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Zwei persönliche Vorbemerkungen
1985
Hinter mir liegt eine glückliche Kindheit, ein mäßig glücklicher Schulbesuch zunächst vier Jahre in der Volksschule, dann etliche Jahre bis zum Abitur in einem Gymnasium. Kunst oder künstlerischer Unterricht waren eher eine Ausnahme- und Randerscheinung, jedenfalls in meiner Wahrnehmung. Dann folgte ein Lehramtsstudium mit durchaus interessanten Fachgebieten und teilweise spannenden Themen. Ein Reiz ging für mich pädagogisch allerdings von dem aus, was nicht Bestandteil meiner Lehrerausbildung und der sich anschließenden Referendarzeit war, sondern sich außerhalb des staatlichen Betriebs abspielte: Waldorfpädagogik, Waldorfschule, Anthroposophie, Soziale Dreigliederung. Das war spannend, das reizte mich, da wollte ich hin. In Witten-Annen erlebte ich als Student zum ersten Mal plastizierend und malend Kunst. Als ich dann wirklich im Begriff war Waldorflehrer werden zu wollen, meinte ein damals schon älterer Klassenlehrer zu mir: „Wenn du Klassenlehrer werden willst, musst du malen können. Das lernst du in Ulm.“
2002
Mittlerweile hatte ich zwei Runden als Klassenlehrer in Remscheid absolviert und verbrachte Teile meines Sabbatjahres wieder in Witten-Annen, diesmal als Dozent mit dem Auftrag, junge Studenten auf ihr erstes Schulpraktikum vorzubereiten, sie in „ihren“ Praktikumsschulen zu besuchen und anschließend mit ihnen das Erlebte und Erfahrene auf verschiedene Weisen zu bearbeiten. Es war sehr spannend, während meiner Tour durch Deutschland an jedem Morgen vier Wochen lang in einem anderen Schulhaus zu sein, die Kinder zu erleben, vor allem aber die jungen Lehrer:innen, denn das waren sie schon ein Stück weit geworden in der Beziehung zu diesen Kindern. Ich nahm aber auch etwas ganz anderes wahr, nämlich dass das wöchentliche Aquarellmalen offenbar für etliche Kolleg:innen nicht immer unbedingt eine leichte Aufgabe war. „Ich weiß nicht so recht, was ich malen soll“ war eine oft zu hörende Aussage, wenn wir gemeinsam Bilder in den Klassen betrachteten. Auch spürte ich häufig eine gewisse unterschwellige Angst vor dem Malen.
Natürlich war das dies keine wirklich messbar reale Erscheinung, aber doch ausreichend, immer Ausflüchte in etwas Wichtigeres zu finden, was zu tun sei und von dem es, wenn man Klassenlehrer:in in einer Waldorfschule ist, immer genug gibt und es gibt auch immer plausible Gründe, warum man gerade jetzt nicht malen will oder kann oder sollte.
Ich fand diesen Zustand relativ unerträglich und es ergab sich, dass Gerd Kellermann, seinerzeit Dozent am Institut in Witten-Annen die Idee entwickelte, dass aktive Waldorflehrer:innen mittwochs nachmittags ins Institut kommen sollten, um mit Studenten, die dies wollten außer der Reihe an einem Thema zu arbeiten. Zu dieser Reihe „Mittwochs in…“ sollten auch interessierte Lehrer:innen aus der Umgebung eingeladen werden. Über einige Jahre habe ich dann mit verschiedenen Menschen, Studierenden und Lehrer:innen “mittwochs in…” gemalt und dabei im Grunde nur ein Ziel verfolgt, ihnen die Angst vor dem Malen zu nehmen, ihnen basics vermittelt und exemplarisch geübt. Leider musste diese Veranstaltung irgendwann eingespart werden, so dass es auf diesem Wege nicht weiterging.
Erfreulicherweise hat es aber an meiner ehemaligen Schule in Remscheid immer das individuelle Interesse gegeben, miteinander zu arbeiten und voneinander zu lernen. Daraus hat sich eine fruchtbare langjährige kollegiale Zusammenarbeit ergeben, was das Wasserfarbenmalen und die Gestaltung von Tafelbildern angeht.
2023
Mittlerweile hat sich mein Tätigkeitsfeld verlagert: Fortbildungen im Rahmen der jährlichen Werklehrertagung, eine Veranstaltung zum Steinbildhauen im Stile eines Symposiums, und die Organisation einer halbjährlichen Regionalkonferenz in NRW der „WerklehrerWest“ und anderes.
Dann tauchen plötzlich die Mitschriften von 16 Jahren Ulmer Maltagung wieder auf, arbeiten Kolleg:innen an Waldorfschulen mit den Anregungen, die wir gemeinsam bei den „Mittwochs in…“-Veranstaltungen erarbeitet haben, werden Anregungen aus lange zurückliegenden Jahren wieder hörbar mit der fordernden Bitte: „Mach doch mal ein Buch dazu.“
Heike Birk, zunächst Klassenlehrerin, dann Werklehrerin in Kastellaun und zuletzt für zwei Jahre wieder Klassenlehrerin an ihrer Schule gehörte zu denen, die immer interessiert mit gemalt haben, teilweise auch online während der Pandemie. Aus dem „Mach mal“ hat sich ein „Wir machen das“ entwickelt.
Dieser Impuls des “wir machen das” löste auch gleich das Verlangen aus, das kleine abgegriffene Bändchen mit seinen vielen Randnotizen und Einlegezetteln noch einmal vorzunehmen und mit der Lektüre zu beginnen, einfach so aus neu erwachtem Interesse.
