klasse als Unterrichtsfächer vorgesehen. Das war eine behördliche Regelung, der man sich fügen musste, zumal als junge, frisch gegründete Schule mit einer eigenen Pädagogik. Alleingänge oder ein bewusstes Zuwiderhandeln schienen offensichtlich wenig ratsam und hätten vermutlich ein unmittelbares Unterrichtsverbort zur Folge gehabt.
Rudolf Steiner spricht schon während des Vorbereitungskurses über "am Leben orientierte Tätigkeiten" und ihren Wert für die Entwicklung der kindlichen Seele, wenn diese ausgeführt werden können:
Denn wichtiger als die Geschicklichkeit, ist die seelische Verbindung zwischen dem Leben des Kindes und dem Leben in der Welt. Denn es ist tatsächlich so: ein Kind, das mit der Sichel Gras abgeschnitten, mit der Sense Gras abgemäht hat, das mit einem kleinen Pflug Furchen gezogen hat, wird ein anderer Mensch als ein Kind, welches das nicht getan hat. Das Seelische wird dadurch einfach etwas anderes. Der abstrakte Handfertigkeitsunterricht kann das eigentlich nicht ersetzen. Und das Stäbchenlegen und Papierflechten, das sollte tunlichst vermieden werden, weil es eher abbringt davon, den Menschen ins Leben hineinzustellen, als dass es diese Hineinstellung ins Leben fördert. Viel besser ist es, wenn Sie das Kind dazu anhalten, Dinge zu tun, die wirklich im Leben geschehen, als wenn Sie Dinge erfinden, die nicht im Leben geschehen. (GA 294, Meth.-Didaktisches, 11. Vortrag, S. 157)
In welche Richtung seine Anspielung auf den (mechanistischen) Handfertigkeitsunterricht ging, bleibt offen. Deutlich ist aber, dass es nicht die äußeren Notwendigkeiten sind, die Ludwig Pallat anführt, es geht Rudolf Steiner immer darum, dass Unterrichtsinhalte und -themen immer dazu dienen sollen, dem einzelnen Kind ein Vehikel sein soll, das es auf seinem Entwicklungsweg voranbringt.
Die Waldorfschule ist mittlerweile in ihrem dritten Jahr. Rudolf Steiner “bewirbt” die neue Pädagogik in öffentlichen Vorträgen im europäischen Ausland, allerdings nicht mehr in Deutschland. Das hat einen ernsten Hintergrund: die Sicherheit der Zuhörerschaft und der die Vortragsreisen begleitenden Eurythmistinnen kann nicht mehr gewährleistet werden. Marodierende Nazi-Trupps belästigen und stören alles, was nicht “völkisch” ist und pöbeln jeden an, der zu einem der öffentlichen Vorträge geht, auch schon elf Jahre vor der sogenannten Machtergreifung durch Adolf Hitler und den sich anschließenden Greueltaten.
In Oxford spricht Rudolf Steiner auch über den Werkunterricht und betont, dass die Arbeiten, die heute [1922] erst im 6. Schuljahr und später ausgeführt werden, doch schon früher gemacht werden sollten: „Dann wird das, was jetzt ein 11- bis 12jähriges Kind macht, auch ein 9jähriges Kind machen können, auch in Bezug auf praktische Arbeiten.“ Konkret spricht er also darüber, dass der Werkunterricht durchaus in der dritten Klasse beginnen könne und auch durchaus solle.
An dieser Stelle ist wohl auch der Lebenszeitpunkt zu setzen, der sich auf die oben angesprochene “seelische Verbindung zwischen dem Leben des Kindes und dem Leben in der Welt” bezieht. Gemeint wird sein das Lebensalter um das 9. Jahr, in dem die Vertreibung aus dem Paradies , der “Ich-Einschlag”, das Rubikon-Geschehen, die Selbst-Bewusstwerdung geschehen, alles Beschreibungen für dieselbe seelische Situation. Was jetzt “Lebensrealität” ist und sich als “Lebensnotwendigkeit” darstellt war vorher Teil eines Empfindungs- und Erlebnisraums, der noch voll und ganz in einer kindlichen Fantasiewelt beheimatet war.
In dem Alter haben die Kinder große Freude daran, Meistern bei der Arbeit zuzusehen, verschiedene Handwerke kennen zu lernen, einfache Tätigkeiten selbst auszuüben und den Umgang mit einfachen Handwerkszeugen zu erlernen und dabei möglichst viele Materialien in der Hand gehabt zu haben.
Weiter geht Rudolf Steiner nicht zurück. Das tatsachenlogisch basierte Lernen, wie es in der Kindergartenzeit sinnvoll und angemessen ist war 1922 inhaltlich in dem Zusammenhang noch kein Thema, die Entwicklung und die Erziehung des Kindes sehr wohl. Allerdings fand vorschulisches Lernen im wesentlichen in der häuslichen Umgebung statt.
Das stellt sich heute, 2024, grundsätzlich anders dar.
"Im Unterricht gehen die Kleinen zunächst mit der Wolle um. Weich, warm und schmiegsam fügt sie sich der formenden Kinderhand, durch deren Wärme auch das Wachs formbar wird. Das Holz erfordert schon einen festen Zugriff, den die «Mittelstüfler» beim Schnitzen und später auch beim Korbflechten haben müssen.
Und mehr noch wird dem Oberstufenschüler abverlangt, wenn er Metalle und dann auch noch den Stein bearbeitet. Die zunehmende Härte der Werkstoffe, der Widerstand, den das Material seiner Bearbeitung entgegensetzt, entspricht den Entwicklungsschritten des Schülers und seinen sich daraus ergebenden Möglichkeiten. Stufenweise werden die Kinder und Jugendlichen ins wirklich praktische, materielle Leben eingeführt." So beschreibt Herbert Seufert durchaus folgerichtig und nachvollziehbar, wann, in welchem Lebensalter mit der ersten Metallbearbeitung eingesetzt werden sollte und liefert als zutreffende Begründung, dass das Handwurzelskelett beim heranwachsenden Kind vorher noch nicht genügend ausgewachsen sei. Wie gesagt, es geht bei ihm um Kupfer- und Eisenschmieden und dann um das Steinbildhauen.
Unverständlicherweise wird diese Argumentation aber seit Jahrzehnten herangezogen, wenn aus “menschenkundlichen Gründen” argumentiert wird, dass ein Werkunterricht nicht vor der 6. Klasse einsetzen sollte und dann beim Holzwerken auch keinesfalls mit Beil oder Stechbeitel und Klöpfel hantiert werden sollte.
Zuletzt, 2022, wird dies von Helmut Hinrichsen ausgeführt:
“Wenn ein Kind, wie in älteren Zeiten oft geschehen, in dieser Wachstumsphase [gemeint ist etwa das 6.-7. Lebensjahr] schon viel körperlich arbeiten müsste, käme es schnell zu einer Überbelastung der noch weichen Gelenke und damit zu nicht wiedergutzumachenden körperlichen Schäden. … Von der eigentlichen Werkreife kann man erst sprechen, wenn die Handwurzelknochen so weit entwickelt sind, dass sie miteinander in Verbindung stehen und die Gelenke zwischen den einzelnen Fingergliedern so gut wie geschlossen sind. Das ist in etwa um das zwölfte Lebensjahr herum der Fall. Jetzt beginnt dementsprechend auch der Werkunterricht an den meisten Waldorfschulen.” [Hinrichsen (2022), S.276] Weiter führt er dann noch aus, dass ein Beginn in der 5. Klasse denkbar sei, besonders “für solche Schüler:innen, die unter Bedingungen aufwachsen, in denen nur wenig Angebote zum Üben der Körpermotorik zur Verfügung stehen. Das ist oft bei Kindern aus sozialen Randschichten der Fall.”
Letzteres soll nicht kommentiert, aber ein paar Fakten müssen hier doch neu sortiert werden:
Wir sind verschiedentlich auf diese Thematik eingegangen und werden es wohl auch weiterhin tun, denn dieses Thema der Handwurzelknochen wird sich vermutlich noch eine Zeit hartnäckig halten.
Für ein kleines Kind sind seine eigenen Handwurzelknochen allerdings kein Thema.
Ein Hammer hat, wenn er so daliegt, etwa auf der heimischen Werkbank für das Kind einen unmittelbaren Aufforderungscharakter, etwas damit zu tun, zu hämmern eben. Manchmal ist so ein Hammer schwer, dann lässt ihn das Kind nach dem Anheben liegen. Günstigerweise ist er oft aber auch leicht und handhabbar. Beobachtet man dann ein Kind beim Hämmern, etwa dabei etwas Größeres zu zerkleinern, dann sieht man, dass beide Hände zupacken und den Hammerstiel festhalten. Dann werden vielleicht 3 oder 4 Schläge ausgeführt, dann ist das Kind erschöpft und macht eine Pause. Von einer Überbeanspruchung wird dann wohl nicht die Rede sein können.
Beim Schmieden etwa mit Zweitklässlern ließ sich eine gleiche Beobachtung machen. Es kommt allerdings hier ein faszinierendes Element hinzu, das Feuer. Günstig ist es, wenn das Kind sich in seinem Tempo dem Feuer annähern kann, ohne eine Angst davor zu entwickeln. Genauso ist aber auch eine gewisse Ehrfurcht vor dem Feuer hilfreich. Alle Sinne sind dann hellwach: die spürbare Hitze, die sichtbare Glut, das gehaltene Gewicht des Hammers.
Tatsächlich entwickeln Kinder, die es manchmal schwer haben konzentriert bei sich und in sich zu sein, die leicht mit ihrem Verhalten in die Extreme schießen angesichts eines glühenden Eisens auf dem Amboss eine gewisse innere Ruhe und Gefasstheit, man könnte sagen: sie sind gebannt von dem Eindruck. An dieser Stelle hilft es zu singen: In der Schmied`, wo das Eisen glüht, wo der Funke sprüht, klingt frohes Lied. Gerne auch als Kanon gesungen hilft es dem Kind sich in die “Arbeit” einzuschwingen und die Verkrampfung der inneren Anspannung zu lösen. Und noch etwas kann erlebt werden: Rhythmus im vertrauensvollen Wechselschlag mit dem Mitschüler macht die Arbeit leichter. Man schlägt solange bis die Glut erloschen ist. Dann gibt es eine verdiente Pause und die Teams werden gewechselt.
Wille kann Berge versetzen, so heißt es. Und das junge Kind ist ganz “Willen”.
https://www.unique-online.de/interview-kindheit-generationen/8896/
https://www.deutschlandfunk.de/die-erfindung-der-kindheit-100.html
https://unser-siegen.com/kindheit-in-den-1920er-und-1930ern
https://www.eternalechoes.org/at/testimonies/grete-stern/my-childhood-1920-1938
https://www.zeitklicks.de/weimarer-republik/alltag/kindheit-und-jugend
https://docupedia.de/zg/Winkler_kindheitsgeschichte_v1_de_2016
https://www.miepgies.nl/de/biografie/kindheit%20und%20jugend/
https://kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1993/hjb1993.61.htm
https://kurt-klein.de/kindheit-in-walldorf/
https://www.kinderrechte.de/kinderrechte/geschichte-der-kinderrechte
“Besondere” Kinder verlangen eine besondere Beachtung. Stillsitzen und zuhörend aufmerksam sein zu müssen ist für manche Kinder eine echte Qual. Ihr Lebenssinn wird dadurch enorm beansprucht. Verhaltensoriginalität verlangt ein besonderes pädagogisches Geschick, besondere Schulformen, Strukturen, die mitunter “auf dem Kopf stehen”, Zeitreglements, die mehr dem Rhythmus als dem Takt folgen, kurz gesagt: Schule muss manchmal für diese Kinder neu erfunden werden.
Der Arbeit, dem Werken kommt dabei eine elementare Bedeutung zu. Zu sehen, dass man etwas getan hat und dass eine Arbeit vollbracht ist, erzeugt eine äußere Ruhe, eine wohlige Wärme und eine helle Wachheit.
So beginnen Schulkinder mancherorts ihren Schultag mit der Arbeit im Stall: ausmisten, füttern und neu einstreuen, danach gibt es Frühstück. Andere Kinder gehen zu einer bestimmten Stunde in den Wald und lassen sich von der elementaren Stimmung dort verzaubern. Wie ist es am Morgen oder am Mittag, wie im Winter, Sommer, Frühling und Herbst, was gibt es alles wahrzunehmen! Und: Tiere sieht man nur, wenn man leise ist und geduldig wartet und manchmal auch dann nicht. Es gibt eben keine Garantie.
Wie wunderbar ist es “Buden” aus Stöcken, Ästen, Laub zu bauen oder im Sommer einen Bach zu stauen und plötzlich hat man einen kleinen See. Kommt man dann nach einer Weile wieder, hat sich manches verändert, nichts ist möglicherweise so, wie man es zurückgelassen hatte. Vielleicht hat es einen Sturm gegeben oder heftige Regenfälle. Vielleicht haben aber auch andere Kinder an derselben Stelle gespielt und dasselbe gemacht wie man selbst. Dann gibts nur eins: neu machen.
Vielleicht werden auch Dinge in der Natur gesammelt, mit ins Schulhaus getragen und dort weiter verarbeitet. Vielleicht wird etwas sehr fantasievolles gebastelt, ein krummer Stock, aus dem ein Drachen entsteht. Vielleicht wird in einem Eimer voll mit kleinen Steinchen, einem mit Lehm und ein paar Stöckchen das Baumaterial für ein kleines Häuschen vorbereitet.
An manchen Schulorten gibt es feste Tage, etwa einen in der Woche, manchmal gibt es kleine Epochenblöcke für diese Werkstunden.
Spannend ist die Personalfrage und es ist gut, wenn sich Eltern oder Großeltern begeistern lassen, mit zu machen, fest steht nur: ein festes Konzept gibt es nicht. Und eine Verpflichtung dies oder das machen zu müssen auch nicht.
Werken mit den "Kleinen" ist eine Willensfrage: will ich das als einzelner Lehrer, kann ich meine Kollegen begeistern? Immer ist es ein mutiger Schritt und der wird immer wieder neu getan. Im Sinn haben muss man aber auch: ein Konzept lebt nur solange, wie die Menschen da sind, die es in die Tat umsetzen wollen.
Wie oben schon erwähnt, betont schon Rudolf Steiner in Oxford 1922, dass ein “Werkunterricht” durchaus früher einsetzen solle.
Seit etlichen Jahren taucht bei den Internationalen Werklehretagungen das Thema “Werken in der Unterstufe” immer wieder auf. 2021 in Karlsruhe wurde dazu eine Resolution “Werken ab der ersten Klasse” verfasst und der Wunsch laut, dass man in den "Richter-Lehrplan” wolle. Diese Initiative haben wir 2024 mit einer Texteingabe ergriffen, die wir mit Kolleg:innen aus dem Arbeitskreis der Werklehrer im Bund der Freien Waldorfschulen abgestimmt haben.
Liest man im “Richter-Lehrplan” zum “Werkunterricht” (Ausgabe 2016), stößt man auf den Satz: Ab der 3. Klasse haben die Kinder die Idee selber tätig zu werden… Natürlich stimmt das, wenn man solche Ereignisse, wie den “Ich-Einschlag” oder das Rubikon-Erleben im gedanklichen Hintergrund bewegt. Dann erwacht auch die “Idee”.
In unseren Augen greift diese Aussage im Ansatz allerdings zu kurz, denn das kleine Kind ist, schon wenn es geboren wird durchaus aus sich selbst heraus hochmotiviert “es selbst zu tun”. Jeder kennt die Situation, dass man als Erwachsener einem Kind etwas aus der Hand nimmt und nur eine aufgebrachte Stimme hört, die schreit “will selber”. Die angesprochene “Idee” kommt tatsächlich erst im Laufe der dritten Klasse.
Das war für uns der Anlass, mit Kolleginnen und Kollegen den Austausch zu suchen und die Frage zu bewegen: Wie geht “Werkunterricht in der Unterstufe/ mit den Kleinen”?
Wir kennen Stefan Baum seit vielen Jahren. Nach seiner Selbstständigkeit als Schreinermeister mit eigenem Betrieb, hat er die Schreinerei am Institut für Waldorfpädagogik in Witten-Annen geleitet, mit Studenten des Fachbereichs Handwerk/Bildende Kunst (HBK), Auftragsarbeiten wie Möbel- und Messebau ausgeführt und sich nebenbei selbst in der Waldorfpädagogik ausgebildet. Seit etlichen Jahren unterrichtet er Kinder und Jugendliche im Bereich Holzwerken und Schreinern an der Blote-Vogel-Schule in Witten-Annen. Zum Schulkonzept gehört es, mit dem Werkunterricht in der 1. Klasse zu beginnen.
Mit Stefan Baum haben wir im Rahmen unserer “Online-Coaching-Talks” im April 2024 ein spontanes ZOOM-Gespräch geführt, das wir aufgezeichnet und im November 2024 bearbeitet und veröffentlicht haben. Der äußere Rahmen hat einen rudimentären Werkstattcharakter, den man durchaus hätte professioneller gestalten können. Die Aufnahme hatte während des Gesprächs einzig eine Notizfunktion und war überhaupt nicht zur Veröffentlichung vorgesehen. Gleichzeitig hat diese spontane Aktion allerdings einen recht hohen Bewusstseinsrahmen geschaffen, der ungeschliffen formulierte Gedanken entstehen und scheinbar zusammenhanglose Berichte in fazitartige Erkenntnisse gerinnen ließ. So konnten wir einen thematisch-inhaltlichen Bogen spannen von der ersten bis zur vierten Klasse, der sich an der Entwicklung des Kindes in diesen Lebensaltern orientierte. Nebenbei konnten wir in einige beharrlich tradierte Irrtümer ein wenig sinnstiftende Ordnung bringen.
Wir haben das Gespräch in fünf etwa fünfzehnminütige Sequenzen (Folgen 1-5) geteilt. Über die Links unten gelangt Ihr direkt zu unserem YouTube-Kanal und der ausgewählten Folge.
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Themen der einzelnen Folgen: |
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Blick in den Lehrplan; Brainstorming zum Thema |
Die Werkstunde bei den Kleinen; Tatsachenlogisches Arbeiten
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Lehrplan 1-4 - Ideen und Leitmotive; Holzstaub und Dreck – feiner Faden und Filz; Entwicklungsbogen von Klasse 1 – 4 |
Werkzeugkompetenz und Grenzerfahrung; Beilen in der 5. Klasse; Das eigene Messer; Entwicklungspädagogik und Selbsterfahrung |
Werken, die Schnitztechnik und die Handwurzelknochen; Coronaschnitzen; Ein paar An- und Abschlussgedanken und Erinnerungen |
Die Aussagen im Film haben wir in unserem hier vorliegenden Buch “Werken in der Unterstufe” ver- und bearbeitet und inhaltlich weiterentwickelt. Das Video ist für uns mit der Hoffnung verbunden, ins kollegiale Gespräch einzutauchen und dem Thema “Werken mit den Kleinen” eine weiter- und tiefergehende Beachtung zu Teil werden zu lassen.
Helmut von Kügelgen schreibt zur Neuauflage des Heftchens Vom Lehrplan der Freien Waldorfschule 1978 (Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 1983, S. 7)
“Rudolf Steiners Vorschläge und Hinweise zur Lehrplan-Gestaltung, die er aus seiner menschenkundlichen Forschungsarbeit gab, wurden von Caroline von Heydebrand gesammelt und mit den Erfahrungen und Arbeitsergebnissen derjenigen Waldorflehrer zusammengefügt, die noch unter der Anleitung Steiners an der ersten Freien Waldorfschule gearbeitet haben.”
Fälschlicherweise wurde die Schrift in seinen Augen verkürzt als “Lehrplan” bezeichnet, was die Kritiker auf den Plan rief. Weiter schreibt er:
“Die Kritiker dieses Buches haben in ihm gesucht, was weder bei seiner Niederschrift gemeint war, noch heute darin zu finden ist: ein festgelegtes Programm, das von Klasse zu Klasse bestimmt, was in einer ”richtigen" Waldorfschule durchzunehmen sei. Die “richtige” Waldorfschule gibt es überhaupt nicht."
Die verkürzte Titulierung “Richter-Lehrplan” Pädagogischer Auftrag und Unterrichtsziele - vom Lehrplan der Waldorfschule folgt der gleichen Methode, die auch schon Caroline von Heydebrand angewendet hat. Verglichen mit dem Heftchen und seinen knapp 60 Seiten ist der “Richter Lehrplan” mit seiner mehr als zehnfachen Dicke ein echter Wälzer. Aus der einen Waldorfschule sind weltweit mittlerweile 1283 geworden.
Ein Zeichen für die “innere” Vielfalt der Waldorfschulen ist das Bemühen diese auch in der strukturellen Aufbereitung des "Lehrplans" abzubilden. Genauso, wie es die “richtige” Waldorfschule nicht gibt, genauso richtig ist es aber auch, die “Erfahrungen und Arbeitsergebnisse derjenigen Waldorflehrer” einfließen zu lassen, die heute gestaltend an allen Waldorschulen weltweit tätig sind.
In diesem Sinne bewegen wir uns in einer guten Tradition, Inhalte, Aspekte und deren Einsatzmöglichkeiten im Unterricht an einer Waldorfschule als eine Handlungsoption anzubieten, die einen menschenkundlichen Grundkonsens voraussetzt. Tatsächlich hat sich im Laufe der Entwicklung im Fach “Werken” eine Tendenz herausgebildet auch schon in der Auflage von 2016 das erste bis achte Schuljahr in den Blick zu nehmen. Die Ausformulierung der “Gesichtspunkte, Leitmotive und Unterrichtsmethode” blieb dabei noch offen.
Im November 2024, wurde die Online-Ausgabe des “Richter-Lehrplans” im Fach “Werken” um eine Parallelspalte ergänzt. Neben dem bisherigen Eintrag und in Ergänzung gibt es jetzt einen solchen, der sich auf das “Werken in der Unterstufe” bezieht. Unseren eingereichten Text geben wir an dieser Stelle unredigiert wieder. Zugang zum exklusiven Teil des Lehrplans bekommen alle Nutzer, die über eine gültige, beim Bund der Freien Waldorfschulen registrierte Schul-Email-Adresse verfügen. Für "externe" Nutzer ist der Zugang kostenpflichtig.
Übergeordnete Aspekte und allgemeine Bildungsziele für das 1. bis 8. Schuljahr
In seinen Lehrplananregungen legte Rudolf Steiner großen Wert darauf, der Erziehung zum Praktischen den gleichen Stellenwert beizumessen wie der intellektuellen und der künstlerischen Bildung. Das Ziel dabei ist nicht allein, handwerklich-praktische Fähigkeiten zu erwerben. Vielmehr wirkt das Üben der Geschicklichkeit unmittelbar auf die kognitiven Fähigkeiten zurück. „[…] wenn man weiß, dass jemand, […] der seine Finger ordentlich zu bewegen weiß, auch biegsame Gedanken und Ideen hat…“ (Steiner, GA301, 5. Vortrag, S. 80 – „Gerade die Integration von Sinnesreizen und Bewegungsabläufen ist ein ganzheitlicher Entwicklungs- und Reifungsprozess für das Gehirn“ (Korte) Deshalb kommt dem Handwerksunterricht große Verantwortung zu.
Während das kleine Kind in seinem Spiel die Tätigkeiten der Erwachsenen unmittelbar begleitet und gleichzeitig „mit-tut“, möchte das Kind, wenn es um den Beginn des Zahnwechsels herum in die Schule kommt, tätig werden und nachahmend, zeitversetzt lernen. Ein „So-tun-als-ob“ ist nicht gefragt, es geht immer um „echtes“ Tun und ehrliche Arbeit. Die Unterrichtsinhalte sollen Selbstwirksamkeitserfahrungen vermitteln. Durch eine breite Sinnesschulung und basale Erfahrungen mit vielfältigen Naturmaterialien kann die Werktätigkeit hier förderlich wirken.
Das Ich-Erwachen in der dritten Klasse (Rubikon) lässt das „Werken“ für die Kinder zu einer existenziellen Tätigkeit werden: Hausbau, Ackerbau, Brotbacken - alles notwendige Tätigkeiten um das Leben zu sichern. Der paradiesische Zustand ist vorbei. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, mit Handwerkzeugen umzugehen, auch durchaus ein Messer zu benutzen.
Das Thema „Handwurzelknochen“ (Seufert/in M. Martin, S.171) lenkt den Blick zurecht darauf, dass Muskulatur und Knochenbau der Kinder noch nicht ausgewachsen sind. Von daher muss sorgsam und mit Bedacht gearbeitet werden. Hilfreich ist es unter anderem, selbst kleine Schnitzmesser für die Kinderhand herzustellen, oder sehr leichte Beile zu schmieden. Auch kann mit einer angemessenen Arbeitstechnik schonend Überlastungen vorgebeugt werden.
Vom 5. bzw. 6. Schuljahr an beginnt dann das klassische Mittelstufenwerken nach Stuttgarter Vorbild (Heydebrand-Lehrplan). Nach und nach werden die verschiedenen Werkzeuge eingeführt und später auch die ersten, einfacheren Holzverbindungen erlernt. Dabei ist die ästhetische Gestaltung ebenso wichtig wie die Funktionalität und die genaue Bearbeitung. Auch sollte der sorgfältige und fachgerechte Umgang mit Werkzeug und Material sowie die Ordnung in der Werkstatt gepflegt werden.
Je nachdem wann das Werken erstmals in einer „Fachstunde“ erteilt wird, wird ein Werkanfangsunterricht unterschiedlich gestaltet sein. Der Werkunterricht mit verschiedenen Naturmaterialien lässt sich wie schon für das (-> )Plastizieren vorgesehen in den Hauptunterricht integrieren. Klassenlehrer:in und Werklehrer:in stimmen sich über inhaltliche und unterrichtsorganisatorische Fragen ab. In die Werkstunde lassen sich ebenso Inhalte aus dem Hauptunterricht einbetten, um diesen zu entlasten (Plastizieren, Bastelarbeiten, Projekte).