Die drei Vorträge zum Wesen der Farben GA 291, die Rudolf Steiner Anfang Mai 1921 an drei aufeinanderfolgenden Tagen vor den Malern am Goetheanum gehalten hat bildeten die Grundlage einer neuen Farbenlehre, die allerdings nie als solche verfasst wurde. 1903 schreibt er:
Es fällt mir natürlich nicht ein, alle Einzelheiten der Goetheschen Farbenlehre verteidigen zu wollen. Was ich aufrechterhalten wissen will, ist nur das Prinzip. Aber es kann auch hier nicht meine Aufgabe sein, die zu Goethes Zeit noch unbekannten Erscheinungen der Farbenlehre aus seinem Prinzip abzuleiten. Sollte ich dereinst das Glück haben, Muße und Mittel zu besitzen, um eine Farbenlehre im Goethe’schen Sinne ganz auf der Höhe der modernen Errungenschaften der Naturwissenschaft zu schreiben, so wäre in einer solchen allein die angedeutete Aufgabe zu lösen. Ich würde das als zu meinen schönsten Lebensaufgaben gehörig betrachten.[1]
Anfangs fehlten die finanziellen Mittel, später waren es die umfangreichen Aufgaben, die Rudolf Steiner von diesem Vorhaben abhielten und schließlich dann sein Lebensende am 30. März 1925.
Im Berlin spricht er vor Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft am 3. Juli 1918 über den malerischen Impuls im „Dornacher Bau“, im ersten Goetheanum, das in der Neujahrsnacht 1923 niederbrannte:
Wir haben es ja, indem wir den geistigen Inhalt der Welt gemalt haben, nicht mit Gestalten zu tun, die man sich von einer Lichtquelle aus beleuchtet denkt, sondern mit selbstleuchtenden Gestalten. Also es ist eine ganz andere Art in der malerischen Auffassung, die da hineingebracht werden musste. Wenn man zum Beispiel die Aura eines Menschen malt, so malt man sie ja nicht so, wie man eine physische Gestalt malt, die man so malt, dass man Licht und Schatten so verteilt, wie die Lichtquelle das Objekt beleuchtet. Bei der Aura dagegen hat man es mit einem selbstleuchtenden Objekt zu tun; dadurch ist der Charakter der Malerei ein ganz anderer.[2]
Am 9. Juli zum Thema „Osten und Westen“ formuliert er:
Aber das ist es ja gerade, worauf es ankommt, dass die Menschheit den Übergang zur Erkenntnis des Geistigen ebenso findet, wie sie den Übergang zur Erkenntnis des Natürlichen gefunden hat. Das muss stark und klar gesehen werden. Denn davon hängt es ab, ob wir gegen die Zukunft zu überhaupt eine Weltanschauung haben werden, die imstande ist, die menschliche soziale Struktur zu begründen.[3]
Die Sache liegt ja so, dass zunächst noch die physikalischen Vorstellungen, die heute gang und gäbe sind, aus solchen theoretischen Voraussetzungen heraus gemacht werden, dass in der Tat das richtig ist, was ich einmal von einem Physiker hörte, mit dem ich ein Gespräch über die Goethe’sche Farbenlehre hatte. Er sagte einfach, wie ich ausdrücklich verifizieren muss, er sagte ganz ehrlich: Ein Physiker von heute - und er bezeichnete sich als einen solchen mit Recht - kann sich überhaupt bei der Goethe’schen Farbenlehre nichts vorstellen! - Und das ist etwas, was eigentlich durchaus richtig ist. Wir müssen eben nicht vergessen, dass gewisse Dinge da vorliegen, die erst noch überwunden werden müssen, wenn von Seiten der Physik die Goethe’sche Farbenlehre ernst und nur ernst genommen werden soll. … Aber was der Physiker einbeziehen will in seine Interpretationen der Lichterscheinungen, die er dann auch auf Farbenerscheinungen ausdehnt, das soll eine Entität sein vollständig unabhängig von dem subjektiven Erlebnis. Goethe geht ja von ganz anderen Voraussetzungen in Bezug auf sein Denken überhaupt aus. … Aber mit Bezug auf die Goethe’sche Farbenlehre, die keine Optik übrigens sein will, ist das durchaus noch nicht der Fall. Daher ist zwar gewiss möglich, sagen wir, auf anthroposophischem Boden über die Goethe’sche Farbenlehre zu reden, da ist durchaus ein Reden möglich, aber eine Diskussion mit dem, was heute ein Physiker über die Farben zu sagen hat, was er aus seinen physikalischen Untergründen heraus ableitet, wird heute durchaus noch etwas Unfruchtbares bilden. Dazu ist notwendig, dass eben gewisse Grundvorstellungen, die Goethe implizite gehabt hat und von denen er ausgegangen ist in seiner Farbenlehre, noch expliziert werden, dass man die wirklich zugrunde legen kann. … Aber Goethe hat einen prinzipiellen Unterschied angegeben - und darauf kommt es an -, als er durch den kleinen Spalt nun selbst Versuche angestellt hat. Im Prisma kann man nicht dasjenige ausschließen, was die moderne Physik ausschließen möchte, denn man kann natürlich nicht einen sogenannten «Strahl von Null-Dicke» irgendwie ins Experimentierfeld schieben. Aber man kann das machen, dass man die scharfe Grenze ins Auge fasst zwischen dem dunklen Gebiet und dem hellen. Da hat man in der Tat die scharfe Grenze! Wenn man von dieser scharfen Grenze redet, dann hat man in einer gewissen Weise gerade aus dem Goethe’schen Versuch heraus das, was die neuere Physik möchte. Goethe hat mit der Grenze gearbeitet und nicht mit dem Strahlenbündel, das ist es, worauf es ankommt. … Und von dem, was sich als Phänomen dann an der Grenze ergibt, geht Goethe aus und versucht, von da seine Versuchsanordnungen zu machen, die ja allerdings heute, wenn sie im Goethe’schen Sinne ausgeführt werden sollten, ganz anders, als Goethe sie ausgeführt hat, werden müssten.[4]
Bedenken Sie nur, wie sehr die Goethe’sche Farbenlehre zum Schluss, im sinnlich-sittlichen Teil, logisch das Geistige herausentwickelt aus dem Physikalischen. Und das können Sie niemals, wenn Sie die heutige physikalische Farbenlehre zugrunde legen.[5]
…allein ich möchte Sie ja zuletzt zu einer bestimmten naturwissenschaftlichen Einsicht führen, und alles dasjenige, was ich vorher vorbringe, betrachten Sie als eine Art Vorbereitung, die nicht so gemacht wird, dass man, wie es sonst üblich ist, in gerader Linie fortschreitet, sondern dass man die Erscheinungen zusammensucht, die man braucht, gewissermaßen einen Kreis schafft und dann nach dem Mittelpunkt vordringt. Sie haben gesehen, dass wir es zu tun haben, wenn Farben entstehen, mit einem Zusammenwirken von Licht und Finsternis. Nun handelt es sich darum, dass man möglichst viele wirkliche Erscheinungen beobachtet, bevor man sich eine Anschauung bildet über das, was in dieser Wechselwirkung von Licht und Finsternis eigentlich zugrunde liegt. Und da möchte ich Ihnen heute zunächst dieses Phänomen der sogenannten farbigen Schatten vorführen.[6]
Ich habe mir eigentlich nur die Aufgabe setzen können zu zeigen, inwiefern oder vielmehr wie das damals gemeint war, als ich gesagt habe: Diese neueren Erscheinungen liegen eigentlich in der Linie der Weiterentwickelung der Goethe’schen Farbenlehre.[7]
Aber nun bietet sich eine andere Analogie, die ich Ihnen heute noch hinzeichne aus dem Grunde, weil durch anschauliche Verfolgung der einzelnen Naturtatsachen sich in der Tat eine gesunde Naturwissenschaft entwickeln kann und es vielleicht nützlich sein kann, die Sache sich einmal durch die Seele ziehen zu lassen. Wenn Sie das Spektrum, wie es gewöhnlich entsteht, betrachten, so haben Sie Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett.
Sie haben die Farbenreihe in ungefähr sieben Nuancen wie in einem Bande nebeneinander verlaufend. Aber Sie wissen ja auch, dass das Spektrum hier nicht ein Ende hat und auch hier nicht, dass wir hier (links), indem wir das Spektrum verfolgen, zu immer wärmeren und wärmeren Gebieten kommen und zuletzt ein Gebiet haben, wo nicht mehr Licht, wohl aber noch Wärme auftritt, das ultrarote Gebiet. Jenseits des Violett haben wir auch kein Licht mehr, wir bekommen das Ultraviolett, das nur noch chemische, das heißt also materielle Wirkungen entfaltet. Aber Sie wissen ja auf der anderen Seite, dass im Sinne der Goethe’schen Farbenlehre diese Linie hier dadurch zu einem Kreis gemacht werden kann und man die Farben anders anordnen kann, dass man nun nicht bloß betrachtet das Verhalten des Lichtes, aus dem ein Spektrum sich bildet, sondern betrachtet die Dunkelheit, aus der ein Spektrum sich bildet, das dann in der Mitte nicht Grün, sondern Pfirsichblüte hat und von da ausgehend die anderen Farben. Ich bekomme, wenn ich die Dunkelheit betrachte, das negative Spektrum. Und stelle ich die beiden Spektren zusammen, so bekomme ich zwölf Farben, die sich genau unterscheiden lassen in einem Kreis: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett. Hier wird das Violett immer mehr und mehr der Pfirsichblüte ähnlich, hier sind zwei Nuancen zwischen Pfirsichblüte und Violett, hier wiederum zwei Nuancen zwischen Pfirsichblüte und Rot, und Sie bekommen dann, wenn Sie die Gesamtheit dieser Farbennuancen verfolgen, gewissermaßen zwölf Farbenzustände, wenn ich den Ausdruck gebrauchen darf. Daraus können Sie ersehen, dass das, was man gewöhnlich als Spektrum schildert, auch dadurch entstanden gedacht werden kann, dass Sie sich denken, ich könnte durch irgend etwas diesen Farbenkreis hier entstehen lassen, und würde ihn immer größer und größer machen nach der einen Seite hin; dadurch würden mir diese oberen fünf Farben immer mehr und mehr hinausrücken, bis sie mir zuletzt entschwänden; die untere Biegung ginge nahezu in die Gerade über, und ich bekäme dann die gewöhnliche Spektrumfolge der Farben, indem mir nur die anderen fünf Farben nach der anderen Seite entschwunden sind. Ich stellte jetzt zuletzt die Farben hin. Könnte es nicht auch da (Schema Seite 128) mit dem Gehen ins Unendliche so etwa der Fall sein, wie hier beim Spektrum? Dass ich nämlich etwas Besonderes herausbekäme, wenn ich nun suchte: Was wird, wenn das, was da (Schema) in die Unendlichkeit scheinbar fortgeht, sich zum Kreis rundet und da wiederum zurückkommt? Könnte es nicht so etwas geben wie eben eine Art von anderem Spektrum, das mir umfasste auf der einen Seite den Zustand von über der Wärme bis hinunter zur Materie, das ich aber nach der anderen Seite hin auch so zum Schließen bringen kann wie hier das Farbenspektrum zur Pfirsichblüte-Farbe?[8]
Nachdem Rudolf Steiner auf Bitten der Lehrerschaft in Stuttgart die beiden naturwissenschaftlichen Kurse gehalten und eine Anknüpfung an die Goethe`sche Farbenlehre und die Notwendigkeit betont hatte, diese für die „moderne“ Zeit, 1920, fortzuschreiben, war die Hoffnung groß, dass auf diesem Gebiet weitergeforscht und –gearbeitet werden könnte. Das begründete Forschungsinstitut wurde aber schnell ein Opfer der damaligen schweren Wirtschaftskrise und musste noch zu Lebzeiten Rudolf Steiners aufgelöst werden.