1. Schuljahr
Gesichtspunkte, Leitmotive und Unterrichtsmethode
Die Geburt des Ätherleibes wird unterstützt. Beim Werken geht es bekannterweise wie in jedem Unterricht vordringlich darum, Entwicklungsschritte und -prozesse zu unterstützen und zu fördern. Werkunterricht ist keine handwerkliche Ausbildung. Eine Sinnesschulung findet statt, die Kinder haben Selbstwirksamkeitserlebnisse und erlernen einzelne Handgriffe, um „etwas schaffen“ zu können. Durch eine Materialvielfalt soll eine breite Auswahl von Sinnesreizen angeboten werden und das Eigenerleben in der Begegnung mit den unterschiedlichen Materialien fein ausgestaltet werden (Differenzierte Übung der Grob- und Feinmotorik).
Mögliche Unterrichtsinhalte
2. Schuljahr
Gesichtspunkte, Leitmotive und Unterrichtsmethode
Nun können schon ganze Bewegungsabläufe erlernt und durchgeführt werden, Genauigkeit kann Teil der Aufgabe sein. Die Kinder sind begierig, Dinge zu verändern und zu gestalten. Klassische „Bastelarbeiten“ können durchgeführt werden, wobei darauf zu achten ist, möglichst aus dem ganzen Material heraus zu arbeiten und möglichst wenig Vorgefertigtes (wie Kopiervorlagen o. ä.) zu verwenden.
Mögliche Unterrichtsinhalte
3. Schuljahr
Gesichtspunkte, Leitmotive und Unterrichtsmethode
Der Rubikon in Verlauf des 9. Lebensjahres lässt die Verortung in der Welt zur existenziellen Lebensaufgabe werden. Passende handwerkliche Arbeiten zur Handwerkerepoche, zum Messen und Wiegen und zum Hausbau können dabei unterstützen. Das Schnitzmesser und das Handschnitzen werden eingeführt, verschiedene Schnitztechniken entsprechend der Aufgabe werden erlernt.
Mögliche Unterrichtsinhalte
4. Schuljahr
Gesichtspunkte, Leitmotive und Unterrichtsmethode
Die Kinder haben den Rubikon überschritten und sind begierig, sich zu erproben und ihr Können zu zeigen. Ein selbst hergestelltes Schnitzmesser kann der „Ritterschlag“ des Werkanfangsunterrichtes sein. Die Arbeiten dürfen sich nun auch über mehrere Schulstunden erstrecken, denn Ausdauer und Durchhaltewillen sind geweckt. Hat die Klasse genügend Vorerfahrung mit dem Handschnitzen gemacht und sind entsprechend kleine Klüpfel vorhanden, können auch bereits erste Arbeiten an der Werkbank durchgeführt werden.
Mögliche Unterrichtsinhalte
5. Schuljahr
Gesichtspunkte, Leitmotive und Unterrichtsmethode
Alle weiteren Werkzeuge der Holzwerkstatt werden nach und nach eingeführt und ihre Handhabung geübt, so dass allmählich eine Kompetenz in der Auswahl des jeweils passenden Werkzeuges erworben wird. Auch kann jetzt eine erste Holzkunde erfolgen, denn die Kinder können das Prinzip des Faserverlaufes auch schon theoretisch erfassen. Arbeitssicherheit und Ordnung in der Werkstatt müssen immer wieder Thema sein, um ein gefahrarmes und strukturiertes Arbeiten am Werkstück zu gewährleisten.
Mögliche Unterrichtsinhalte
Es sind die einschneidenden Erfahrungen, die die Kinder im Laufe ihres Lebens machen, die sie auf der einen Seite prägen, die sie aber auch in die Lage versetzen, selbst Gestalter zu werden. In der Zeit der Unterstufe sind dies zwei Schneid-Werkzeuge die das Kind kennenlernt: die scharfe Bruchkante eines Feuersteins und die Klinge eines Messers. Beide lernt es auf verschiedene Weisen zu benutzen. In der 5. Klasse kommt ein weiteres Werkzeug hinzu, das Beil. Es ist zweifach verwendbar, als Schlagwerkzeug, etwa um einen Holzklotz mit einem gezielten Schlag zu spalten und als Schneid-Werkzeug, um die Oberfläche eines Werkstücks zu behauen und zu glätten.
Ehe ein Werkzeug in die Hand eines Kindes übergeben wird, müssen sich Lehrerin oder Lehrer der Gefährdungen bewusst werden, die von einem Werkzeug ausgehen können. Die Kinder müssen lernen, worauf sie achten müssen, wenn sie mit einem scharfen Werkzeug arbeiten. Nur so ist eine weitestgehend gefahrlose Nutzung gewährleistet.
1.1 Das Beil muss vor der Benutzung überprüft werden, ob der Beilkopf fest sitzt und die Klinge scharf ist. Ein loser Beilkopf kann sich lösen und in seiner Umgebung zu Verletzungen führen, ein stumpfes Beil beißt nicht, kann beim Auftreffen auf das Werkstück zurückfedern und zu Schnittverletzungen führen. Gefährdung: hoch
1.2 Das Beil wird durch den Raum getragen, indem es am Beilkopf festgehalten wird und die Schneide in der Hand liegend nach vorne zeigt. Das Beil wird übergeben, indem der Empfänger, den Stiel in die Hand bekommt. Hat der es fest in der Hand, kann der Abgebende das Beil loslassen. Gefährdung: gering
1.3 Beile können beidseitig, sowie rechts- und linksseitig geballt sein. So sind sie u.U. für Rechts- oder Linkshänder besser geeignet. Wichtig ist es, zu erkennen, welches Beil für wen geeignet ist. Werden sie vertauscht, beißen sie nicht so schnell und es besteht die Gefahr des Abrutschens vom Werkstück. Gefährdung: mittel
1.4 Beim Beilen sollte arbeitende Hand das Werkzeug kurz hinter dem Beilkopf halten. So kann präziser geschlagen werden. Das Beil sollte beim Ausholen mit seiner Schneide nicht höher als das Werkstück kommen, um eine Schnittverletzung an der haltenden Hand zu verhindern. Gefährdung: hoch
1.5 Die haltende Hand sollte das Werkstück mit dem Handballen fest auf den Hackklotz pressen, wobei darauf zu achten ist, dass die Finger rückseitig abgewinkelt sind und nicht hervorstehen. (Schutz der Finger!). Gefährdung: hoch
1.6 Es soll nur mit der Maserung gebeilt werden! Schlägt man quer zur Maserung, besteht die Gefahr, dass das Beil nicht beißt und unkontrolliert zurückschnellt. Es besteht ein hohes Verletzungsrisiko. Gefährdung: hoch
1.7 Beim Beilen ist auf einen sicheren Stand zu achten. Der Boden muss frei von herumliegenden Gegenständen sein, der Raum im Rücken darf nicht verstellt sein. Man muss immer bereit sein, wegspringen zu können, falls etwas schief geht.
Gefährdung: hoch
1.8 Beim Beilen ist die unbedingte und ungeteilte Aufmerksamkeit vonnöten. Ist man abgelenkt, soll das Werkzeug sofort ruhen. Dann dürfen keine Schläge mehr ausgeführt werden. Gefährdung: hoch
1.9 Ergonomie Gefährdung: mittel
Bei der Arbeit mit zu schweren Beilen ermüdet man leicht, kann eine Sehnenscheidenentzündung bekommen und man kann das Beil nicht sicher führen.
Die Lärmbelastung durch das Arbeitsgeräusch ist gering. Gefährdung: gering
Axt oder Beil? Ein einfacher Unterschied: die Axt ist das größere Werkzeug und wird meist mit beiden Händen geführt, das Beil ist das kleinere von beiden.
Die Schüler:innen, Fünftklässler, wussten schnell die Namen treffsicher zu unterscheiden: die Axt, besonders die Spaltaxt und auch der Spalthammer wurden benutzt, wenn die Werkstücke zugerichtet wurden, mit dem Beil wurde zunächst grob und dann immer feiner gearbeitet.
Als Kind bekam ich einmal ein kleines Holzspielzeug geschenkt mit einem Aufkleber, dessen kyrillische Buchstaben die Herkunft verrieten: ein Bär saß auf einem Klotz und spielte Musik, schlug die Trommel und ein Becken. In Bewegung kam er, wenn man die kleine Holzplatte in der Hand in eine Drehbewegung versetzte und eine darunter befindliche Kugel im Kreis fliegen ließ. Zwei Fäden verbanden die Kugel mit den beweglichen Armen des Bären und setzten diese bedingt durch Fliehkraft und Fadenspannung in eine Bewegung, auf und ab.
Das Funktionsprinzip ist das gleiche wie bei den wohl bekannten pickenden Hühnchen. Interessant war aber die Geschichte hinter diesem Spielzeug. Es hieß, das sich russische Holzfäller an den ewig langen Winterabenden in ihren Lagern mit solchen Schnitzarbeiten beschäftigten, um sich die Zeit zu vertreiben. Dabei war vermutlich das Beil das Werkzeug der Wahl, mit dem sie die Formen grob zurichteten und die Oberflächen glätteten. Schneide und Spitze der Klinge führten sie so geschickt, dass auch feine Gesichtszüge, Augen, Ohren und Mimik angelegt werden konnten.
Heute in der Zeit der Vollerntemaschinen, die große Bäume packen, absägen, entasten, ablängen und stapeln, alles in einem Arbeitsgang, gehört diese russische Holzfällerromantik der Vergangenheit an.
Wenn ich den Kindern angesichts des kleinen Handspielzeugs von den Holzfällern erzählt habe, den kurzen sibirischen Tagen, den langen Nächten in den tiefverschneiten Blockhütten, die sie selbst als allererstes aufgebaut hatten, um vor der Kälte, dem Schnee und den wilden Tieren geschützt zu sein, von den scharfen Werkzeugen, zu denen wohl auch noch Messer gehört haben mögen, dann tauchten sie unweigerlich in diese Welt ein. Dreißig Meter hohe Fichten zu fällen war das eine. Dass diese großen, kraftvollen Holzfällerhände aber auch solche filigranen Spielzeuge anfertigen konnten, damit hätten sie nicht gerechnet.
Das Beil ist sicherlich das gefährlichste aller Werkzeuge, mit denen wir im Werkunterricht umgehen. Für mich als Werklehrer war das ein Grund, es einzuführen, zu einer Zeit, in der die Aufmerksamkeit der Kinder am größten und wachsten war. Alles in der Werkstatt war neu* und diese sollte zukünftig ihr Arbeitsplatz sein. Ein Arbeitsplatz und eben kein Spielplatz. Angst sollten die Kinder nicht haben, aber Ehrfurcht. Die Werkzeuge waren eben keine Spielzeuge.
Gefährlich wären Axt und Beil nur, wenn sie stumpf wären und nicht “beißen” könnten. Dann würden sie nicht ins Holz hineinschneiden, sondern zurückprallen und den Bildhauer verletzen können. Bildhauer, das würden wir in Zukunft sein.
*In Remscheid beginnt der Werkunterricht in der 5. Klasse, in Kastellaun in der 3. Die Frage ist berechtigt, ob ein früherer Beginn, etwa in der 3. Klasse an der Aufmerksamkeitssituation grundsätzlich etwas ändern würde, ein spannender Diskussionsansatz.
Irritierend sind heutzutage solche “Unboxing” Videos, die zeigen, wie ein Werkzeug oder eine Maschine ausgepackt wird, nachdem der Paketbote sie geliefert hat. Das Ganze erweckt den Eindruck, als handele es sich um Spielerei, als sei Heimwerken ungefährlich und dass jeder das so einfach könne. Das kennen die Kinder von ihren handwerkaffinen Eltern, meist Vätern. In der Regel durften sie auch schon die Werkzeuge im Hobbykeller benutzen, manchmal wissen sie auch schon einiges über deren Handhabung.
In einer Werkgruppe ist es aber anders: da muss jedes Kind genau Bescheid wissen. Jeder Handgriff muss "sitzen" von dem Moment, in dem das Beil den Werkzeugschrank verlässt bis zu dem, wo es nach der Arbeit wieder verstaut wird.
Werkzeug ist dann gefährlich, wenn man unbewusst damit herumspielt.
Beim Arbeiten mit scharfen Werkzeugen gilt immer: ich muss alle Sinne beieinander haben. Nebenbei oder “mal eben” geht gar nichts.
Beim Beilen stehe ich meinem Werkstück gegenüber. Die Augen blicken von schräg oben auf die schaffende Hand und haben die haltende Hand dabei im Blick. Die Füße stehen ein wenig auseinander, die Knie leicht federnd, sprungbereit. Der Raum im Rücken ist frei, so dass ich jederzeit wegspringen könnte, wenn es nötig wäre.
Die haltende Hand presst das Werkstück mit dem Handballen auf den Hackklotz, die Finger sind versteckt, stehen jedenfalls nicht vor. Die schaffende Hand hält das Werkzeug fest am Stiel, kurz hinter dem Beilkopf. Grundsätzlich gilt: je näher am Beilkopf umso präziser die Führung, je weiter Richtung Stielende umso größer die Kraft.
Die Schläge sollten nur so ausgeführt werden, dass die Beilschneide nicht höher steigt als das Werkstück. So ist die haltende Hand stets sicher. Die Einschnitte sollten nicht über die halbe Werkstückhöhe hinausgehen. In jedem Fall sollte man das Werkstück frühzeitig umdrehen.
Im Falle einer Ablenkung sollte man das Beil sofort ablegen und keine Schläge mehr führen. Ich muss immer sehen, was meine Hand tut.
Die Verletzungsgefahr durch ein Werkzeug ist dann am größten, wenn die Aufmerksamkeit nachlässt.
Deshalb ist es wichtig auch diese Zeiten zu beachten und Antworten auf folgende Fragen zu haben:
Es ist wichtig, dass Regelungen eindeutig sind und immer gelten. Alle müssen sie befolgen. Wenn nach einiger Zeit eine Gewohnheit einsetzt, wird es nötig sein, sich die geltenden Regeln immer mal wieder bewusst zu machen. Nur so kann man auf Dauer wirklich sicher arbeiten.
Verletzungen oder Arbeitsunfälle können immer wieder geschehen. Dann hat man Pech gehabt. Wichtig ist es später aber zu wissen, warum das Missgeschick passiert ist.
Ist das Werkzeug zu schwer, muss man es leichter machen. Der andere Aspekt ist die Arbeitstechnik.
Je nachdem, wie ich das Beil führe, spalte ich durch gezielte Schläge in die offenstehende "Tasche" (Kerbe) größere Stücke ab. Lasse ich aber die schaffende Hand leicht rotieren, gleich einem Radfahrer beim Trampeln, ziehe ich gleichsam die Schneide durch die Kerbe und schneide den Span oberflächlich ab. Diese Arbeitsweise erfordert deutlich weniger Kraft und belastet den gesamten Knochenbau weniger stark.
Thomas Rappaport (†) hat das 600g-Küchenbeil einfach zerschnitten, jetzt wog der Kopf nur noch etwa 300g. Mit ein wenig Schmiedearbeit gelang es, einen ebenso leichten Dechsel herzustellen, der in höheren Klassen zum Einsatz kommen kann.
Ein anderer Werklehrerkollege, Birger Radsack, hat ebenfalls experimentiert und ein noch leichteres Beil “erschaffen”, dessen Kopf nicht so einen langen schmalen Hals hat und die Schneide länger ist, was ein noch kraftschonenderes Arbeiten in einer rhythmischen Kreisbewegung ermöglicht: der Span wird nicht gehackt, sondern leicht geschnitten.
Es ist auch ein Upcyclingprodukt, das allerdings schon höhere Ansprüche an den Schmied stellt. Das Ausgangsmaterial ist ein Stück dickwandiges Gasrohr und ein Abschnitt von der Blattfeder eines Kleinlasters. Das Rohr wird erhitzt und über einen Dorn geschlagen, der in Form eines Beilstiels geschmiedet ist. Die quadratisch geschnittene Blattfeder wird in eine Form gebracht, so dass sich eine schön geschwungene Klinge ergibt. Das “Auge” kann wahlweise rechts oder links angesetzt werden, so dass die dem Werkstück zugewandte Seite flach ist. Da es sich um unterschiedliche Stähle handelt, werden beide vor dem Verschweißen erwärmt, was ein Verziehen verhindern und die Rissfestigkeit der Naht erhöhen soll. Diese sehr leichten Beile wurden seinerzeit von dem Schmied für Schüler in Serie gefertigt. Die Standfestigkeit des Federstahls ist sehr hoch, so dass ein Nachschärfen überflüssig ist. Für Kinderhände ist dieses Beil sehr leicht zu führen, besser noch als das langhalsige halbierte Küchenbeil. Ich habe es 2010 bei der Werklehrertagung in Stuttgart in Birgers Kurs geschmiedet. Seitdem wurde es von Schüler:innen in Remscheid benutzt und musste nie nachgeschärft werden.
Handelsüblich gibt es mittlerweile “Minibeile" in unterschiedlichen Preislagen zu kaufen.
Grundsätzlich ist es aber sehr sinnvoll sich kollegial auszutauschen und Erfahrungen mitzuteilen. Hier im Wiki ist so ein Ort.
Mir war es als Werklehrer immer wichtig, dass Schülerinnen und Schüler schon in der 5. Klasse alle relevanten Werkzeuge kennen lernen und wissen, wie man sie handhabt. Dazu gehören die verschiedenen Schnitztechniken mit dem Handschnitzmesser genauso wie der sachgerechte Umgang mit den Einspannvorrichtungen an der Werkbank, wenn mit Klöpfel und Stechbeitel gearbeitet wird.
Arbeit ist durchaus anstrengend und die Kinder müssen Techniken kennen lernen, um sich nicht einseitig zu überanstrengen. Ebenso entwickeln sich auch mit der Zeit Vorlieben für bestimmte Werkzeuge und ein Gefühl dafür, mit welchem Werkzeug man sich selbst am sichersten fühlt.
Wenn man sich als Lehrerin oder Lehrer beim Einsatz des Beiles im Unterricht unsicher ist, sollte man wirklich darauf verzichten. Günstig ist es allerdings sich klar darüber zu werden, warum einem der Einsatz des Beils in einer fünften Klasse etwa die genannten Bauchschmerzen "Bauchschmerzen" verursacht.
Ein großer Schritt ist es dann, wenn man sich als Oberstufenschüler selbst ein Werkzeug, einen Dechsel schmieden kann, um damit als Holzbildhauer künstlerisch zu arbeiten und die Technik des Beilens aber schon von klein auf beherrscht..
Die wirtschaftliche Frage nach der Finanzierungsmöglichkeit von Werkstunden in der Unterstufe besteht durchaus. Uns geht es nicht darum, irgendwelche Extrastunden samt Finanzierung vorzuschlagen und aus dem Boden zu stampfen. Dennoch ist natürlich in vielen der genannten Beispiele eine Doppelbesetzung oder die Hilfe von Eltern nötig, oder die Arbeiten erfordern eine kleinere Gruppe. Unser Ansatz ist, kollegial kreativ zu werden und die Lücken zu sehen, die sich im Schulalltag meist irgendwo auftun, wo dann Unterrichtvertreten werden muss und diese Zeiten dann für das "Werken mit den Kleinen" zu nutzen.
Nimmt der Klassenlehrer Eltern dazu, kostet es nichts. Ist der Werkkollege bereit, Vertretungen zu übernehmen und bereitet sich entsprechend vor, kostet es (abgesehen von der regulären Vertretungsregelung) nichts. Fallen länger irgendwelche Fachstunden aus, weil Personalnot herrscht oder jemand plötzlich längerfristig krank wird, und jemand, dem das Thema liegt, hat noch Kapazitäten frei, können Stunden übernommen und mit einer Unterrichtsreihe sinnvoll gefüllt werden. Auch der Nachmittagsbereich oder eine wegen Bus- und Abholzeiten nötige Betreuungszeit kann Raum geben, Werkangebote zu machen.
Besonders, wenn ein künstlerisches oder Bewegungsfach ausfällt, ist es sinnvoll, die Lücke nicht mit noch mehr kopflastigen Übstunden zu stopfen, sondern für einen Ausgleich zu sorgen, der einigermaßen ähnliche Fähigkeiten fördert.
Ansonsten soll es nicht um die Einrichtung eines neuen “Fachbereiches” gehen, sondern unsere Anregungen können schon für eine Projektwoche, eine Epoche morgens im rhythmischen Teil des Hauptunterrichtes oder eine Klassenfahrt Vorschläge liefern, handwerklich tätig zu werden.
Hat man jedoch erst einmal begonnen, solche Werkangebote in den unteren Klassen durchzuführen, werden die Rückmeldungen von Kindern und Eltern sicher dazu beitragen, hier noch kreativer im Aufspüren von Gelegenheiten zu werden und auch kollegiale Mitstreiter zu finden, das Thema voran zu bringen.
Hier kann jede Schule ihre eigenen Ideen finden, oder eben auch nicht, es ist ja kein "Muss".
Wir möchten nur dem "Kann" eine Basis geben. Alles kann, nichts muss, das ist die Devise.
Bei der Sommerakademie in Stuttgart vom 2.8. bis 5.8. 2025 wird Heike erstmals einen Workshop für Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer zum Thema “Werken in der Unterstufe” anbieten. Es wird auf der einen Seite darum gehen, praktische Beispiele als Klassenlehrer:in selbst kennenzulernen und zu erarbeiten. Darüberhinaus wird es auch darum gehen, selbst in den Gedankenprozess einzutauchen, ob eine solche Kooperation für die eigene Arbeitssituation denk- und überhaupt vorstellbar wäre, um dann in einen Gedankenaustausch über mögliche Entwicklungsstrategien zu kommen.
Hierzu könnten wir Online-Coaching-Talks entwickeln und bereitstellen.
Nein, der Klassenraum ist kein Werkraum, aber er ist ein Raum, in dem gewerkt werden kann.
In letzter Zeit haben wir in der FB-Gruppe “Waldorfwerkleher” mehrfach Ideen vorgestellt, wie sich beispielsweise aus halben Stämmen archaische Werkbänke herstellen lassen, die über einfache Einspannvorrichtungen verfügen, auf denen gehämmert, gesägt, gebohrt werden kann, ohne dass die Sorge besteht, etwas könne kaputtgehen. Wenn man diese Halbstämme jeweils an ihren Enden ausklinkt, kann an diesen Plätzen auch gefahrlos gebeilt werden, auch, wenn man sich gegenüber steht. Hierzu werden wir noch eigene Beispiele vorstellen.
Eine Werkbank muss über ein hohes Eigengewicht und dicke Materialstärke verfügen. Die bietet ein gerader Stamm, wobei die Holzart nicht von bestimmender Bedeutung ist. Ein hartes Holz wie Buche ist einfach schwerer und steht sicherer, ein weicheres Holz wie Kiefer absorbiert eher den Kang des Hammerschlags. Um etwa Nägel umzuschlagen und platt zu hauen, empfiehlt sich ein kleiner Dengelamboss, der in die Bohrung eingesetzt werden kann. Im übrigen sollte die Werkbank wenig Platz beanspruchen.
Einspannvorrichtungen lassen sich aus Holzpflöcken schnitzen oder aus Rundstahl schmieden, wobei diese “Zwingen” eher in höheren Klassen zu empfehlen wären, wenn es ums Schalenschnitzen geht.
Dieser Text ist im Werkstattbrief zur Werklehrertagung 2020 in Prien erschienen. Coronapandemiebedingt konnte die Tagung nicht stattfinden, auch nicht im Jahr darauf. Erst im Herbst 2021 wurde der Versuch gemacht, wieder eine Tagung in Präsenz stattfinden zu lassen, diesmal im Parzivalzentrum in Karlsruhe. Dort bekam das “alte” Thema, “früher” mit dem Werkunterricht einzusetzen, was auch schon Rudolf Steiner 1922 angeregt hatte, neuen Auftrieb. Hier haben wir unter “”Früher beginnen?" dem Thema einige Aufmerksamkeit gewidmet.
Handwerklich-künstlerischer Unterricht ist das meistgenannte Motiv, warum Eltern ihr Kind in die Waldorfschule geben wollen. Schmieden beim Einführungswochenende für neue Eltern, da hüpft das Herz des Papas, das hätte er gerne für sich gehabt, das will er für sein Kind.
Das Neugeborene blickt in die Augen des ersten Menschen, der sich ihm zuwendet oder über es beugt. Dieser Blick drückt eine Weisheit aus, die überwältigend ist. Vielleicht will es sagen: ich durchschaue dich.
Alle Entwicklung geht vom Kopf aus, der ist für sich gesehen erst einmal fertig. Das Kind ist, wenn es auf die Welt kommt, völlig offen für seine Umgebung. Es nimmt über seine „Seelentore“ alles wahr, an und in sich auf. Es will alles begreifen, ganz willensmäßig, ungerichtet, auf kein Ziel fixiert. Es nimmt Laute, Töne, Bewegungen in sich auf und setzt sie direkt in Bewegung der Ärmchen und Beinchen um, zappelnd auf dem Rücken liegend, sucht so die Begegnung mit seiner Umwelt. Das sehr kleine Kind macht so erste Erfahrungen mit sich und seiner engsten Umgebung. Es ist völlig extrovertiert. Um bei sich sein zu können, muss man es einwickeln, eurythmisch „be-en“, in einer schützenden Gebärde halten. So kann es schlafen, zur Ruhe kommen und einen Besuch in der geistigen Welt machen, seinem Herkunftsort, um sich all der Dinge, Erfahrungen und Aufgaben zu versichern, die es im Gepäck hat für seine Erdenreise… Eine Zeitlang hat das Kind diese Erinnerungen noch, dann verblassen sie und verbinden sich mehr und mehr mit seinem Leib.
Wenn das Kind beginnt sich aufzurichten, hebt es seinen Kopf, blickt in seine Umgebung, sammelt optische Eindrücke. Sich bewegende Gegenstände in der näheren Umgebung reizen es, es will sie ergreifen. Rollen, Robben, Krabbeln und schließlich das sich Aufrichten, Gehen und Laufen vergrößern den Bewegungsradius immens. Im selben Maße erweitert sich das Interesse an allem Möglichen, das in seinen Wahrnehmungsbereich tritt. Der Erwachsene muss die Umgebung des Kindes absichern, ohne, dass sie uninteressant oder gar steril wird. Er muss dem Kind aber die Lern- und Erfahrungsmöglichleiten lassen, die es für seine Entwicklung braucht. Übergroße Vorsicht und Angst sind immer schlechte Ratgeber (bewusste Gefährdungsbeurteilung ist daher ein sinnvolles Instrument, auch im Elternhaus).
Es lernt, mit den Gegenständen in seiner Umgebung zu „spielen“, wobei es die Tätigkeiten in seiner Umgebung imitiert, sein Spiel ist seine Arbeit. Anfangs ist es nur das (Aus-)räumen und Betrachten, schließlich das Wegwerfen von Gegenständen. Vielleicht fängt es auch bald an zu sortieren, ineinander und aufeinander zu stapeln, aber nur solange, wie der Erwachsene in seiner Umgebung tätig ist. Das Kind macht mit, es ahmt mit, zeitgleich.
Wenn seine Phantasie erwacht, löst es sich vom Erwachsenen, geht in seine Spielecke und ahmt in seinem Spiel nach, was es vorher wahrgenommen hat: Kochen, Bügeln, Putzen, Einkaufen, Autofahren, Telefonieren, Handywischen… Es ahmt alles nach, auch Sinnloses. Erst im Spiel findet es heraus, was es für sich verwerten kann… Verbote, irgendetwas nicht zu tun oder zu lassen bewirken eigentlich nichts. Der Erwachsene muss (einfach) vorausschauend handeln. Auch unreflektiertes Handeln und Sprechen ahmt das Kind nach, mit meist einem den Erwachsenen störenden Erfolg… Verbotenes Handeln hat einen hohen Reiz…
In Zeiten dauernder Handypräsenz ist der Erwachsene ständig von außen absorbiert, der Kontakt zum Kind, besonders über den Blick ist gestört. Das Bild der jungen Mutter mit Buggy, Kleinkind in Fahrtrichtung, Handy in Aktion, brennende Zigarette und ein nerviger Hund an der zu langen Leine ist keine Seltenheit in unseren Fußgängerzonen.
Kinder mit etwa zwei Jahren verstehen sehr viel, soziale Interaktion wird bedeutsam, Unsicherheit und Uneindeutigkeit beim Erwachsenen werden vom Kind erkannt, entlarvt und aus Sicht des Erwachsenen als „Retourkutsche“ eingesetzt. Dieser fühlt sich dann leicht provoziert, eigentlich hat das Kind ihn aber nur nachgeahmt.
Mit 3-4 Jahren wird Tatsachenlogik bedeutsam. Abläufe von Prozessen müssen durchschaubar sein, so dass sie immer wieder nachgeahmt werden können. Sie müssen immer wieder in gleicher Weise passieren und so erfahren werden können. Rhythmus wird auf neue Art wichtig. Was anfangs für Still- und Mahlzeiten bedeutsam war, gilt jetzt für die Wochentage. Ein Zeitgefühl erwacht. Wiederholtes Tun bringt Erfahrung, durch übendes Wiederholen entsteht Sicherheit im Tun.
In der Kindergartenzeit präzisiert sich das Spiel immer weiter, „Spielzeug“ muss in Aussehen und Funktion immer realistischer werden, wobei es für das Kind durchschaubar bleiben muss. Gleichzeitig muss es ihm noch die Möglichkeit eröffnen, mit seiner Phantasie hineinzukommen.
„Zeug“, das etwa eindimensional an eine Kettensäge erinnert, detailgetreu nachgebildet ist und vertraute Geräusche macht, aber stumpf und damit unbrauchbar ist, hinterlässt nur das Gefühl beim Kind, dass dieses „Werkzeug“ eigentlich völlig ungefährlich ist und man damit herumspielen kann… Die Welt ist voll von solchen „so-als-obs“…
Realität wird oftmals als eine perfekte Täuschung präsentiert, selten wirklich begreifbar, häufig nur virtuell wahrnehmbar. „High-Fidelity“, kurz Hi-Fi genannt, eine Technik, die in 1960er Jahren aufkam meinte eigentlich die höchste Wiedergabetreue bei Tonträgern… Streng genommen war es eine nahezu perfekte Täuschung, analog, versteht sich. Digitaltechnik ist noch eine ganz andere Dimension…, allerdings heute zuhause in den meisten Kinderzimmern, immer und überall in endloser Vielfalt dank Internet verfügbar, der Babysitter schlechthin…unglaublich perfekt … Das Singen verstummt dabei zu leicht.
Mit dem Eintritt in die Schule, der „Geburt“ des Ätherleibs, werden die Kräfte frei, die das Kind zum „abstrakten“, leibungebundenen Lernen benötigt. Die Ebene der Ansprache ist das Gefühl, der Lehrer:in folgt das Kind nach als Autorität in allen Lebenslagen, so das Ideal… Sie vermittelt ihm die Welt in all ihren Facetten und Bedeutungen, eröffnet die Kulturtechniken und richtet alles so ein, dass das Kind ihr folgen kann, verstehen, was sie sagt und empfinden, was seelisch mitschwingt. So kann sich in ihm eine gewisse seelische Regsamkeit entwickeln, die es ermöglicht, dass Denken und Wollen in Bewegung und über das Fühlen in einen lebendigen Austausch kommen. Das Ziel eines jeden Unterrichts ist es, den Willen ins Denken zu heben und das Denken in den Willen zu führen. Ein besonderer Wert kommt dabei allem Künstlerischen zu.
„Die Welt ist schön.“ Ausgewogenheit, Harmonie, Symmetrie sind die Aspekte. Die seelische Anbindung des Kindes an das jeweilige Fach ist der Schlüssel, der „Fach- oder Epocheninhalt“ das Vehikel zur Entwicklungsförderung. Das Angebot ist idealerweise so aufgefächert, dass sich das einzelne Kind frei bedienen kann, sich mit dem versorgen, was gerade gut für es ist. Mitunter ist nichts dabei, dann muss die Lehrer*in ihr Angebot differenzieren. Das Kind will etwas lernen, in der Regel passt es auch inhaltlich und, das darf man nicht vergessen, tut das Kind eigentlich alles seiner Lehrer*in zuliebe. Das Vertrauen ist zumindest in den ersten Schuljahren ziemlich grenzenlos. Eltern haben dann ausgedient, stehen sozusagen in der zweiten Reihe. So der Idealzustand.
Die wirkliche Beziehungsfähigkeit des Schulkindes ist aber vielfach aus den verschiedensten Gründen verunsichert und irritiert. Das Vertrauen, der Lehrer*in als der liebevollen Autorität nachzufolgen muss häufig mühevoll aufgebaut werden, das sich entwickelnde Selbstbewusstsein steht auf tönernen Füßen.
„Seelische Regsamkeit“ bedeutet für einige Kinder eigentlich nur das Empfinden eines Schmerzes. Ihn zu betäuben ist häufig das Mittel der Wahl. Versachlichen der Inhalte, Reduzierung der Beziehungsmomente, Steigerung des Lerntempos, Erhöhung der Anforderungen, Leistungskontrollen, alles sind diziplinsichernde Maßnahmen. Sie erzeugen insgesamt ein diffuses Gefühl von Angst. Das Miteinander von Lehrer:innen und Schüler:innen verkümmert zu einem Gegeneinander.
Lernen mithilfe digitaler Medien leistet hier einen „hervorragenden“ Beitrag, auf den ersten Blick und nur scheinbar. Die fragwürdige Faszination erlahmt schnell, Reize müssen intensiviert und gesteigert, Levels wettstreitmäßig errungen werden. Damit rettet man sich als Lehrer:in über die Zeit, keine Frage. Wie steht es allerdings mit der Nachhaltigkeit, wo bleibt erworbenes Wissen, wie ist es mit Themen wie Sinneserfahrung, sich einlassen können, sozialer Kompetenz, Mut? Aber auch Genauigkeit, Geschicklichkeit, Phantasie, Feinmotorik, Spielfreude?
Die dankende Anerkennung des Bauern, wenn die Kinder einer dritten Klasse ihm an ihrem “Hoftag” geholfen haben ist echt, nicht pädagogisch.
Werkzeuge mit denen Kinder arbeiten, müssen scharf sein. Sonst sind sie gefährlich. Einfache Regeln können eigesehen und befolgt werden, eindeutige Aufgabenstellungen ebenso. Misslingt mir etwas, mache ich es noch einmal.
Im Zuge des nicht überschaubaren „Cyberbooms“ ist jede Form ausgeführter Handarbeit ein Segen für die kindliche Entwicklung. Alles was hier passiert ist echt, was ich tue bewirkt etwas, vielleicht „nur“ Späne… Habe ich ein Ziel, muss ich das ins Auge fassen, meine Hände schaffen, ich koordiniere, bin mit meinem Blick, meiner Aufmerksamkeit bei der Sache und zugleich bei mir. Bin ich abgelenkt, lege ich das Werkzeug weg, schaue mich um, erlebe andere Kinder, vergleiche meine Arbeit mit einer Anderen, erlebe Befriedigung oder Ansporn. Brauche ich Hilfe, hole ich mir die und bekomme sie auch, meine Fragestellung ist konkret, ich genieße zwar die Aufmerksamkeit der Lehrer:in, brauche sie aber nicht um jeden Preis, denn ihre Zeit ist nur begrenzt verfügbar. Wenn ich sie für „Aufmerksamkeitsspielchen“ verschwende, fehlt sie mir an einer anderen Stelle. Das habe ich erfahren und mir gemerkt. Beim vergleichenden Betrachten erkenne ich, dass jedes Werkstück „richtig“ ist in seiner Art, dass es unterschiedliche Fortschritte gibt, was aber unmittelbar mit mir und meiner Arbeit zusammenhängt. Manchmal habe ich keine Lust, dann tue ich etwas anderes oder tausche die Arbeit mit meiner Mitschüler*in, darauf bedacht, dass sie nicht „verhauen“ wird, muss also genaue Anweisungen geben und erhalten. Was ich nicht so sehr bemerke ist, dass die Zeit vergeht, manchmal sehr schnell. Ich lerne einzuschätzen, wie viel ich gearbeitet habe in der Zeit, die mir zur Verfügung stand, stelle fest, dass ich vielleicht doch zuviel gequatscht habe… Das sollte ich ändern, denn ich will ja bis Weihnachten fertig werden… Und Mama oder Papa sollen sich darüber freuen können…
Werken als Unterricht hat so viele Facetten, dass sie sich kaum alle benennen lassen. Manchmal ist es auch sehr anstrengend, dann geraten Mädchen oder Jungen ins Schwitzen, Jacken werden ausgezogen… Manchmal gibt's auch Blasen, wobei das nur anfangs auftritt, mit der Zeit bildet sich Hornhaut. Manchmal muss man als Lehrer:in bremsen, wenn sich Tempo und Kraft ins grenzenlose steigern wollen und die Selbstkontrolle zu kurz kommt. Lernen geschieht hier im wahrsten Sinne des Wortes ganzheitlich, alles spielt irgendwie ineinander integriert sich und wird integriert.
Die Lemniskate, die sich zeichnerisch in die Menschengestalt legen lässt, hat ihren Kreuzungspunkt in der Region des Herzens. Sie kommt im Werkunterricht tüchtig in Bewegung: Kopfkräfte werden abwärts als Aufmerksamkeit in Hände und Füße geschickt, Willenskräfte gestalten aufwärts strömend meine Gehirnstrukturen aus. Als ganzer Mensch bin ich herzlich mit dem verbunden, was ich schaffe, indem ich das aber verschenke auch mit den anderen Menschen.
Das Elternmotiv aus Zeiten vor der Einschulung verblasst. Anderes wird scheinbar wichtiger: Wissen, Noten, Prüfungen.
Der Blick des Neugeborenen aus seiner Weisheit heraus verändert sich, gerät vielleicht in Vergessenheit.
Wenn wir als Werklehrer dieses entwicklungsbelebende Fach unterrichten, müssen wir beide Impulse sehr ernst nehmen und wach halten, zur Not dafür kämpfen in unseren Kollegien.
Wir sind sehr nahe dran an dieser Aufgabenstellung, die Rudolf Steiner dem Gründungslehrer der Den Haager Waldorfschule Johan van Bemmelen gab und die morgens im Kollegenkreis im Anschluss an den Wochenspruch aus dem Seelenkalender gesprochen werden sollte:
Es ist dieses Kind aus der geistigen Welt zu dir heruntergestiegen.
Du sollst sein Rätsel lösen, von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde.
Einer Sache können wir gewiss sein: jedes Kind ist ein Werker…
Heike Birk Thomas Verbeck
Die Einteilung des Lebens in Siebenjahresschritte ist eine große Gliederungsordnung, die das Geborenwerden, die Emanzipation oder das Freiwerden der einzelnen menschlichen Wesensglieder beschreibt. Zwei Marken kennzeichnen die beiden ersten “Jahrsiebte”, nach der Geburt und Kindheit sind es zunächst die Schulreife, wenn der Bildekräfteleib geboren ist und das Ende der Klassenlehrerzeit, wenn der Empfindungsleib frei wird.
Was sich bei der Betrachtung sehr schnell zeigt, ist die Tatsache, dass die jeweils vorausgegangenen Entwicklungsphasen in das darauf folgende Jahrsiebt hineinreichen, quasi nachklingen und dass die Fähigkeiten aus der Zeit “davor” danach als Fertigkeiten verfügbar sind, so dass der Einstieg in die "neue" Zeit geschmeidig gelingen kann.
Besonders deutlich wird dies beim Schuleintritt: noch wirken die Nachahmekräfte und erleichtern dem Kind so, den Lehrer als vormachende und vermittelnde Autorität anzunehmen, der man nachfolgen kann. Interessant ist es, das zu beleuchten, was aus der vorgeburtlichen Zeit hereinragt: Der Kopf ist fertig und dann schießen quasi die Impulse in die Finger hinein.
Alles kommt in Bewegung: zappeln, Kopf heben, rollen, robben, krabbeln, aufrichten, laufen, dann das sukzessive frei werden der Hände, um das tun zu können, was ein Kind tun will. Dann kommt mit der Trotzphase und dem ersten Ich-Einschlag und dem Aufbegehren gegen die Eltern eine erste “Reife”, die in den Kindergarten zu gehen. In der Zeit wird die Fingerfertigkeit (Feinmotorik) ausgebildet und wächst die körperliche Kraft , etwas von A nach B zu bewegen (Grobmotorik).
Leider "müssen" die Kinder schon aus dem Haus, ehe sie dazu wirklich in der Lage sind, nicht, weil es eine Pflicht gäbe, nein die Eltern verletzen an der Stelle zum ersten Mal ihre Pflicht, die günstigste Umgebung für das Kind zu schaffen, in der es sich entwickeln kann: sie schicken es weg in eine Kinderbetreuung (Tagesmutter, Krippe, U2-Gruppe). Hier werden nach dem Ereignis der Geburt erste Traumata verursacht.
Um sich die Geburt zu ersparen, wird vermehrt der Kaiserschnitt gewählt, was Umfragen unter Müttern bei der Schulanmeldung in den vergangenen zehn Jahren und Statistiken ergeben haben. Dem Kind wir damit unwissentlich und unabsichtlich eine essentielle Erfahrung vorenthalten: sich durchzusetzen, um hinaus zu gelangen in die physische Welt. Es ist schon sehr bedeutsam, ob man sich selbst den Weg ins Leben erkämpfen muss oder ob man einfach aus dem Mutterleib herausgeschnitten wird. Auf jeden Fall kann das frisch auf die Welt gekommene Kind dann nicht sagen: ich habe es geschafft. Dass dieses Ereignis, versagt zu haben Auswirkungen auf den gesamten Organismus, besonders die Willensorganisation und die weitere Entwicklung hat, liegt nahe.
Betrachtet man den ganzen Entwicklungszeitraum, den ein Kind durchschreitet, ist es das Eingreifen der Erwachsenen, sei es als Eltern, Ärzte, Erzieher, Lehrer, Politiker, dass dem Kind wesentliche Reife-Zeiten einfach abschneidet, verkürzt, verfrüht.
Maria_Montessoris Übersetzung des Kinderwunsches an die Erwachsenen verhallt ungehört: Hilf mir es selbst zu tun. Lass es mich bitte selbst machen und mache es nicht für mich. Du nimmst mir meine Erfahrungsmöglichkeiten. Ich will scheitern dürfen, auf die Nase fallen und mir die Knie aufschrammen dürfen. So in etwa hat Frau Dr. Karin Michael, u.a. leitende Mitarbeiterin am Tessin-Zentrum für Gesundheit und Pädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart über diese Situation der Geburt bei der Sommerakademie 2024 gesprochen und was im Gegensatz dazu die Kaiserschnittentbidung für das Kind bedeutet.
Kinder wollen abgeholt, nicht vorbereitet werden. Sie sind zu uns gekommen, "heruntergestiegen" aus der geistigen Welt und wir sollen ihr Rätsel lösen. Hinzu kommt noch das mit der günstigsten Umgebung, das ist ein wunderbarer Dreiklang in der Kind-Eltern-Lehrerbeziehung.
"Es ist dieses Kind aus der geistigen Welt zu dir heruntergestiegen. Du sollst sein Rätsel lösen, von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde.” Rudolf Steiner übergab diesen Spruch bei einem Besuch dem Gründungslehrer der Den Haager Waldorfschule Johan van Bemmelen. Er sollte morgens im Kollegenkreis im Anschluss an den Wochenspruch aus dem Seelenkalender gesprochen werden.
"Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes. Wir müssen die günstigste Umgebung abgeben, damit an uns das Kind sich so erzieht, wie es sich durch sein inneres Schicksal erziehen muß." Rudolf Steiner, 20.4.1923, GA 306, S. 131.
Sobald das Kind in der Lage ist, den Pinzettengriff anzuwenden, versucht es, etwas in seinem Umfeld zu verändern.
Eine gute Übung ist es, ein Kind reife Himbeeren pflücken zu lassen. Gelingt die Koordination von Daumen und Zeigefinger, besser, die serielle Finger-Daumen-Opposition, am besten noch unter Hinzunahme des Mittelfingers dann schafft es das Kind, die reife, weiche Beere vom Stauch zu pflücken ohne sie zu zermatschen, was unweigerlich passiert, wenn sich die Finger wie die Backen einer Flachzange an die Beere drücken.
Jede Sortierarbeit, kleine Perlen von einem Schälchen in ein anderes zu tun, so dass am Ende keine bunte Perlensuppe mehr dasteht sondern jeweils ein Schälchen mit jeweils roten, gelben und blauen Perlen ist eine wunderbare Übung, die Kinder gerne von sich aus machen. Ordnung schaffen, einen Überblick, eine Orientierung zu gewinnen sind Grundbedürfnisse eines Kindes, wenn das Selbstbewusstsein erst einmal erwacht ist und die Sicherheit der Umgebung ins Wanken gerät.
Pädagogisch günstig ist es immer, Handlungen und Tätigkeiten, aber auch Gedanken in umgekehrter Reihenfolge zu durchlaufen. Daher ist die Zubereitung einer Gemüsesuppe ein genialer Umkehrprozess: Früchte und Gemüse sammeln, waschen und in kleine Stücke zu zerschneiden, würzen und kochen und mit Appetit verzehren.
Das Bewusstsein des kleinen Kindes ist eben noch nicht in den Fingerspitzen angekommen, wenn es mit 5 oder gerade 6 in die Schule kommt. Der Bildekräfte- oder Ätherleib hat seine Aufgabe die Organe auszubilden in dem Alter noch nicht abgeschlossen, ist noch nicht frei und noch nicht bereit für neue Aufgaben.
Das Kind weiß im Grunde, was es will und tut das auch, wenn es nach der Nacht aufgestanden ist und seinen Tag beginnt. Da kommt ihm dann aber direkt etwas entgegen, das seinen Widerstand weckt, wenn es die Schule betritt: ein Lehrer, der ihm sagt, was es tun soll.
Zum Glück dürfen die Kinder morgens noch ein wenig spielen, sich vielleicht draußen im Matsch austoben, ehe die Schule mit ihrem Programm losgeht, dann dürfen sie sie selbst sein, allerdings wohl wissend, dass das nur das “Vorspiel” ist der Hauptakt, das “Lernen” steht unmittelbar bevor.
Unser Thema ist nicht dieser politisch verordnete pädagogische Fehlgriff, der Generationen von Kindern das Leben versauert, der Schulmüdigkeit, Unlust und eine Verweigerungshaltung produziert, der sie in ihrem Lernwillen behindert, weil eben zur Unzeit etwas von Kind verlangt wird, das es aber noch nicht bewältigen, geschweige denn erfüllen kann. Langfristiges Scheitern und seelische Verkümmern sind die Folgen.
Allerdings kann es helfen, die Folgen dieses Vorgreifens abzumildern, indem die Kinder die Gelegenheit bekommen wirklich aus sich heraus und ihrer ureigenen Motivation heraus tätig zu werden.
Die Schrift “autonom lernen - intuitiv verstehen” beschreibt nachdrücklich die Grundlagen kindlicher Entwicklung. Es wird im Einzelnen noch darauf eingegangen werden.
Im Grunde beginnt es mit der Schulreifeuntersuchung, die ihren Namen und ihre Qualität eingebüßt hat und zu einer Feststellung der Schulfähigkeit anhand eines scharfen Profils (Schulfähigkeitsprofil NRW download) verkommen ist.
Natürlich zeigt das Kind Entwicklungsdefizite, wenn man zu früh untersucht, genauso wie ein Apfel dies tut, wenn man ihn bereits im Juni pflückt. Er weist ein eindeutiges Geschmacksdefizit auf und ist tatsächlich ungenießbar. Hätte man ihn noch bis in den September am Baum gelassen, wäre er gereift und vermutlich lecker.
Die erkannten Defizite führen in der Regel dazu, dass angeraten wird sie therapieren zu lassen, um sie zu beheben. Der Lernfortschritt einer ganzen Gruppe geschieht nicht von alleine und vor allem zu langsam, so dass Fördermaßnahmen indiziert sind. Das sichere vertrauensvolle Gefühl, dass eine Entwicklung im Kinde schon einsetzen wird weicht der Unsicherheit und der Angst im Erwachsenen, dass dies möglicherweise nicht so sein könnte.
Einen Lösungsansatz versprechen vergleichende Schulleistungstests wie etwa VERA in Bayern auf allen Altersstufen, für die unsinnigerweise auch noch (heimlich) trainiert wird, damit man ja nicht schlecht abschneidet beim anschließenden Ranking. Über das geht es in der Regel nicht hinaus, die Ergebnisse vermitteln keine wirklichen Erkenntnisse.
Das Einzige, das wirklich wirkt ist die doch bizarre Vorstellung für einen Test lernen zu müssen. Das Bulimielernen zieht sich durch die ganze Schulzeit bis zum Moment der Reifeprüfung, die allerdings auch einen nur fadenscheinigen Wert als Zugangsberechtigung hat. Von Reife ist nach wie vor keine Spur.
Das wirklich Fatale ist allerdings die verbreitete Illusion, dass Üben etwas bringe. Üben ergibt aber nur dann einen Sinn, wenn ich etwas kann, das sich zu üben lohnt, dass ich meine wirklichen Fähigkeiten zu Fertigkeiten ausbaue und mein Können so verbessere. Üben müssen ist eine bloße Qual, die mir jede Lust und Freude am Tun verdirbt. Außerdem ist es überaus fragwürdig, durch Üben etwas einzuschleifen das ich nicht kann. Das führt logischerweise zu irreparablen Schäden, die sich im ganzen Organismus auswirken und das Gegenteil von Salutogenese bewirken.
Richtiger Werkunterricht soll erst in der 6. oder 5. Klasse beginnen. Das galt in Württemberg schon 1919, nicht aber so in Berlin. Kultuspolitik war auch damals schon Länderhoheit. Hier sind wir schon auf dieses Thema eingegangen.
Natürlich wissen wir, dass Hand- und Fingertätigkeit die Synapsenbildung im Gehirn fördern. Heute ist es wissenschaftlicher Standard der Gehirnforschung, untersucht und empirisch ergründet. Damals war es Rudolf Steiner, der in der Allgemeinen Menschenkunde auf diese Zusammenhänge hinwies.
Handarbeit, das fingerfertige Häkeln, Knüpfen, Stricken, Sticken und Weben waren üblicherweise “Mädchentätigkeiten” und deswegen auch schon früh in der schulischen Bildung verankert. Mädchen, so die lange gültige Sichtweise, würden ohnehin nicht so lange in die Schule gehen. Der Besuch einer höheren Schule kam für sie ohnehin nur in Ausnahmefällen in Frage, vor allem, wenn es noch männliche Geschwister gab. Ihnen war es vorbestimmt, wenn sie Glück hatten, zu heiraten, Kinder zu bekommen, diese groß zu ziehen und den Haushalt zu versorgen, das war die “normale” Karriereleiter.
In der Waldorfschule wurden Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet. So lernten die Jungen auch schon früh das Handarbeiten, aber nicht das Werken, das Handwerk. Das wiederum war Männersache und würde dann in eine handwerkliche Lehre nach der 8. Klasse münden. In der Volksschule würden sie so auf einen späteren Handwerksberuf vorbereitet.
Das Alter von elf bis 15 Jahren erschien Rudolf Steiner zu spät, wenn man den menschenkundlichen Aspekt der Hand- und Fingertätigkeit im Sinne einer differenzierten Gehirnausbildung verfolgte. Bis dahin würden wertvolle Jahre vertan worden sein. Ihm ging es eben eindeutig nicht um die handwerkliche Vorbereitung auf einen Beruf, sein erklärtes Ziel war eine ganzheitlich angelegte Menschenbildung. Jedes Fach hatte die Bestimmung entwicklungsfördernd wirksam zu sein. Von daher gehörte jede unterrichtliche Tätigkeit in ein bestimmtes Lebensalter. Durchgängige Jahrgangsklassen waren das Prinzip, ein “Sitzenbleiben” kam nicht in Frage, ebenso wenig der Vorgriff auf ein bestimmtes Thema.