Und ein Metamorphosegeschehen lebt auch bis in die subtilen maltechnischen Angaben hinein in den drei Vorträgen über das Wesen der Farbe, in denen vor allem die Unterscheidung der Bild- und Glanzfarben als völlig neue Begriffe in die Farbenlehre eingeführt werden. Die Betrachtung von Mineral, Pflanze, Tier und Mensch in ihren differenzierten farbigen Qualitäten und die Umwandlung von Glanz- in Bild- und von Bild- in Glanzfarben gibt dem Maler die Möglichkeit, eine Lasurtechnik auszubilden, deren farbige Prozesse den Stufen der Naturreiche entsprechen.
Auch die bedeutsame Frage, wodurch erscheint die Materie in Farben? - deren Beantwortung im Grunde genommen «in der gebräuchlichen Erkenntnis der Gegenwart nirgends zu finden ist», wird in den drei Vorträgen behandelt.
Denn diese Frage - die auch in Goethes Farbenlehre «nicht eigentlich berührt wird», weil Goethe aus einer «gewissen Ehrlichkeit seiner Erkenntnis» heraus und «mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln» einfach noch nicht habe vordringen können bis zu dem Problem: «Wie fixiert sich die Farbe an der Körperlichkeit?» -, sei im «eminentesten Sinne» gerade auch «eine Frage der Kunst, der Malerei».
Und Rudolf Steiner stellt dar, wie die anthroposophische Geistesforschung heute diese Frage beantworten könne dadurch, dass sie den Zusammenhang des irdischen Daseins mit den kosmischen Schöpfermächten erkennen kann, aufzeigen kann, wie die verschiedenen Sternenkräfte, wie Sonne und Mond das Irdisch-Farbige bewirken.
Ein Jahr darauf, 1922, wurde Rudolf Steiner von der Malerin Henni Geck, die am Goetheanum Malkurse gab, um eine Art Schulungsgang für den Malunterricht gebeten. Daraus entstanden in der Zeit von 1922 bis 1924 seine dreiundzwanzig Schulungsskizzen für Maler .
Es gab im Mai 1921 drei Vorträge an drei aufeinanderfolgenden Tagen, Zuhörer waren die Maler am Goetheanum. Sie sollten das malerisch umsetzen, was Rudolf Steiner ihnen in seinen Worten ausgebreitet hatte, mit Sicherheit überhaupt keine leichte Aufgabe: des Wesen der Farbe, wie schnell liest man heute einfach über so einen Titel hinweg. Es geht um nichts Geringeres als die geistige Wesenhaftigkeit von Farbe. Um den Übungsweg praktisch malerisch beschreiten zu können, skizziert Rudolf Steiner einige Farbklänge, die methodisch sehr streng diszipliniert ausgeführt werden sollten.
Für die erste Waldorfschule in Stuttgart gewinnt Rudolf Steiner Max Wolffhügel, der zunächst das Werken und dann auch den Malunterricht in der jungen Waldorfschule übernehmen sollte.
Julius Hebing (1891-1973) kommt 1925 mit der Anthroposophie in Kontakt. Nach einer Lehre als Dekorationsmaler besuchte er 1910/11 eine Kunstschule, um sich auf das Akademiestudium vorzubereiten. Der Krieg 1914-18 vereitelte zunächst alle seine Pläne. Nach dem Ende des Krieges lebte er als freier Maler in Berlin, bekam dort eine Reihe Aufträge, unter anderem durch die Bekanntschaft mit dem Direktor der Deutschen Bank. Sein künstlerisches Werk fiel allerdings den Bombenangriffen in Berlin 1944 weitestgehend zum Opfer, so dass aus der frühen Schaffenszeit nahezu keine Arbeiten mehr erhalten sind. Nach 1925 beginnt er ein umfassendes Studium der Goethe´schen Farbenlehre . “Es ist wichtig, den Übergang von Goethe zu Steiner festzuhalten. Denn man könnte natürlich alle Versuche Goethes so durchführen, dass man vorwiegend im quantitativen Erfassen der Erscheinungen bleibt… Geht man aber nicht allen Ernstes in das Qualitative einer Betrachtung hinein, so wird man niemals dem gerecht werden, was in realer Weise geschieht, wenn Dunkel über Hell oder Hell über Dunkel sich bewegt. Der Vorgang bleibt dann tot für den Betrachter. Steiner macht Ernst mit dem Durchhalten des Lebendigen.” (Julius Hebing, Tagebucheintrag 31.10. 33, Lebenskreise - Farbenkreise, Stuttgart: 1968).