Lediglich für den Fremdsprachenunterricht hatte Rudolf Steiner empfohlen, dass die Kinder durchaus ihren sprachlichen Fertigkeiten in der fremden Sprache entsprechend für diese Stunden eine höhere oder niedrigere Klasse besuchen können sollten, um auf ihrem Niveau etwas zu lernen und nicht kostbare Zeit zu vertun. Dafür sollten die Unterrichte in einigen Klassen zeitlich parallel liegen. Differenzierung und vertikale Durchlässigkeit waren sehr moderne und damals unbekannte Unterrichtsprinzipien. Gleiches empfahl er auch bei Kindern, die musikalisch über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügten. Sie sollten während des Unterrichts Zeit zum Üben bekommen.
Wenn heute ein “Üben” eingefordert wird, geschieht das hauptsächlich aus dem Grunde, dass die Kinder aus Sicht von Oberstufenlehrern nicht genügend können, um ihrem, dem Unterricht dieser Oberstufenlehrer angemessen folgen zu können.
Ich hatte als Kind und auch noch als Jugendlicher das Glück oder besser die Gelegenheit täglich mit zu erleben, wie mein Vater an unserem Haus gebaut hat. Ich lernte einfache Grundsätze, so, dass aus der Erfahrung von wirtschaftlicher und daraus resultierendem Mangel wirklich nichts weggeworfen wurde: gebrauchte Nägel wurden gerade geklopft, von abgebrochenen Backsteinen wurde restlicher Mörtel abgeschlagen, beides wurde für eine spätere Nutzung aufbewahrt. In Zeiten von Recycling und Upcycling waren das sehr moderne Verhaltensweisen. In meinen Augen war das gegen Mitte und Ende der 60er Jahre Kinderarbeit.
Nein, ich habe von meinem Vater nicht den sachgemäßen Umgang mit einzelnen Werkzeugen gelernt. Ich war Handlanger und Zuarbeiter, als der war ich wohl nützlich. Mein Interesse ging eher dahin, selbst etwas zu bauen, eigene Ideen zu verfolgen, vielleicht Rat oder Hilfe zu bekommen. Dafür war allerdings keine Zeit. Wenn ich später meinen Schülern davon erzählte, dass ich einen neuen Stechbeitel dazu benutzt hatte, Nägel aus einem Brett zu hebeln, was nebenbei bemerkt perfekt funktionierte, erntete ich nur entsetzte Blicke. Die einhellige Meinung war: so etwas macht man einfach nicht. Da konnte ich ihnen nur zustimmen. Aber: ich wusste es zu der Zeit nicht besser.
Als Lehrling hätte ich wahrscheinlich einen “hinter die Löffel” bekommen oder ich hätte den Schaden ersetzen müssen. Nein, ich war auch nicht vorbereitet auf eine handwerkliche Tätigkeit, mein Job war es Bretter zu entnageln und Mörtel abzuschlagen. Wirklich abgeholt wurde ich als Kind auch nicht. Ich bin mitgelaufen, so könnte man es nennen.
Die tägliche Anbindung ans Leben hatte ich als Kind in gewisser Weise, das ist wahr. Später auf meinem Schulweg kam ich täglich an einer kleinen Schreinerei vorbei, wo die Tür immer offenstand. Deswegen konnte ich von draußen sehen, was drinnen geschah. Es wurden Möbel geschreinert, aber auch Türen, Treppen und Särge. Hineinzugehen kam nicht in Frage. Der Meister war derart unfreundlich mit seinem Gesellen und der gab es an den Lehrling weiter, dass ich einfach nur Angst hatte erwischt zu werden und stets auf dem Sprung war abzuhauen. Spannend war es, wenn ein fertiges Werkstück durch die dann weitgeöffnete Tür hinaus bugsiert, auf einen Leiterwagen verfrachtet und mit Stricken festgebunden wurde, um ausgeliefert zu werden. Später gabs dafür einen kleinen Lastwagen, der dann knatternd davonfuhr.
Interessant war, dass ich als Kind dabei oft die Zeit vergessen hatte und zu spät nach Hause kam. Zum Glück gabs in der Regel keinen Ärger und ich konnte meiner Mutter von all dem erzählen, was ich gesehen hatte. Särge wurden merkwürdigerweise wohl erst am Abend ausgeliefert, am besten, wenn es schon dunkel und niemand mehr auf der Straße war. Den Geruch gesägten und gehobelten Holzes, es wird wohl meist Nadelholz gewesen sein habe ich noch sehr wach in der Nase, auch, wenn ich 60 Jahre später heute einmal an dem Haus vorbeigehe.
Tatsächlich hätte ich mir damals jemanden gewünscht, der mich an die Hand genommen hätte und mit mir in die Schreinerei gegangen wäre. Maschinen gab es dort keine, der Raum war dafür viel zu klein, man hörte nur die typischen Geräusche, die eine Säge oder ein Hobel machten.
Später als Werklehrer habe ich mich oft daran erinnert. Die Türen meiner Werkstätten standen immer offen. Die jüngeren Kinder hatten meist Glück, dass jemand bei ihnen war, so dass sie sich hereintrauten oder es waren die älteren Schüler:innen, die sie hineinbaten. Selten waren es Fragen, in der Regel haben sie gestaunt und waren glücklich, einen Span, Splitter oder irgendetwas aus der Schmiede oder der Holzwerkstatt mitnehmen zu können.
Tatsächlich ist es so, dass die jungen Schüler:innen förmlich danach lechzen in die Werkstatt zu gehen. Ein Besuch in der Werkstatt ist ein purer Sinnesreiz: Düfte, Geräusche, Werkzeuge, alles fremd und doch sehr verlockend. Aber das Entscheidende ist: die Kinder wollen etwas tun.
An der Stelle kommen wir als Erwachsene ins Spiel. Wir müssen ihnen helfen, dass sie das tun können, was sie wollen.
Wohlgemerkt: “wollen” bedeutet hier nicht irgendeine Beliebigkeit, “wollen”, das ist ihr Impuls, was sie sich vornehmen zu tun, ganz im Einklang mit den Kräften ihrer eigenen Nachahmung, dessen, was sie gesehen und erlebt haben.
Erste Klasse: Zuarbeiten Ansporn wir schaffen was
Zweite Klasse: etwas verändern, Teilzeuge nochmal anfertigen wir gestalten
Dritte Klasse: Handwerke lernen
Vierte Klasse: der Blick aus dem Fenster
Tatsächlich kann das ein Ziel sein, wenn man in den ersten vier Jahren mit den Kindern gearbeitet hat. Es ist quasi die Krönung, ehe es dann ein der 5. Klasse mit dem Werken “richtig” losgeht, sein eigenes Messer herzustellen, sprich eine kleine Klinge in ein Heft einzusetzen, so dass es funktionsfähig, scharf und damit einsatzbereit ist, wohlgemerkt als ein Werkzeug und nicht als Waffe.
Dieses Thema ist aktuell sehr belastet und mit berechtigten Vorurteilen beladen.
Jeder Bauer in Norwegen hat sein Messer immer dabei, ein wahres Multitool, mit dem man alles machen kann, auch Leben retten, wenn sich zum Beispiel ein Tier in einer Schlinge verfangen hat und zu ersticken droht.
Es gibt einen Ort, wo man sein Messer ablegen muss. Die niedrigen Eingangstüren zu den Stabkirchen legen davon Zeugnis ab. Früher gab es die Pflicht, sonntags, mindestens alle 14 Tage in die Kirche zu gehen und dieser Pflicht musste man nachkommen, auch wenn das mit weiten Wegen verbunden war. Es gab eigens Kirchdörfer, wo man übernachten konnte, wenn Hin- und Rückweg nicht an einem Tag zu schaffen waren. Das eigene Messer war immer dabei, auch wenn man sich fein angezogen hatte für den Kirchgang.
Am Kircheneingang war allerdings Schluss, hier musste das Messer abgelegt werden, eine durchaus nicht ungefährliche Sache. Deshalb rammte jeder sein Messer einfach in den Türpfosten. Da jedes Heft unterschiedlich gestaltet war, konnte der Besitzer es leicht wiedererkennen und -finden, wenn er die Kirche wieder verließ. Die Einstiche der Messerspitzen sind heute noch sichtbar, auch nach mehreren hundert Jahren.
Muss man eigentlich als Kind das “Lernen” lernen? Dieses Frage lässt sich spontan schlicht mit “nein” beantworten. Das “Lernen” beginnt im Grunde mit dem erstem Atemzug. Dann geht es schon los mit dem Lernen, denn ohne “Atmen” geht es nicht. Einatmen, Ausatmen, die ganz großen Lebensgesten, gut, wenn sich der Atem einfügt in den anderen großen Prozess, den Puls. Das Herz hat schon schon etwa mit der 6. Schwangerschaftswoche begonnen zu schlagen und der Embryo ist schon fest über die Nabelschnur mit der Gebärmutter verbunden. Das Herz hat als also schon einen gehörigen Vorsprung, hat ordentlich zu schlagen gelernt. Es dauert eine lange Weile, etwa 11 Jahre, bis Atem und Puls einen stabilen Rhythmus von 1:4 gefunden haben. Das zweite große Lernthema ist das Schlafen und Wachen.
Beidem widmet Rudolf Steiner gleich im ersten Vortrag der Allgemeinen Menschkunde ein besonderes Augenmerk. Es sind diese rhythmischen Prozesse von Einatmen und Ausatmen, von Schlafen und Wachen, dann die Regelmäßigkeit, wie sich diese in die Funktionsweisen der Wesensglieder einfügen, wobei nur der Physische Leib am Geburtstag zur Welt kommt und geboren wird. Dem ätherischen, Lebens- oder Bildekräfteleib fallen bis zu seiner Geburt und dem Freiwerden um das siebte Lebensjahr herum ausschließlich Aufgaben zu, die mit der gesamten leiblichen Entwicklung und plastischen Ausgestaltung etwa der inneren Organe zu tun haben. Schulmäßiges Lernen sollte bis dahin noch vermieden werden. Dann aber sollte es sich auf der kindlichen Gefühlsebene abspielen. So bekommt der astralische oder Empfindungsleib die Nahrung, die er braucht bis zu seiner “Geburt” um das 14. Lebensjahr herum. Erst dann emanzipiert er sich von der übrigen Wesensgliederorganisation kann sein Denken entfalten und intellektuell lernen, Zusammenhänge zu durchdenken. Vorher geht es eher darum, Zusammenhänge zu durchfühlen und davor darum alles willentlich zu "durchwerken", sprich die Hände betätigen. Das Ich als viertes Wesensglied hat seinen eigenen Rhythmus.
“Lernen lernen” ist seit vielen Jahren ein Thema, mit dem sich viele Fachleute (etwa hier) beschäftigen. Ansatzpunkte sind in erster Linie offensichtlich verbreitet auftretende Defizite, was die qualifizierte “Befähigung für “den” Arbeitsmarkt” angeht. Arbeiten wollen und auch können sind keine selbstverständlich vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Das “Lernen” ist eine Grundvoraussetzung, um überhaupt Kenntnisse zu erlangen, aus denen sich Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln lassen. “Lernen” muss man offensichtlich können. Wie ist es mit dem “Lernen-Wollen”? Und überhaupt: was ist mit der Motivation zu lernen? Bin ich vielleicht unmotiviert?
Michael Brater, einer der in der oben genannten Quelle zitierten Autoren leitet u.a. auch eine Forschungsgruppe “Arbeit und Lernen”, in der auch Waldorflehrer mitarbeiten. Sie verfolgen die ausdrückliche Fragestellung: “Wie kann ich das Lernen lernen?”
Von älteren Schülerinnen und Schülern kommt die häufig zu vernehmende Klage: “Ich habe nicht gelernt zu lernen.” In der Regel wird so eine Aussage getätigt, wenn eine entscheidende Prüfung, ein Examen bevorsteht, auf das es ankommt und wo einen plötzlich Zweifel beschleichen, ob ob man diese Prüfung packen wird. Dann kann man als Lehrer Mut zusprechen, diesen und jenen Sachverhalt noch einmal trainieren, um eine relative Sicherheit entstehen zu lassen, dass es doch wohl klappen wird.
Warum beginnt Rudolf Steiner diesen elementaren Lehrerkurs mit der Harmonisierung des Atmens, dem Wechsel von Schlafen und Wachen und schließt dann den ersten Vortrag mit der “Selbsterziehung des Lehrers”? Vermutlich geht es ihm darum gleich und unmissverständlichen deutlich zu machen, dass das Kind von alleine lernt, was es lernen soll. Als Lehrer und Erzieher haben wir die Aufgabe uns selbst in der Richtung zu erziehen, dass wir genau diesen Aspekt, dass das Kind von alleine das lernt, was es lernen soll nicht und nie aus dem Auge verlieren. Dazu gehört, dass wir für das heranwachsende Kind die Umgebung schaffen und gestalten, in der es genau dies tun kann. Für das erste Lebensjahrsiebt bedeutet das, dass alles was in der Umgebung geschieht nachahmenswert ist und nachgeahmt werden kann, im zweiten Lebensjahrsiebt, dass die Lehrer für das Kind eine ernstzunehmende Autorität sind, der es nachfolgen kann und die ihm die Welt so vermitteln, dass es diese erleben kann und im dritten Lebensjahrsiebt Die Lehrer dem Jugendlichen Anregungen zu vermitteln um sich eigene Begriffe zu bilden, zu einem eigenen Urteil zu kommen und den Mut zu entwickeln Fehler beim eigenen Handeln zu begehen.
“Lernen” braucht seine Zeit. An den Beispielen vom “Atmen” und “Schlafen und Wachen" wird deutlich, dass es die eigenen Lebensprozesse sind, die das Kind zuallererst veranlassen etwas lernen zu wollen. Seine Motivation ist grundsätzlich intrinsischer Natur, das heißt, niemand muss und sollte dem Kind sagen, was es tun soll. Initiator für eigenes Handeln ist das, was im Kind und um es herum geschieht.
Es ist die Umgebung und in dieser die darin tätigen Menschen, die das Kind anregen das auch mit zu tun oder später nachzuahmen, was es mit seinen Sinnen aufnimmt. Vor allem sind es die unteren Sinne und deren Wahrnehmungen, die das Kind unmittelbar oder mittelbar zu eigenem Handeln veranlassen. Es ist unmittelbar einleuchtend, dass ein Kind unter drei Jahren am ehesten in einer Umgebung aufwachsen sollte, in der vielleicht nur wenige Bezugspersonen anwesend sind, idealerweise eine erwachsene Person wie ein Elternteil oder eine Tagesmutter, dazu eine kleinere Anzahl immer derselben Kinder oder Geschwister im ähnlichen Alter. Da das Kind dem frühen Lebensalter “noch ganz Sinnesorgan” ist, kann es sehr schnell heutzutage zu einer Reizüberflutung von Sinneseindrücken aller Art kommen, die das Kind nicht bewältigen kann.
Wir wollen jetzt hier nicht das sich ständig ausdehnende Feld der zahllosen Attacken auf die physisch-ätherische und seelisch-geistige Gesundheit des Kindes beackern und in den Kanon einstimmen, was alles wie schlimm ist und noch immer schlimmer wird.
Festhalten wollen wir allerdings, dass es gerade das “Verfrühen” ist, das Kindern, die im Kern ihres Wesens einfach nur “lernen wollen” die Lust an diesem intrinsisch motivierten Tun beeinträchtigt. Wenn ein kleines Kind das Interesse an etwas verliert, wendet es sich normalerweise ab und tut etwas anderes. “Muss” es allerdings schon mit zwei Jahren oder noch früher in die Kita oder dann mit gerade mal sechs in die Schule, dann wird etwas vom kleinen oder noch nicht Schulkind erwartet oder verlangt, das es einfach aufgrund seiner gesamten Entwicklungsdisposition noch nicht erfüllen kann.
Nein, es hat durchaus nichts mit Bockigkeit oder Starrsinn zu tun, wenn ein Kind das tut, was es will. Es reagiert damit nur auf das, was ihm aus seiner Umgebung heraus handlungswürdig erscheint, weil dies etwas darstellt, was neu und damit interessant ist. Möglicherweise hat es dies schon einmal gesehen und mitgetan, so dass es jetzt in eine verfeinerte, differenzierte Form der Wahrnehmung eintritt. Es hat etwas gelernt, für sich aufgenommen und kann dies jetzt für sich, ohne das direkte Vormachen des Erwachsenen eigenständig nachahmen, immer wieder neu und in einer immer wieder differenzierten Variante. So werden etwa Bauklötze gestapelt und Türme wieder umgestoßen, Hölzchen in passende Löcher gesteckt, so lange bis es passt, Kastanien Stück für Stück in einen Korb gefüllt und wieder herausgenommen. Das Ende ist nicht etwa erreicht, wenn die selbstgestellte “Aufgabe” erfüllt ist, nein, das Ende ist erreicht, wenn das Interesse erlahmt und das ist der Fall, wenn etwas gekonnt wird. Dann ist es Zeit für etwas Neues.
Das kleine Kind, weiß, was es tut. Sein Handeln und er dahinterliegende Sinn erklären sich von selbst: das Kind hat etwas wahrgenommen, eine Handlung, einen bestimmten Handgriff, etwa, dass Teller und Tassen aus dem Schrank geräumt werden und dann zu einem Tisch getragen werden. Diese Handlung, das Ausräumen ist zunächst interessant, der Rest noch nicht, also das Wegtragen, das auf den Tisch stellen, das auf dem Tisch anordnen. Später werden noch Messer und Gabeln, noch Töpfe mit Essen, Becher und Getränke dazugestellt. Dann gibt es irgendwann etwas zu essen. All diese Einzelaktionen stehen in einem Zusammenhang, der sich dem kleinen Kind noch nicht erschließt.
Damit das Ganze zunehmend realistischer ablaufen kann, ist es günstig, dass auch das Kind einen Schrank hat, den es ausräumen kann. Das wieder Einräumen, das der Erwachsene vielleicht gern hätte, kommt in diesem Sinnkontext noch nicht vor. Vorher wird noch gegessen, dann der Tisch abgeräumt und abgewaschen. Diese Handlungen bekommt das Kind schon längst nicht mehr mit, da es längst Zeit für ein Schläfchen ist.
Einzelaktionen, Zusammenhänge und ein situativer Kontext ergeben sich für das Kind erst im Laufe der Zeit. Dabei kommt es durchaus vor, dass Zusammenhänge durchaus anders gesehen, als der Erwachsene dies möglicherweise intendiert hat. So wird es Phasen geben, in denen einfach alles in den Mülleimer geworfen wird, weil diese Handlungsabfolge als solche für das kleine Kind durchaus einen Sinn ergibt. Es wird eine Weile dauern, bis das Kind “intuitiv” erkennt, dass nicht alles und jedes in den Mülleimer gehört. Spätestens wenn der Autoschlüssel händeringend überall gesucht wird, kann es geschehen, dass sich das Kind “erinnert”, dass es eben diesen Autoschlüssel vor einer Zeit in den Mülleimer geworfen hat. Dann kann es durchaus sein, dass es wieder etwas gelernt hat.
Wenn das Kind in den Kindergarten kommt, hat es diese Stufe idealerweise schon erreicht. Der Kindergartentag beinhaltet eine Folge von Handlungszusammenhängen, die in sich geschlossen sind und in gleicher Weise täglich in gleicher Form ablaufen. Jede Aktion, das Frühstück etwa, ist für sich gesehen ein Ritual, das von Liedern und Sprüchlein durchzogen ist. Alles was geschieht, steht in einer bestimmten Reihenfolge, die immer gleich ist. Beliebigkeit und Durcheinander, selbst eine kleine Unregelmäßigkeit stören immens. Was gerade dabei ist sich auszubilden ist das Gedächtnis, ein rhythmisches Gedächtnis, das seinen festen Rahmen braucht, in dem es sich bewegen und orientieren kann. Es ist noch weit davon entfernt, frei verfügbar und flexibel einsetzbar zu sein. Schulkinder sind die Kinder, die das letzte Kindergartenjahr noch vor sich haben, die besondere “Aufgaben” haben und eigene Projekte verfolgen.
Die jüngeren Kinder, denen Abläufe und Rituale schon vertraut sind, haben ihre Autonomie weiter entwickelt und ausgebaut, entwickeln fantasievolle Spiele im Großen und im Kleinen, weisen bestimmte Rollen zu oder nehmen diese auch an, was nicht immer ganz leicht ist, denn jeder möchte gern der Bestimmer sein. An der Stelle gehen dann auch Freundschaften zu Bruch und bilden sich sofort Neue, die dann für eine gewisse Zeit halten, dann gilt vielleicht wieder das Gespann vom Tag davor. Die Kinder brauchen diese Zeit, um sich auszuprobieren und sich auseinanderzusetzen. Die sozialen Fähigkeiten sind dabei zu reifen und wieder eine neue Form der Autonomie zu finden.
Man hört vielleicht von den alten Freunden, wie es in der Schule ist. Der beste Freund ist vielleicht schon eingeschult worden man selbst musste noch warten, eine Gemeinheit. Jetzt kommt so etwas auf wie Langeweile. Der Kindergarten ist “baby” geworden, insgeheim ist man aber noch froh über die alte und gewohnte Ordnung. Die gibt schon eine Sicherheit, zugeben würde man das als Kind, das kurz vor der Schulzeit steht nicht.
Es gibt schon ein Kind, das einen Zahn verloren hat, nicht beim wilden Spiel, er hat gewackelt und jetzt ist da plötzlich eine Lücke. Das ist ein untrügliches Zeichen, es wird Zeit für die Schule.
Jetzt kann ein "neues" Lernen einsetzen. Bald wird da eine Lehrerin, ein Lehrer stehen und das Kind wird hören, was es tun soll. Für das eine und andere Kind wird das eine Herausforderung sein, die es aber mit Sicherheit wird annehmen können, wenn es denn tatsächlich schulreif geworden ist. Es wird Hausaufgaben bekommen, die es gerne macht, denn die Lehrerin oder der Lehrer werden sich darüber freuen, wenn es sie macht, das weiß es.
Tatsächliches Lernen, ehe man es „künstlich“ macht (cyber)
Die Kinder haben nicht erst in der 3 das Interesse jemanden kennen zu lernen, der etwas kann, sie haben das Interesse von sich aus.
Den Werkunterricht aufteilen in der ersten Klasse Handarbeit und in der 2. Klasse Werken, die staubige Arbeit.
Erste Klasse: die Dinge anfassen, wirksam werden im Materiellen, dieser Wunsch ist noch vorhanden. Es kommt die Erkenntnis: das klappt gar nicht, ich krieg das nicht hin, an der Stelle trennen sich Spreu und Weizen, einige wollen gar nicht mehr, die muss man mitnehmen.
Zeichen: Kinder bekommen zu Hause nicht die Förderung (man könnte sich dreckig machen oder verletzen, die Welt ist sowieso gefährlich. Es gibt kaum eine Frustrationstoleranz, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt.
In der 4 das eigene Schnitzmesser machen; die Arbeit muss schön werden. Die Welt ist schön! Handwerkskunst.
Erlebnisfelder hineinbringen, die mit mühsamer Arbeit, mit Durchhalten und Hartnäckigkeit zu tun haben, Willensbildung im Ansatz, eine Vorbereitung für später. Es geht um die Erlebnismomente, an die man sich erinnern kann, die man lokalisieren und einordnen kann.
Der 6. Klässler, der sieht: ich habe etwas verpasst, weil ich nicht in die Gänge gekommen bin und die Kleinen machen wir jetzt vor, wie es geht. Ich darf noch mal nacharbeiten, neu probieren, das sind Riesenchancen im Leben: Sitzenbleiben wollen, um es nochmal zu versuchen.
Kinder sind geborene Perfektionisten, wenn wir ihnen als Erwachsene nicht den Weg dahin verstellen. (Ungeduld, Abwarten) Wenn wir den Kindern es austreiben, lernen zu wollen, bis zum geht nicht mehr testen, Wir sind keine Testschule, wir wollen was lernen.
Tatsachenlogisches Lernen, Lernen durch die Hand ist unsagbar wichtig.
14. Vortrag AMK, letzte beiden Abschnitte:Pedanterie
Bewegliches Brennholz, es gibt keinen Abfall, alles ist immer noch zu etwas nütze.
Wenn wir in der Unterstufe von "Werken" sprechen umfasst das alle Unterrichte, in denen es in erster Linie um einen Handfertigkeitsunterricht oder einen Handarbeitsunterricht im weitesten Sinne. Dazu gehört natürlich auch die Erkundung der natürlichen Umgebung, das Spielen im Wald und am Bach, das Sammeln von "Schätzen", das Beobachten von Tieren, das Sammeln von Früchten und Blättern im Herbst etc.
Das Fach “Handarbeit” hat seinen festen Platz im Stundenplan, das “Werken” kann z.B. wöchentlich im Rahmen des Hauptunterrichts oder einer Fachstunde zusammen mit der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer stattfinden.
Das “Werken” kann aber auch an einem Tag monatlich mit Elternbeteiligung stattfinden, wie z.B. ein “Hoftag” in der 3. Klasse. Denkbar sind auch 2-3 einwöchige Epochen, die dann eine bestimmte Themenstellung haben.
Blotevogel: Wir teilen die Woche: in der ersten Hälfte “Sprache”, in der anderen Hälfte das “Musische”. Geteilt ist die Woche durch den Werkunterricht. Für die Kinder ist es ganz wichtig, tätig zu sein, etwas zu machen, etwas in der Hand zu halten, mit Gerätschaften umzugehen.
Letztlich geht es darum, eine Vielfalt an Materialien zum Erlebnis für die Kinder werden zu lassen. In erster Linie geht es um Sinneserfahrungen im Bereich der unteren Sinne.