Hildegard Berthold-Andrae betont in ihrer Einleitung zu “Welt, Farbe und Mensch”, den “Charakter des Übungsweges" seines Schaffens. Die Farbkreisverwandlungene seien nicht Ziel eines malerischen Weges, sondern dessen Beginn. Es gehe um eine Schulung der Erlebnisfähigkeit gerade über die Schulung von Hand und Auge.
1947 nach Ende des Verbots der Waldorfschulen in der NS-Zeit hielt Julius Hebing erste Vorträge über Steiners Farbenlehre. 1952 wurde er vom neu gegründeten Bund der Waldorfschulen offiziell zum Berater für den künstlerischen Unterricht an Waldorfschulen bestellt. Das war der eigentliche Beginn der Ulmer Maltagung, die er von 1952 bis 1963 leitete. Er erarbeitete mit den Lehrern das, was Steiner intendiert hatte, wenn er davon sprach, man solle "aus der Farbe heraus" malen, um diesem komplexen Rätsel auf die Spur zu kommen.
Das Inhaltsverzeichnis zum dritten Vortrag “Farbe und Materie” am 8. Mai 1921 benennt die Stichworte: Die große Rätselfrage: Wie wird Materie farbig? Der Zusammenhang des Pflanzengrüns (Bild) mit dem Mond, des übrigen Farbenwesens der Pflanzen (Glanz) mit der Sonne. Das Malen von Mineral, Pflanze, Tier, Mensch durch die Unterscheidung von Glanz, Glanzbild, Bildglanz, Bild. Die alten Maler kannten noch nicht die «Glänze», nur «Bild», darum noch keine Landschaft. Malen aus der Farbe heraus. Seelisches Mitleben mit den Farben. Farbe bildet mit Ich und Astralleib eine untrennbare Einheit. Ins Seelische hinaufgehobene Betrachtung des Farbigen als lebendige Fortbildung des Goetheanismus.
[1] Steiner, Rudolf: Goethes Naturwissenschaftliche Schriften – Sämtliche Einleitungen zur Herausgabe in Kürschners "Deutsche National-Litteratur". Zugleich eine Grundlegung der Geisteswissenschaft (Anthroposophie). Dornach (CH), Rudolf-Steiner-Verlag, 4. Aufl. 1977, S. 279
[2] Steiner, Rudolf, Erdensterben und Weltenleben Anthroposophische Lebensgaben Bewusstseins-Notwendigkeiten für Gegenwart und Zukunft: der Dornacher Bau (Vortrag Berlin, 3.7.1918), Dornach: Rudolf-Steiner-Verlag, 1991, S. 312
[3] Steiner, Rudolf, Erdensterben und Weltenleben Anthroposophische Lebensgaben Bewusstseins-Notwendigkeiten für Gegenwart und Zukunft, Dornach: Rudolf-Steiner-Verlag 1991, S. 336
[4] RUDOLF STEINER Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik Erster naturwissenschaftlicher Kurs Licht, Farbe, Ton — Masse, Elektrizität, Magnetismus, (Vorträge Stuttgart, 1920/21)Dornach: Rudolf-Steiner-Verlag 2000 S. 11
[5] RUDOLF STEINER Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik Erster naturwissenschaftlicher Kurs Licht, Farbe, Ton — Masse, Elektrizität, Magnetismus, (Vorträge Stuttgart, 1920/21)Dornach: Rudolf-Steiner-Verlag 2000 S. 144
[6] RUDOLF STEINER Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik Erster naturwissenschaftlicher Kurs Licht, Farbe, Ton — Masse, Elektrizität, Magnetismus, (Vorträge Stuttgart, 1920/21)Dornach: Rudolf-Steiner-Verlag 2000 S. 119
[7] RUDOLF STEINER Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik Erster naturwissenschaftlicher Kurs Licht, Farbe, Ton — Masse, Elektrizität, Magnetismus, (Vorträge Stuttgart, 1920/21)Dornach: Rudolf-Steiner-Verlag 2000 S. 23
[8] RUDOLF STEINER Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik Zweiter naturwissenschaftlicher Kurs Die Wärme auf der Grenze positiver und negativer Materialität (Vorträge Stuttgart 1920), Dornach: Rudolf-Steiner-Verlag 2000 S. 130
Erziehung - Reifung - Rhythmen - Einschläge
Betrachtet man die Entwicklung des Kindes, springen einem sofort die Jahrsiebte ins Auge als die entscheidenden Wegmarken. Sie definieren, übersichtlich und klar aufgeschrieben, was auch auf den ersten Blick stimmig erscheint: Geburt, Schulreife, Geschlechts- oder Erdenreife, soziale Reife. Damit ist die ganze Entwicklungszeit bis zum 21. Lebensjahr zunächst umfasst. Kritiker, auch im nahen Umfeld der Waldorschulen merken an, dass diese Jahrsiebteinteilung doch antiquiert und nicht mehr zeitgemäß sei. Natürlich stimmt auch das. Solche Schemata oder Übersichten stellen natürlich nur eine grob vereinfachende Sicht auf etwas dar, das überhaupt nicht einfach ist und schon gar nicht statisch und fixiert: das Leben.
Einatmen - Ausatmen, dazu das Zusammenspiel mit dem Herzschlag, dazu Schlafen und Wachen, ebenso die Nahrungsaufnahme und die Verdauung. Jedes korrespondiert mit jedem, jede Funktion muss für sich betrachtet “gelernt” werden, ein überaus komplexes Zusammenwirken vieler wundersamer Komponenten und Faktoren, die eines finden müssen, einen Rhythmus, der es ihnen ermöglicht, reibungsarm und kraftsparend miteinander zu harmonieren. Dazu muss das neugeborene Leben gewärmt, behütet, geschützt und versorgt werden und die Umgebung muss stimmen. An ihr wird sich das heranwachsende Kind für die nächsten Jahre orientieren, in ihr wird es aufwachsen, die Verhaltensweisen der Erwachsenen wird es nachahmen, Gefühle, Gedanken, Stimmungen, vielleicht auch das unverwandelte Temperament eines Erwachsenen werden auf es und in es einströmen, ohne dass es dagegen irgendeinen Schutz hätte.
Schlafen ist noch nicht automatisch mit der Nachtzeit koordiniert, Wachen nicht automatisch mit dem Tag, sehr zum Leidwesen der Eltern, die sich auf dieses doch chaotisch wirkende Leben einstellen müssen, oft an ihre Grenzen stoßen und ihre Machtlosigkeit erleben. Erziehung heißt da zunächst einmal sich selbst und sein Verhalten so einzurichten, dass es für das kleine Kind und seine Entwicklung optimal ist. Wenn das Kind allerdings schläft, dann schläft es und ist ganz woanders. Das sind dann die Erholungszeiten für die Eltern, in denen man auch nicht auf Zehenspitzen durch das Haus schleichen muss.
Sichtbar, schlafend im Bett, liegt der physische Leib. Noch verborgen in der Hülle des physischen Leibes, sozusagen ungeboren, sind die übrigen “Leiber”, die die Gesamtwesenheit “Mensch” ausmachen, seine verschiedenen Funktionsbereiche, auch Wesensglieder genannt.
Die Wesensglieder sind alle schon angelegt und konzipiert, tatsächlich “geboren” ist aber nur der physische Leib. Der Ätherleib oder Lebensleib ist eng mit dem physischen Leib verbunden und hat ausnahmslos die Aufgabe die vegetativen Prozesse anzuregen und zu koordinieren, das Wachstum der inneren Organe und der äußeren Gestalt zu befördern. Am weitesten entwickelt ist der Kopf, weswegen da zunächst mal Ruhe herrscht. Der Astralleib oder Empfindungsleib und das Ich sind beide mit dem Ätherleib verzahnt, solange das Kind wach ist, mit den Beinen und Händchen strampelt und zappelt, jauchzt, brabbelt oder schreit oder ganz still aufnimmt, was sich in seinem Blickfeld befindet und vielleicht bewegt.
Jeder Eindruck dringt in das Kind ein, ungefiltert und unsortiert, es ist dieser Umgebung gleichsam ausgesetzt, eine sehr anstrengende und müde machende Situation. Mit dem Einschlafen trennen sich dann Astralleib und Ich und gehen wieder dahin, wo sie waren, vor der Geburt, in die Geistige Welt, auf die Himmelswiese, wie man auch sagen könnte, aber nur für die Zeit des Schlafes. Mit dem Erwachen kommen sie zurück und verbinden sich wieder auf eine einzigartige Weise.
Die Wesensglieder haben ihre eigenen Rhythmen und ihr eigenes Daseins- und Entwicklungstempo. Mit etwa sieben Jahren wird der Ätherleib geboren und ist jetzt frei und bereit für neue Aufgaben. Ein Teil bleibt an den physischen Leib gebunden und versorgt die Lebensprozesse, der andere Teil steht dem Kind jetzt als Befähigung zur Verfügung Neues lernen zu können, das von außen an es herangetragen wird, seine Gedächtniskräfte zu entfalten und Gewohnheiten zu entwickeln.
Dem Astralleib, der sieben Jahre später geboren werden wird, kommt bis dahin die Aufgabe zu, die jetzt schon erneuerte individuelle physische Gestalt auszuprägen und zu formen, die Organe aus zu plastizieren und auch schon Strukturen anzulegen, einen Sinn für Ordnung zu entwickeln. Er ist der Träger aller Empfindungen und des Gefühls. Um ihn sich gesund entwickeln zu lassen und zur Reifung zu bringen, ist es essentiell, dass gerade die seelischen Kräfte des Wollens, Fühlens und Denkens immer wieder auf der Ebene des Fühlens durch innere, seelisch verwertbare Bilder angesprochen und so aktiviert werden, dass sich innerhalb des gesamten seelischen Systems von Denken, Fühlen und Wollen eine lebendige Dynamik entwickelt und erhält.
Das Ich ist als das dritte Wesensglied eng mit dem Astralischen Leib verbunden. Zugleich ist es völlig eigenständig, reift zwar heran und entwickelt sich, in Erscheinung tritt es allerdings überaus unrhythmisch und auch meist für das Kind und die Umgebung unerwartet und dann völlig überraschend. Bezeichnend sind Begriffe wie die Trotzphase, das Rubikongeschehen und das Parzivalereignis. Interessant ist dabei allerdings, dass diese Ereignisse, auch “Ich-Einschläge” genannt, in jedem Lebensjahrsiebt zweimal auftreten.
Das ist nicht unbedingt so allgemein bekannt. Der jeweils zweite Einschlag hat einen anderen, vielleicht leiseren Charakter, ist weniger emotional, eher reflektierend oder reflektiert in seiner Art. Wir haben ihn als “erkennend” charakterisiert, den jeweils ersten als “fühlend”. Worte können beschreiben, in diesen Zusammenhängen allerdings nur immer annäherungsweise.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass dieser zweite “Ich-Einschlag” im ersten Jahrsiebt vor einigen Jahren durchaus zu der irrigen Annahme führte, man könne Kinder dann doch eigentlich schon in die Schule geben. Ein hochrangiger Politiker in NRW formulierte seinerzeit, dann seien sie doch am leichtesten “bildbar”, eine fatale Sichtweise und ein irreversibler Irrtum für viele Kinder, die diese maßgebliche Meinung ge- und betroffen hat.