Eine schöne Arbeit in der Michaelizeit oder am Tag des Michaelifestes: sehr schön die Ausgestaltung, dazu Dracheneier und Babydrachen. Wenn der Ton getrocknet ist, kann man sie gut nach draußen in den Wald in eine vorbereitete Drachenhöhle bringen. Natürlich wird sich der Ton in der feuchten Witterung auflösen und zerfallen. Die Vergänglichkeit von Materie ist durchaus ein Prozess, mit dem die Kinder permanent leben, alles ist ein Kommen und Gehen, der Jahreslauf und die Jahresfeste sind da eine gute Moment innezuhalten, sich bewusst zu werden.
Nebenbei sollte gewusst werden, dass gebrannter Ton zwar haltbar ist, im Grunde aber Sondermüll darstellt, wenn man ihn entsorgen will, Bauschutt eben.

Differenzierte Arbeit in der 2: Drachen aus alten Wurzeln herstellen, Stöcke aus dem Wald mitgebracht, trocknen lassen, Wollfilz herstellen, mit Draht an den Stöcken befestigen und Flügel draus machen, mit Knetwachs kleine Hörner dazu, auch mehrköpfige Drachen.
Alles, was lang, dünn und biegsam ist, lässt sich flechten, lange Haare ebenso wie dünne Fädchen, das eine zu einem schmuckvollen, festen Zopf, das andere zu einem stabilen, reißfesten Strick oder Seil. Spinnen, drehen, weben, häkeln, knüpfen, alles sind Tätigkeiten, die, haben Kinder sie einmal erlernt endlos fortgesetzt immer gleichmäßiger und feiner in ihrem Bild werden und vor allem mannigfach angewendet werden können.
Die Finger sind ständig in Bewegung, führen das Material, die Augen folgen dem Tun und achten darauf, dass dieses regelmäßig ausgeführt wird, drüber und drunter, rechts und links. So sperrig und hart Weiden werden, wenn sie trocknen, so weich und biegsam sind sie, wenn sie frisch vom Baum geschnitten werden. Im Sommer stehen sie natürlich voller Laub. Der Korbflechter schneidet sie deshalb lieber im Winter, wenn sie ihr Laub verloren haben. Für die Kinder ist es allerdings ein Heidenspaß, mit einer Rute “Tauziehen” zu spielen und dabei die Blätter abzustreifen, immer und immer wieder, Rute um Rute, an Gabelungen müssen die Zweige abgeschnitten werden. Diese Stellen wären für den Korbflechter unbrauchbar, weil das Geflecht an diesen Stellen leicht bricht. Für unsere Zäune spielt das keine Rolle, wir können alles verarbeiten und in das Ganze einflechten.
Zäune erfüllen immer einen Zweck. Sie sollen einfrieden, begrenzen, Tiere etwa am Weglaufen oder eindringen hindern. Im Norden Schottlands etwa, wo fruchtbarer Boden Mangelware ist, werden die Tiere, Schafe und Rinder den Sommer über vom Grasland ausgesperrt, damit dort das Futter für den Winter ungestört wachsen und beizeiten gemäht werden kann.
Der Boden, auf dem hier die Beete entstehen sollen, ist noch eine Wiese. Um an die fruchtbare Erde heranzukommen, muss zunächst die Grasnarbe abgenommen werden. Die Felder werden mit einer Schnur abgespannt, möglichst gerade, rechtwinklig, wie eine Heftseite etwa. Unterteilungsreihen werden später gezogen, wenn klar ist, was gepflanzt werden soll. Alle Arbeiten werden in einer sinnvollen Reihenfolge nacheinander ausgeführt. Später würde der Boden ja wieder festgetrampelt, wenn etwa der Zaun gesetzt werden soll. Mit dem Spaten wird eine gerade Linie entlang der gespannten Schnur abgestochen, einmal um das spätere Beet herum.
Die Kinder wollen, dass es voran geht, dass der Boden frei von Gras wird, deswegen erübrigt es sich, die Grassoden so abzustechen, dass man sie später an einem anderen Ort noch einmal anpflanzen könnte. Ein solches Vorhaben würde ihre Geduld unnötig strapazieren, außerdem hätte das überhaupt nichts mit ihrem eigentlichen Vorhaben zu tun und wäre streng genommen "Unsinn". Komplexere Zusammenhänge haben in dieser Situation eines Zweitklässlers keine Relevanz.
In erster Linie geht es um das Tun, einen Zaun flechten. Dafür sind ein paar Vorbereitungsarbeiten nötig. Ideal ist es, wenn alles, was man braucht am Ort zu finden ist: Haselstecken wachsen am Waldrand, Weidenruten spießen aus den Kopfweiden hervor, an einer anderen Stelle, am Wiesenrand, das Stück Beet, das angelegt werden soll befindet sich an einer Stelle, wo es schön sonnig und licht ist, vielleicht mitten auf der Wiese, aber doch auch da, wo es sich einfügt in die Anlage des gesamten Gartens. Werkzeuge, die für die Arbeiten benötigt werden, sind vorhanden.
Der große Zusammenhang leuchtet den Kindern ein: es wird drei verschiedene Arbeitsstationen geben: Die Haselstecken und den Schnitt- und Schnitzplatz, die Weiden und den Platz, wo sie entblättert werden und das Feld, wo Grasplacken abgenommen und dann mit der Schubkarre an einen Ort gebracht werden, wo sie vielleicht weiterverarbeitet werden.
Jede der drei Arbeitsstationen muss sich selbst organisieren, denn die verschiedenen Arbeitsgänge brauchen jeweils ihren Platz und sollten in einer sinnvollen Reihenfolge angeordnet sein. Ja und dann muss jedes einzelne Kind wissen, wie man mit den Werkzeugen sachgerecht umgeht, dass man sich oder andere nicht bei der Arbeit verletzt.
Es gibt 36 Kinder und drei Arbeitsbereiche. Sechs Kinder in einer Gruppe stellt eine überschaubare Größe dar, dazu ein Elternteil als "Vorarbeiter", der weiß, was getan werden soll und mit den Kindern den ganzen Prozess gestaltet und durchläuft und der auch die Zeit im Auge behält. Gemeinsam ziehen sie sich um und hängen ihre Sachen an bestimmte Haken, damit sie sie auch selbstständig wiederfinden. Gemeinsam holen sie die Werkzeuge, so dass jedes Kind ein ober höchstens zwei Werkzeuge tragen muss. Gemeinsam arbeiten alle Kinder für 30 Minuten in ihrer Gruppe. Erst danach dürfen sie nach Absprache mit der Klassenlehrerin die Gruppe wechseln, wenn sie das möchten, sie können aber auch einfach weitermachen bis zum “Feierabend” oder zur “Pause”. Insgesamt dauert die Arbeitszeit 90 Minuten, vom Umziehen bis zum erneuten Umziehen und zum Schulbus zu gehen.
Die Gruppenbildung ist ein Teil des Lernprozesses. In der ersten Klasse galt es noch, sich überhaupt in die Gemeinschaft hineinzufinden, die Namen zu behalten und zu erinnern, um den anderen überhaupt ansprechen zu können, seinen engsten Nachbarn kennen zu lernen, es auszuhalten, nicht neben der Freundin oder dem Freund aus dem Kindergarten zu sitzen, die Verhaltensweisen des anderen ertragen zu lernen und sich selbst dem anderen zuzumuten, vielleicht nach einer Zeit selbst in der Lage zu sein, einen Konflikt beizulegen oder einen Streit zu schlichten. Manchmal war es zu dritt oder gar zu viert schon nicht leicht etwas zu tun oder zu spielen, aber der innere "Spielraum", die seelische Balance, die Toleranz, die Flexibilität, alles ist gereift und gewachsen und hat sich stabilisiert.
Jetzt in der zweiten Klasse können die erlernten sozialen Fähigkeiten und Fertigkeiten getestet werden. Ist die Gemeinschaft schon so weit, dass man sich in Gruppen zu sechs Kindern mit einem Elternteil zusammenfindet, um zusammen zu arbeiten? Trägt die Gemeinschaft schon so, dass man gemeinsam einen Prozess gestalten und sich absprechen kann? Dass vielleicht ein Kind ein Werkstück anfertigt, das dann in das Gesamte eingefügt wird. Zimmerleute hatten früher ihre Zeichen, mit denen sie ihre Balken eindeutig markierten. Darüber kann man sprechen. Dann fällt es vielleicht leichter, wenn ein Kind die Rute einflicht, die ein anderes Kind geschnitten hat. Etwas abgeben und für die Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen ist schon eine große Geste, die ein Kind zunächst eine gewisse Überwindung kostet.
Beides ist gefragt: sich beim “Tauziehen” mit aller Kraft austoben, denn die Weidenruten halten das aus und die einzelne Rute dann so vorsichtig um die Staken zu winden, dass sie nicht bricht. Mit Fäden oder Peddiggrohr zu weben oder zu flechten kennen die Kinder vielleicht schon. Aus der Handarbeit ist der Umgang mit Wolle bekannt. Eine ungeschälte Weide kann allerdings schon sehr widerspenstig sein und dann kostet es Kraft, den Zweig bis zum Ende einzufädeln. Aber die Technik haben die Kinder schnell raus und müssen dann darauf achten, von Reihe zu Reihe die Seite zu wechseln und keine Stake zu übergehen. Auch in diesem Fall ist es gut, die Zeit wirklich zu begrenzen. Lässt die Aufmerksamkeit nach, passieren die Fehler und Missgeschicke.
Beim Schnitzen wird es offensichtlich, wann die Aufmerksamkeit nachlässt. Dann, nein besser vorher, ist es Zeit aufzuhören. Dann sollten die Messer auf jeden Fall eingesammelt werden. In der Gruppe zu schnitzen ist schon eine besondere Herausforderung, zumal, wenn Handhabung des Messers und die Regeln bei der Benutzung nicht eindeutig geklärt sind. Mitunter sind Kinder in einer zweiten Klasse noch nicht so weit, dass sie eine solche arbeitsteilige Aufgabe erfüllen können. Da reicht es dann vielleicht, einen Stock anzuschnitzen, um daran ein Stockbrot zu backen.
Eine solche Projektarbeit birgt die Gefahr, dass einem als Lehrerin oder Lehrer immer noch etwas einfällt, das man ja auch noch “eben” mit machen könnte. Die Kinder entfalten ein große Leistungslust und lassen sich gerne hinreißen, noch dies oder das “on top” zu machen, möglichst noch dabei den bewusst gesetzten Zeitrahmen zu überspannen. Das sind dann genau die Momente, in denen das Verletzungsrisiko steigt.
Wie entspannt wirkt es hingegen, sich nach getaner Arbeit hinzusetzen und das Werk zu betrachten. Dabei wird einem erst bewusst, was man geschafft und geschaffen hat. Das ist auch der Moment für einen Ausblick, was man denn im nächsten Jahr angehen könnte, welches Projekt sich aufgreifen ließe. Vielleicht bleibt ja die Erinnerung, vielleicht kommt auch ein ganz anderer Impuls, den man heute als Zweitklässler noch nicht hat.
Eigentlich bestand die Idee schon für die 1. Klasse. Allerdings gab es da soviel anderes zu tun, dass dieses Projekt warten musste, bis die Kinder in der 2. Klasse sein sollten. Die beiden Bilderstrecken zeigen die Bandbreite der ausgeführten Tätigkeiten:
Die einzelnen Arbeiten:
Die Kinder der 2. Klasse in Remscheid haben im Sommer 2024 im Schulgarten Beete angelegt und Weidenzäune als Begrenzungen geflochten. Im März 2025 wird dieses Projekt weitergeführt.
Im Unterricht einer zweiten Klasse leben die “Tiere” vor allem in Geschichten und den Fabeln. Bei der Arbeit im Garten begegnen die Kinder zahllosen, meist winzig keinen Tierchen, aber auch langen, fetten Regenwürmern und beeindruckend großen Käfern, denn jeder Spatenstich “zerstört” quasi das Zuhause. Alle lassen sich kurz beobachten ergreifen aber so schnell es eben geht die Flucht in die Bodenritzen, unter Blätter oder Steinplatten oder in ihr eigenes Häuschen, wie die Schnecken.
Je wärmer es wird, umso mehr bevölkert sich auch die Luft mit allerlei Getier. Vögel sind permanent auf Futtersuche und beginnen, nachdem sie den Partner gefunden haben mit dem Nestbau. Dass Mäuse und andere Nager ihr Futter gefunden haben, davon zeugen angeknabberte Säcke mit Saatgut oder Nussschalen zwischen den Brennholzstapeln. Manch ein Eichhörnchen hat sein Lager, in dem es im Herbst Wintervorräte versteckt hatte vergessen, da haben sich dann andere bedient.
Die größeren Tiere halten sich lieber in ihren Verstecken, ihren Bauten, in Laubhaufen, Totholzhecken oder im Dickicht von Gebüschen und in den Wäldern auf. Vielleicht hört man den einen oder anderen Ruf, sehen tut man sie selten. Wenn, dann ist es Zufall, dass sie aufgescheucht wurden und jetzt fliehen. Rauskommen tun sie erst in der Dämmerung, um ihre Nahrung zu suchen.
Im Schulgarten steht ein hoher Pfahl mit einem Querbalken. Auf ihm nimmt ein Bussard Platz und hat den besten Überblick über das, was sich am Boden tut. Ihn interessieren vor allem Feldmäuse und kleine Nager. Erspäht er sie, stürzt er sich im Steilflug hinab. Manchmal macht er Beute, manchmal haben Mäuschen oder kleine Kaninchen Glück und verschwinden gerade noch rechtzeitig in ihrem Loch oder Bau.
Plötzlich flattert ein Zitronenfalter über die Beete. Wo kommt er plötzlich her? Wo war er im Winter? Die Zugvögel sind schon fast alle zurückgekehrt, die Störche haben schon ihre Nistplätze bezogen, die fliegenden Schwärme haben die Kinder selbst gesehen und gehört, von den Störchen haben sie im Fernsehen erfahren, denn es ist schon eine kleine Sensation, wenn ein Storchenpaar wieder zurückkehrt, wo Menschen einen hochgelegenen Nistplatz bereitet haben.
So ein Schulgarten ist eine perfekte Umgebung, in der sich ein Schlupfloch für jeden und jedes bietet. Allerdings wissen die Kinder auch, dass viele Insekten und Wildbienen einfach aussterben, weil ihr Lebensraum vernichtet oder vergiftet wird, dass die Pflanzen sie brauchen, damit sich aus der Blüte eine Frucht bilden kann.
Insektenhotels werden vielfach zum Kauf angeboten, als Bausatz oder fertig montiert. Wir machen es anders.
| doppelte Schindellage | ||||||||
| Rahmenholz | ||||||||
| Gestrüpp ganze Lage | ||||||||
| Astlage (auf Sprossen mit Sisalschnur verknoten) | ||||||||
| Seitenwand als Leiter mit 3 Sprossen | 12 Lehmziegel als Trennwände aufstellen | Naturmaterial | Lehm | Naturmaterial | Lehm | Naturmaterial | Lehm | Seitenwand als Leiter mit 3 Sprossen |
| Astlage (auf Sprossen mit Sisalschnur verknoten) | ||||||||
| Sprosse | Lehm | Naturmaterial | Lehm | Naturmaterial | Lehm | Naturmaterial | Lehm | Sprosse |
| Astlage (auf Sprossen mit Sisalschnur verknoten) | ||||||||
| Sprosse | Lehm | Naturmaterial | Lehm | Naturmaterial | Lehm | Naturmaterial | Lehm | Sprosse |
| Bodenbrett (auf die Pfosten nageln) | ||||||||
| Pfosten | Pfosten | |||||||
Die Tage um den 100. Todestag Rudolf Steiners sind in der weltweiten Waldorf-Community auf verschiedenste Weisen gestaltet worden. So auch in der Waldorfschule in Remscheid. Die Schulfeier fand auf dem gesamten Schulgelände statt. Die 2. Klasse hatte den Schulgarten in eine große Baustelle verwandelt. Für Insekten aller Art sollten Räume geschaffen werden, in denen sie sich willkommen fühlen sollten, kurzum Behausungen, in denen jedes Tierchen sich würde selbst einrichten können, jedes auf seine Weise: Erdbienen wurden kleine Steinhaufen bereitet, die unter der schützenden Bodenkrume genügend sichere und feste Zwischenräume bereithalten würden; Holzklötze wurden mit Muskelkraft und einer Brustleier durchbohrt, tiefe Höhlen, in denen im Winter eine angemessene Temperatur herrschen würde; direkt neben einer Lehmgrube wurden Tontöpfchen plastiziert, die den Rahmen für allerlei Füllmaterial bieten können, wenn sie getrocknet und sein werden; Halme unterschiedlicher Dicke wurden in Stücke gesägt, um für jeden “Gast” ein passendes Zimmer bereit zu halten.
Ab Februar (mit Pausen): Jakob Streit, Die kleine Biene Sonnenstrahl Diese Geschichte regte zu Gesprächen an.
Tag 1: Tafelbild anschauen, Eindrücke und Gedanken besprechen. Tafelbild malen.
Tag 2: Besuch beim Imker: Bienen-Rallye, verschiedene Stationen: Bienen-Rallye in Kleingruppen (2-3 Kinder) im Garten, die Bienen im Bienenstock beobachten mit dem Imker, Lavendel ernten, Bienenwaben genauer betrachten und ein Stückchen von einer frischen Honigwabe abschneiden und probieren. (Wachs kauen und Honig essen.)
Tage 3 bis 8: 6 Stationen (1 Gruppe von 6 Kindern pro Tag pro Station)
Jeden Morgen wurde im Morgenkreis über Entdeckungen und Erlebnisse zu den Bienen gesprochen und unser „Bienenlied“ wurde gesungen.