Mit der „Geburt“ des Ätherleibs und dem Eintritt in die Schule, werden die Kräfte frei, die das Kind zum „abstrakten“, leibungebundenen Lernen benötigt. Die Ebene der Ansprache ist das Gefühl, der Lehrer:in folgt das Kind nach als “Autorität” in allen Lebenslagen, so das Ideal… Sie vermittelt ihm die Welt in all ihren Facetten und Bedeutungen, eröffnet die Kulturtechniken und richtet alles so ein, dass das Kind ihr folgen kann, verstehen, was sie sagt und empfinden, was seelisch mitschwingt. So kann sich in ihm eine gewisse “seelische Regsamkeit” entwickeln, die es ermöglicht, dass Denken und Wollen in Bewegung und über das Fühlen in einen lebendigen Austausch kommen. Das Ziel eines jeden Unterrichts sollte es sein, den Willen ins Denken zu heben und das Denken in den Willen zu führen. Ein besonderer Wert kommt dabei allem Künstlerischen zu.
Ausgewogenheit, Harmonie, Symmetrie sind einige Aspekte dieser “Schönheit”. Die seelische Anbindung des Kindes an das jeweilige Fach ist der Schlüssel, der „Fach- oder Epocheninhalt“ das Vehikel zur Entwicklungsförderung. Das Angebot ist idealerweise so aufgefächert, dass sich das einzelne Kind frei bedienen kann, sich mit dem versorgen, was gerade gut für es ist. Mitunter ist nichts dabei, dann sollte die Lehrer:in ihr Angebot differenzieren. Das Kind will etwas lernen, in der Regel passt es auch inhaltlich und, das darf man nicht vergessen, tut das Kind eigentlich alles seiner Lehrer:in zuliebe. Das Vertrauen ist zumindest in den ersten Schuljahren ziemlich grenzenlos. Eltern haben dann scheinbar ausgedient, stehen sozusagen in der zweiten Reihe. So kann sich der Idealzustand darstellen.
Der Akt des “Ich-Einschlags” ist Teil eines wiederholten Bewusstwerdungsprozesses zunächst auf der Willens-, dann auf der Gefühls- und später auf der Denkebene, zunächst in Bezug auf das Gegenüber, dann in Bezug auf die Welt und noch später in Bezug auf eine sich stellende Aufgabe oder ein “Ziel”. Das Kind/ der heranwachsende Mensch bewegt sich auf den kommenden Moment, das Ereignis zu, unterzieht dann seine Umgebung einer “Prüfung”, was für die anderen Menschen (Eltern oder Lehrer) ziemlich anstrengend sein kann, trifft eine reflektierte Einschätzung für sich und handelt anschließend. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, einen Schritt weiter ins nächste Jahrsiebt zu gehen, ein Schulkind zu werden, in die Oberstufe zu kommen oder in die Welt hinaus zu gehen. Solche Schritte sind einmalig. Man kann sie in der Regel auch nur einmal tun und im Grunde gibt es kein zurück. Und doch ist es aber auch manchmal anders, wenn erwachsene Menschen (etwa Lehrer oder Eltern, auch Politiker) sich geirrt haben. Dann muss man zurückrudern, ob man will oder nicht.
Diese "Ich-Ereignisse" finden verborgen im Kleinen oder spektakulär und demonstrativ im Großen statt, spielen sich sowohl im seelischen Innern als auch im sinnlich wahrnehmbaren Außen ab. Sie sind die wahren Entwicklungsmarken in einer Biografie und nicht selten sind sie auch die Momente der stärksten Auseinandersetzungen mit sich selbst und der umgebenden Welt. Ein Segen, wenn das Kind ein Gegenüber hat, an dem es seinen Trotz erleben darf, einen Lehrer oder eine Lehrerin, die nicht umfällt, wenn Drittklässler sich auf ihre Selbstbestimmung berufen und ein Oberstufenkollegium das stolz auf seine Schüler ist, wenn diese sich trauen, Fehler zu machen und wagen zu scheitern, um dann wieder aufzustehen.
Künstlerischer Unterricht kann so ein Mutmacher bei der Kultivierung einer Fehlerkultur sein. Ein Riesenglück ist es, wenn das Künstlerische nicht vor den Anforderungen eines von außen verordneten Prüfungssystems einknickt und wegbricht.
Unterricht in der Waldorfschule ist durch und durch rhythmisiert, jedenfalls so gut die bestimmenden Taktgeber oder die Anforderungen von außen (Prüfungstermine, Ferienordnungen, aber auch Stundentaktung) dies zulassen. Das Schuljahr, die einzelnen Jahresfeste, die Schulfeiern, die Hauptunterrichtsepochen, die einzelnen Unterrichtsstunden, alles ist darauf angelegt, in einen rhythmischen Lebens-, Lern- und Arbeitsstrom zu kommen, der eines spart: Kraft. Rhythmus spart Kraft, eine Binsenweisheit und doch ist sie überaus wahr.