Station 1: Creme herstellen: Wachs und Lavendelöl
(Naturprodukte mit den Sinnen wahrnehmen, Etikett gestalten, abwiegen, vermengen, abfüllen)
Station 2: Samenkugeln herstellen: Lesen, abwiegen, vermengen und vermischen, Kugeln formen.
Station 3: Insektentränke aus Ton herstellen. (Aus der Kugel heraus)
Station 4: Kerzen und Anhänger aus Wachsplatten herstellen, Figuren kneten. (Naturprodukte mit den Sinnen wahrnehmen, Kerze drehen, mit den Wachsresten kleine Figuren kneten (z.B. Bienen, die dann an der Kerze befestigt wurde.)


Station 5: Mit kleinen Erlenzapfen und Märchen/Filzwolle kleine Bienenanhänger herstellen. (Feinmotorik sehr gefragt hier.)
Station 6: Honigkonfekt herstellen (Lesen, abwiegen, zerkleinern (mit einem Messer) vermengen und vermischen, kleine Kugeln formen.)

Materialbedarf: Ein quadratisch geschnittenes A3 Papier, ein weiteres 10mm kleiner; Werkzeuge: Schere, Wachsmaler oder Buntstifte; Herstellung: Papiere flächig einfärben, die Mitte des größeren Blattes muss heller bleiben. Nach der Faltung kann in das mittlere Quadrat der Name geschrieben werden. Besonderheiten: Die Einschnitte vorzeichnen lassen, hohe Fehlergefahr. Das Kästchen hält auch ohne Kleber zusammen. Klasse: Ab 3. Klasse, auch für größere Gruppen geeignet.


Materialbedarf: Farbiges Tonpapier, pro Stück ein quadratisches Stück ca. 20x20cm und 2 Streifen à 8cm aus DIN A2-Papier längs, Musterbeutelklammer Werkzeuge: Schere, Prittstift, Ahle Herstellung: Die Papierstreifen an der schrägen Markierung auseinanderschneiden und konisch zu einem langen Streifen zusammenkleben. Hexentreppe daraus falten. Drachenkopf und Körper via Musterbeutelklammer verbinden (vorstechen!). Nach Belieben Augen, Zunge aufmalen, ankleben… Besonderheiten: Es empfiehlt sich die lange Schnittlinie auf dem Tonkarton mit einer entsprechend langen Wasserwaage oder dem Meterstab (Nr.19) vorzuzeichnen. Klasse: ab 3. Klasse, auch für größere Gruppen geeignet.

Materialbedarf: Rechteckiges Origamipapier, doppelt so lang wie breit Werkzeuge: keine Herstellung: siehe Zeichnung Besonderheiten: Zaubertricks üben lassen, Ablenkung und Hokuspokus… Klasse: ab 3. Klasse, auch für größere Gruppen geeignet

Materialbedarf: Dünnes Origamipapier, 20x20cm Werkzeuge: keine Herstellung: Nach Anleitung falten, zum Aufblasen alle 4 Seiten sternförmig auseinanderziehen. Besonderheiten: entsprechend geknifft, kann der Ball auch zum Würfel werden. Klasse: ab 3. Klasse in kleineren Gruppen, manche Kinder brauchen Hilfe.

Materialbedarf: Stabile Astgabel, Stock ca. 30cm, Ästchen, Standfuß (halber Ast, gehobelt), 2 Kokosnussschalen, Tariergewicht (Stein, Mutter), Schnur Werkzeuge: Handsäge, Schnitzmesser, Bohrmaschine, Bohrer ca. 15mm (Sackloch), 3mm (Schalen), Bohrunterlage, Schleifbrett Herstellung: Sackloch mittig in den Standfuß bohren. Astgabel zusägen, Enden anfasen, das lange Ende anschnitzen, an das Sackloch anpassen (leicht konisch, nicht zu spitz, sonst wackelt der Fuß). Einkerbungen an beiden kurzen Schenkeln für Fadenverbindung, um den Tragbalken (Ästchen mittig bohren 3mm) anzuknoten. Den Wiegestock mittig und an beiden Enden (2cm vom Rand) senkrecht durchbohren. Oben auf dem Wiegestock Einkerbungen für das Tariergewicht (Ausgleich) schnitzen. Kokosnussschalen nahe am Rand bohren (3 Löcher 3mm, sehr hart!) für Fadenaufhängung. Den Fuß einschlagen, ggf. keilen, wenn zu dünn geschnitzt (Sackloch), alles beweglich gut verknoten. Das Tariergewicht einhängen. Besonderheiten: gut als Partnerarbeit zu machen Klasse: 3 (während der Epoche „Messen und Wiegen“)

Materialbedarf: Stoffstücke quadratisch 15x15cm, trockener Sand, Faden, Werkzeuge: Schere, Küchenwaage, Teelöffel Herstellung: Stoffstück zuschneiden, auf eine Küchenwaage legen, 50 Gramm Sand in die Mitte löffeln (Schnur mitwiegen). Das Ganze zu einem Säckchen fassen, mit der Schnur abbinden und fest verknoten. Den Zipfel oben gerade abschneiden. Besonderheiten: am besten als Hausaufgabe zu machen, wegen der Küchenwaage Klasse: 3

Materialbedarf: Vierkantstab ca.115cm Werkzeuge: Schleifbrett, Schleifpapier, Lineal, Bleistift, Fineliner schwarz, Bohrmaschine Herstellung: Den Vierkantstab glatt schleifen, mit dem spitzen Bleistift Markierungen setzen (alle 10cm, beginnend bei 100), das überstehende Stück ist ein Handgriff, die Maße überprüfen, dann mit dem Fineliner fixieren (langer Strich), 5cm Markierungen setzen, dann 1cm. Den Handgriff mit 5mm einbohren (Faden zum Aufhängen), anschließend „weich“ schleifen. Besonderheiten: genaues Arbeiten!!!! Klasse: 3 (Epoche „Messen und Wiegen“) .

Materialbedarf: dickere Bodenplatte (OSB, ca. 300x400x20mm), Haselnussstecken verschiedene Dicken, Ästchen, dünne Brettchen, Leisten, Stroh, Holzdübel 5mm, Holzleim Werkzeuge: Ständerbohrmaschine, Akkuschrauber, Bohrer 5mm, Forstnerbohrer 15mm, Feinsäge, Winkel, Bleistift, Schleifpapier, kl. Nägel, Hammer, Schnur, Schneidlade, Schnitzmesser Herstellung: Begonnen werden sollte mit einer Planung (Zeichnung von Grundriss und Ansichten mit Bemaßung immer in Millimeter) Die Bodenplatte an den Kanten schleifen. Den Grundriss des Häuschens aufzeichnen. Bohrungen für alle Pfosten anzeichnen (auf rechte Winkel achten). Die Pfosten (10 Stück 100-120mm) zuschneiden. Die Pfostenlöcher an der Ständerbohrmaschine bohren (15mm). Die Pfosten passend zuschnitzen und einsetzen. Die Tragbalken ~ 24 ~ für alle 4 Seiten so abmessen, dass sie einander überlappen (Rundung abschnitzen oder mit der Feinsäge einschneiden und abspalten für eine bündige flache Auflage auf allen Pfosten). Alle Balken fertig vorbereiten. Schließlich senkrecht in alle Pfosten durchbohren und 5mm Holzdübel bündig einschlagen. An den Giebelseiten 10mm überstehen lassen, um den Stützpfosten (50mm) für den First aufzusetzen. Der Firstbalken soll auf beiden Giebelseiten 20mm überstehen, anpassen, ablängen, Auflage ausschneiden, durchbohren, Dübel setzen. Fenster + Türe: Sturzbalken zwischen Pfosten einpassen. Die Pfosten ausklinken und die Balken passend auflegen und stramm einsetzen. Passende Tür- und Fensterpfosten anfertigen und mit Nägeln fixieren… Querriegel (zwischen alle Pfosten) zuschneiden, Diagonalaussteifungen an den Ecken anpassen. (Tipp: wo es wackelt, nageln oder schrauben…) Dachstuhl: Sparren vom First zur Fette (Dachüberstand!) zuschneiden (gleichmäßiger Abstand, ungerade Zahl), Dachlatten quer dazu aufnageln. Deckung: Holschindeln spalten und von unten beginnend auf die Lattung leimen; Strohhalme ablängen und auf die Dachschräge legen, auf den Latten festbinden. Wandverkleidung: einfache Deckelschalung (senkrecht) aus Leisten, Blockhausbalken, Fachwerkgerippe mit Ästchen und Ton ausschmieren, Steine suchen und ausmauern… Besonderheiten: Sehr komplexe Aufgabenstellung, was für detailverliebte, geschickte Kinder, Tüftler, gut für Gruppenarbeit, Aufgabenteilung, gegenseitiges Helfen, sich absprechen, korrigieren, überblicken… Klasse: 3 (zur „Hausbauepoche“)

Materialbedarf: geheftete Einlage, Umschlagkarton Werkzeuge: Vorstecher/ Ahle, Nadel Herstellung: Den Heftumschlag sauber in der Mitte knicken. Das Innenteil aufgeklappt genau in den Umschlag legen. Mit dem Vorstecher 3 oder 5 Löcher in die Knickkante stechen. Innen an einem der äußeren Löcher mit dem Vernähen beginnen (innen-außen-innen...), doppelt hält besser… Abschließend innen verknoten. Besonderheiten: Lässt sich variieren: immer eine ungerade Lochanzahl wählen. An einem Ende mit Nähen beginnen, außen-innen-außen…bis zum Ende und wieder zurück. Dann Faden lang genug lassen, um ein Lesezeichen (Fingerhäkeln) zu erhalten… Klasse: ab 3

Materialbedarf: dickere Bodenplatte (OSB, ca. 300x400x20mm), Haselnussstecken verschiedene Dicken, Ästchen, dünne Brettchen, Leisten, Stroh, Holzdübel 5mm, Holzleim Werkzeuge: Ständerbohrmaschine, Akkuschrauber, Bohrer 5mm, Forstnerbohrer 15mm, Feinsäge, Winkel, Bleistift, Schleifpapier, kl. Nägel, Hammer, Schnur, Schneidlade, Schnitzmesser Herstellung: Begonnen werden sollte mit einer Planung (Zeichnung von Grundriss und Ansichten mit Bemaßung immer in Millimeter) Die Bodenplatte an den Kanten schleifen. Den Grundriss des Häuschens aufzeichnen. Bohrungen für alle Pfosten anzeichnen (auf rechte Winkel achten). Die Pfosten (10 Stück 100-120mm) zuschneiden. Die Pfostenlöcher an der Ständerbohrmaschine bohren (15mm). Die Pfosten passend zuschnitzen und einsetzen. Die Tragbalken ~ 24 ~ für alle 4 Seiten so abmessen, dass sie einander überlappen (Rundung abschnitzen oder mit der Feinsäge einschneiden und abspalten für eine bündige flache Auflage auf allen Pfosten). Alle Balken fertig vorbereiten. Schließlich senkrecht in alle Pfosten durchbohren und 5mm Holzdübel bündig einschlagen. An den Giebelseiten 10mm überstehen lassen, um den Stützpfosten (50mm) für den First aufzusetzen. Der Firstbalken soll auf beiden Giebelseiten 20mm überstehen, anpassen, ablängen, Auflage ausschneiden, durchbohren, Dübel setzen. Fenster + Türe: Sturzbalken zwischen Pfosten einpassen. Die Pfosten ausklinken und die Balken passend auflegen und stramm einsetzen. Passende Tür- und Fensterpfosten anfertigen und mit Nägeln fixieren… Querriegel (zwischen alle Pfosten) zuschneiden, Diagonalaussteifungen an den Ecken anpassen. (Tipp: wo es wackelt, nageln oder schrauben…) Dachstuhl: Sparren vom First zur Fette (Dachüberstand!) zuschneiden (gleichmäßiger Abstand, ungerade Zahl), Dachlatten quer dazu aufnageln. Deckung: Holschindeln spalten und von unten beginnend auf die Lattung leimen; Strohhalme ablängen und auf die Dachschräge legen, auf den Latten festbinden. Wandverkleidung: einfache Deckelschalung (senkrecht) aus Leisten, Blockhausbalken, Fachwerkgerippe mit Ästchen und Ton ausschmieren, Steine suchen und ausmauern… Besonderheiten: Sehr komplexe Aufgabenstellung, was für detailverliebte, geschickte Kinder, Tüftler, gut für Gruppenarbeit, Aufgabenteilung, gegenseitiges Helfen, sich absprechen, korrigieren, überblicken… Klasse: 3 (zur „Hausbauepoche“)

Materialbedarf: Stabile Astgabel, Stock ca. 30cm, Ästchen, Standfuß (halber Ast, gehobelt), 2 Kokosnussschalen, Tariergewicht (Stein, Mutter), Schnur Werkzeuge: Handsäge, Schnitzmesser, Bohrmaschine, Bohrer ca. 15mm (Sackloch), 3mm (Schalen), Bohrunterlage, Schleifbrett Herstellung: Sackloch mittig in den Standfuß bohren. Astgabel zusägen, Enden anfasen, das lange Ende anschnitzen, an das Sackloch anpassen (leicht konisch, nicht zu spitz, sonst wackelt der Fuß). Einkerbungen an beiden kurzen Schenkeln für Fadenverbindung, um den Tragbalken (Ästchen mittig bohren 3mm) anzuknoten. Den Wiegestock mittig und an beiden Enden (2cm vom Rand) senkrecht durchbohren. Oben auf dem Wiegestock Einkerbungen für das Tariergewicht (Ausgleich) schnitzen. Kokosnussschalen nahe am Rand bohren (3 Löcher 3mm, sehr hart!) für Fadenaufhängung. Den Fuß einschlagen, ggf. keilen, wenn zu dünn geschnitzt (Sackloch), alles beweglich gut verknoten. Das Tariergewicht einhängen. Besonderheiten: gut als Partnerarbeit zu machen Klasse: 3 (während der Epoche „Messen und Wiegen“)

Materialbedarf: Stoffstücke quadratisch 15x15cm, trockener Sand, Faden, Werkzeuge: Schere, Küchenwaage, Teelöffel Herstellung: Stoffstück zuschneiden, auf eine Küchenwaage legen, 50 Gramm Sand in die Mitte löffeln (Schnur mitwiegen). Das Ganze zu einem Säckchen fassen, mit der Schnur abbinden und fest verknoten. Den Zipfel oben gerade abschneiden. Besonderheiten: am besten als Hausaufgabe zu machen, wegen der Küchenwaage Klasse: 3

Materialbedarf: Vierkantstab ca.115cm Werkzeuge: Schleifbrett, Schleifpapier, Lineal, Bleistift, Fineliner schwarz, Bohrmaschine Herstellung: Den Vierkantstab glatt schleifen, mit dem spitzen Bleistift Markierungen setzen (alle 10cm, beginnend bei 100), das überstehende Stück ist ein Handgriff, die Maße überprüfen, dann mit dem Fineliner fixieren (langer Strich), 5cm Markierungen setzen, dann 1cm. Den Handgriff mit 5mm einbohren (Faden zum Aufhängen), anschließend „weich“ schleifen. Besonderheiten: sehr genaues Arbeiten!!!! Klasse: 3 (Epoche „Messen und Wiegen“) .

Materialbedarf: Laubholz ca. 20 x 2,5 x 2,5cm Werkzeuge: Schnitzmesser, Leim, Zwinge, Feinsäge, Hammer und Schraubstock, Werkzeugschleifmaschine, Stechbeitel 10mm Herstellung: Messergriff schnitzen, schön schlank am Klingenende, eine Rundung der Klingenhülle am langen Stück bearbeiten, dann Messerhülle absägen und Hülle und Griff fertig schnitzen. Hülle spalten, Klingenstärke ausheben, verleimen. Messer einsägen (Sägeschnitt sollte zur Materialstärke des Rohlings passen), Löcher für Alustifte bohren, Klinge einsetzen, Stifte einschlagen. Besonderheiten: Verletzungsgefahr beim Ausheben der Klingenstärke. Vorritzen durch den Lehrer und/oder Einspannen in die Werkbank ist zu empfehlen. Schön, wenn die Messer nachher mit dem Brennpeter und Holzöl behandelt werden. Klasse: in kleineren Gruppen ab Klasse 3.



Materialbedarf: Dickere und dünnere Äste, Paketschnur o.ä. Werkzeuge: Schnitzmesser, Astschere, Bohrmaschine mit 3mm Bohrer, ggf. Kerze und Nägelchen oder Nadel. Herstellung: Für den Sausewind 6-8cm Aststückchen schneiden, 1,5-2cm dick, die Kinder müssen sie noch gut halten und bearbeiten können. Enden runden, in der Mitte zwei gegenüberliegende Kuhlen als Verjüngung. Mittig mit 1,5cm Abstand zweimal bohren. Um die Schnur durchfädeln zu können ggf. einen kleinen Nagel zu Hilfe nehmen. Die Schnur verknoten und mit Ankerstich um die beiden Griffstäbchen schlingen. Besonderheiten: Wenn die beiden Schnurstücke nicht gleichmäßig gespannt sind oder die Bohrlöcher nicht mittig liegen, rotiert der Sausewind nicht. Falls Nachspannen nicht reicht, sollte das Wegschnitzen für die Gewichtsverteilung die Lehrer*in machen. Klasse: Ab 3. Klasse, wegen der Bohrarbeiten eher für kleinere Gruppen geeignet.

Materialbedarf: Astgabel, Schnur, dünne Weidenrute Werkzeuge: Schnitzmesser, Astschere, Schere Herstellung: Schnittenden rundschnitzen, unterhalb der Astgabel umlaufende Kerbe für die Schnur anbringen. Aus Weidenrute oder dünnen Ästchen Ring flechten, Schnur anbringen, fertig. Besonderheiten: Sehr einfach herzustellen, das Ringflechten und Knoten binden ist noch am anspruchsvollsten. Je kleiner der Ring und je länger die Schnur, desto schwieriger ist das Fangen. Klasse: Ab 3. Klasse, auch für größere Gruppen geeignet.

Materialbedarf: 5 Äste a ca. 30cm, 3 lange Weidenruten, Papiertüte o.ä. Werkzeuge: Schnitzmesser, Astschere, Buntstifte Herstellung: Die Äste bekommen auf der einen Seite eine Spitze, auf der anderen Seite eine Rundung. Unterhalb der Rundung Ringe zum Punkte zählen, 1 bis 5. Aus den Weidenruten Wurfringe flechten, sobald sie getrocknet sind halten sie auch. Die Papiertüte kann mit einer gemalten Spielanleitung versehen werden. Besonderheiten: Gut als Anfängerarbeit geeignet, nur beim Ringe flechten brauchen jüngere Kinder ggf. Hilfe Klasse: Ab 3. Klasse auch in größeren Gruppen.

Materialbedarf: Gerade Haselstecken, nicht zu dünn, ca. 35 x 4cm. Keinesfalls Weide nehmen, die Rinde hält dann nicht. Werkzeuge: Schnitzmesser Herstellung: Die Enden beliebig runden oder verzieren, nur nicht anspitzen (sonst ungünstig für die Stabübungen). Die Runen mit je 2 parallelen Linien vorzeichnen. Vor dem Ausheben die Konturen mit Wiegetechnik vorritzen. Besonderheiten: Die Runen auf Papier vorher üben lassen, auf dem Stab werden sie sonst möglicherweise zu klein. Klasse: 4. Klasse, in größeren Gruppen möglich wenn Schnitztechniken schon eingeführt wurden.

offene Glocke zur Befestigung für Winterfutter wie z.B. Meisenkugeln
Ansgar Eckstaedt, Lübeck, April 2023
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Diese Anleitung eignet sich zum Erstellen von einfachen Weidenkörbchen, bei denen mit der offenen Seite begonnen wird. Diese können in unterschiedlichen Größen hergestellt werden. Das Flechten auf einer Holzunterlage eignet sich für die Arbeit mit sehr jungen Kindern oder Anfängern, weil es eine gewisse Stabilität für das Geflecht ergibt.
Die folgenden Arbeitsschritte beschreiben ein Modell, das im Werkunterricht mit Kindern aus den Klassenstufen 4 - 7 erprobt wurde. Als Bearbeitungszeit mit einer Schülergruppe ist für den Anfang 45 Minuten zu veranschlagen; mit zunehmender Übung ist ein Zeitbedarf von etwa 20 Minuten ausreichend. Die Arbeit kann nicht gut zwischengelagert werden (das Feuchthalten ist wegen der Werkunterlage schwierig) und sollte in einem Stück fertig gestellt werden können.
Die Idee zu dieser Korbflechtarbeit folgt dem Buch von Johanthan Ridgeon, Vogel-Futterplätze, Ökobuchverlag, 1. Aufl. 2019. Dort sind weitere schöne Flechtprojekte für Anfänger in gut dokumentierter Weise beschrieben, die sich für den Werk- und Handarbeitsunterricht in der Unterstufe eignen.
Für das Körbchen für Meisenkugeln braucht man fünf gleich dicke etwa 80 cm lange Weidenruten. Als Arbeitsunterlage eignet sich ein Brett, in das vier Löcher im Abstand von ca. 8,5 cm in rechteckiger Anordnung gebohrt werden. Die Dicke der Löcher richtet sich nach der Stärke der Weidenruten; sie müssen leicht eingesteckt werden können und sind ggf. vom unteren Ende zu kürzen.
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In das Bett werden die 4 Weidenruten senkrecht eingesteckt. Nachdem 4 Ruten aufrecht in die Löcher gesteckt wurden, wird die fünfte Rute flach so eingelegt, dass sie vor der linken aufrechten Rute (Stake) und hinter der rechten Stake flach aufliegt. (In dieser Anleitung wird gegen den Uhrzeigersinn geflochten. Für Linkshänder eignet sich die umgekehrte Richtung, wobei die Angaben von rechts und links entsprechend geändert beachtet werden müssen.)
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Die rechte untere Stake wird über die die flach liegende Rute nach vorne geknickt, sodass sie an der Innenseite der nächsten aufrechten Stake vorbei läuft. Danach das Brett um eine Vierteldrehung mit den Uhrzeigersinn drehen, sodass immer an der rechten unteren Seite gearbeitet wird (für Linkshänder andere Dreh- und Flechtrichtung).
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Nachdem alle Ruten geknickt wurden und flach liegen, wird nun erstmalig die 5. Rute benutzt. Diese wird aufrecht über die 1. Rute gebogen, sodass sie leicht schräg nach innen verlaufend zu liegen kommt. Nach einer Vierteldrehung wird diese Arbeitsweise immer weiter fortgesetzt, wobei darauf zu achten ist, dass das entstehende Rechteck sich langsam und gleichmäßig zur Mitte hin verjüngt.
Wichtig: Damit das Geflecht nicht zu locker wird, sind die Weidenruten immer direkt an der Knickstelle um zu biegen und dicht nebeneinander zu halten. Für Arbeitspausen ist eine Wäscheklammer oder ähnliches notwendig.
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Wenn das Rechteck in der Mitte fast geschlossen zusammenläuft, sollten noch etwa 20 cm freie Enden der Weidenruten übrig sein. Die kürzeste Rute wird nach unten zur Seite gebogen. Die übrigen vier werden nach oben gebogen. Diese Enden werden durch mehrmaliges Dehnen zwischen Daumen und Zeigefinger geschmeidig vorgebogen. Aus ihnen wird paarweise die Aufhängerschlaufe zusammengefasst und kann nach Belieben in der Größe variiert werden, indem sie oben wie für einen Knoten überkreuzt werden. In nicht zu enger Umwindung führen sie rechts und links wieder nach unten zum Geflecht.
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Die zuvor weggebogene Rute umwickelt den Knotenpunkt zwischen Geflecht und Henkel mehrfach. Das Ende wird durch die Umwicklung gesteckt und fest gezogen und alle überstehenden dünnen Spitzen werden abgeschnitten.
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Jetzt wird das ganze Geflecht vorsichtig aus der Halteplatte herausgezogen; gegebenenfalls kann ein flacher Schraubenzieher oder die Astschere als Hebel benutzt werden. Es ist darauf zu achten, dass die offenen unteren Enden dabei festgehalten werden.
Die zuerst flach eingesteckte fünfte Rute wird jetzt im Geflecht fest gesteckt und zuvor gegebenenfalls etwas gekürzt. Dann werden alle überstehenden Enden so abgeschnitten, dass sie nicht herausrutschen können.
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Mit einem quer geführten Weidenstück wird das Netz einer Meisenkugel oder ein Apfel in dem Geflecht fest gesteckt…..
… und an einem geeigneten Platz aufhängen!
Materialbedarf: Tannenbaumspitze, dicke Baumscheibe 25cm, Schnur, dünner Faden, Holzdübel, Polsternagel Werkzeuge: Ständerbohrmaschine, versch. Forstnerbohrer 20, 25, Schalungsbohrer 10mm, Holzbohrer 10mm, 2mm, Akkuschrauber Herstellung: Tannenbaumspitze (2. Ring) abschneiden, schälen, Loch senkrecht (20/25), ca. 7cm tief, mit 10mm durchbohren, Polsternagel in Holzdübel einschlagen, Dübel von unten einschlagen. Nussschalen am Rand einbohren, 3 Löcher, Faden einknoten, an die Ästchen hängen. Besonderheiten: Variante zu der einfachen per Hand drehbaren Variante: Fadenantrieb per Seilzug (hin und her…): Schnur wird von beiden Seiten auf der Achse verknotet, eine Seite wird aufgewickelt, beide Schnurenden werden durch das Loch nach außen gezogen. Mit Knopf oder Knebel verknotet. Klasse: 3 - 5


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