Unterricht ist ein einziger Atmungsvorgang: atmet man zuviel ein, droht man zu platzen oder schläft ein, atmet man nur aus, geht es über Tische und Bänke. Ein- und Ausatmen sollten sich die Waage halten, ebenso die schaffige Sympathie oder die zurücktretend betrachtende Antipathie, in diesen Momenten greift das Ich ein, es entsteht Bewusstsein, nicht zu vergessen: Tag- und Nacht, ein Thema überschlafen, “der Morgen ist klüger als der Abend”, auch scheinbar nur ein antiquiertes Sprichwort.
Das Funktionieren der Wesensglieder, das reibungslose und ruckelfreie Trennen von Ätherleib und Astralleib sind bedeutsam für einen erholsamen und erfrischenden Schlaf, aber auch dafür, dass man morgens beim Aufwachen, wenn sich beide wieder verbunden haben, vielleicht mit einer Lösung aufwacht, die sich im Laufe der Nacht eingestellt hat. Es sind die seelisch verwertbaren Bilder, die die Kinder am Tag aufnehmen, mit ihnen kann der Engel des Nachts etwas anfangen und ihnen einen Rat mitgeben, wenn sie “auf die Erde” zurückkehren. Seelenloses, nichtssagendes Zeug, intellektueller Ballast, all das interessiert keinen Engel. Der wendet sich dann einfach ab. Der Mensch scheint dann zunächst von allen “guten Geistern” verlassen zu sein. Für kleine Kinder sind Engel durchaus eine Realität, die man ihnen nicht kaputtreden sollte. Manche Erwachsene “haben es” auch mit “Engeln”, dann aber mitunter auf eine sehr merkwürdige Weise. Nein, Engel sind keine Erfüllungsgehilfen, wenn es um persönliche Bequemlichkeit und Faulheit geht. Arbeiten und anstrengen muss man sich schon selbst. Nebenbei soll betont werden: Vor die Erziehung hat der liebe Gott die Selbsterziehung gesetzt.
Ich, Astralleib, Ätherleib und physischer Leib haben eine definierte Zeitstruktur:
Ich | eine Sekunde |
Astralleib | 7 Tage |
Ätherleib | 4 x 7 Tage |
Physischer Leib | ein Jahr |
Ein konkretes Beispiel mag dies verdeutlichen:
Stellen wir uns eine Unterrichtsepoche vor, Rechnen in der 4 Klasse, Einführung des Bruchrechnens, die Ziele sind beschrieben, was die Kinder am Ende des geplanten Zeitraums gelernt haben sollten. Ideal wäre eine Zeitspanne von vier Wochen, oftmals sind es aber nur drei Wochen, denn die Summe aller Epochen muss irgendwie auch untergebracht werden. Geht man also von vier Wochen aus, dann wären es vier “Einheiten” à 7 Tage. Schrittweise wird ein Inhalt erarbeitet, idealerweise an drei Tagen hintereinander, jeweils mit einer Nacht dazwischen. Das Neue hat sich bis dahin soweit verdichtet, dass ein weiterer Inhalt hinzugefügt werden kann, der dann den gleichen Weg nimmt. “Wissen” verwandelt sich über das tägliche Erinnern und kleinschrittige Wiederholen in eine erste Fähigkeit, nämlich zu reproduzieren, noch nicht anzuwenden. Mit Beginn der zweiten Woche “setzen” sich die Inhalte, werden zunächst in Ruhe gelassen, weil ein anderes Thema neu hinzukommt, das dann über die dreischrittige Vorgehensweise auch kennengelernt wird. Nach zwei Wochen scheint das “Neue” das “Alte” überlagert zu haben, es macht den Eindruck, als sei es vergessen worden, nein, es hat sich verwandelt in eine Fähigkeit, die jetzt mit dem “Neuen” kombiniert, in Verbindung gebracht werden kann. Wieder hochgeholt und erinnert wird alles zusammen für ein paar Tage geübt und scheint auf den ersten Blick “sicher”, gewusst und gekonnt.
Tatsächlich ist es aber so, dass der erlernte und erarbeitete Inhalt nach drei Wochen zwar präsent und verfügbar ist, allerdings ist er seelisch betrachtet noch kalt. Der Schritt der inneren Erwärmung vollzieht sich erst in der vierten Woche. Dann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem die “Epoche” beendet und abgeschlossen werden kann. Das Thema kann jetzt in die ätherische Konfiguration absinken, dort ruhen und getrost vergessen werden. Die 4 x 7 Tage haben bewirkt, dass das Kind oder junge Mensch sich innerlich so für das Thema erwärmt hat, dass es genug ist und reicht. Alles weitere würde zu einer seelischen Übersättigung führen. Nein, jetzt ist der Zeitpunkt für etwas Neues gekommen, das so nebenbei, schon in der letzten Woche angekündigt wurde, Tierkunde beispielsweise.
Das Bruchrechnen ist für den Moment passé, jetzt kann man sich voll auf das Neue konzentrieren. Bis zur nächsten Rechenepoche sind es noch ein paar Monate, dann wird sich zeigen, was inzwischen mit dem im Ätherleib Verdauten passiert ist: aus Wissen und Fähigkeiten sind vielleicht Fertigkeiten geworden, die jetzt verfügbar sind, an den Rest wird man sich leicht erinnern.
Regelmäßige Übstunden sorgen dafür, dass eine gewisse rechnerische “Fingerfertigkeit” erhalten bleibt. Seelisches Erwärmen führt dazu, dass einen als lernenden Menschen die Themen nicht intellektuell kalt und distanziert bleiben lassen. Vielmehr ist das der Schritt, mit dem man eine innere Verbindung eingeht mit einem Thema oder einer Sache, hier entsteht das Interesse und später hoffentlich ein Engagement, so dass man dann wirklich für etwas “brennen” kann.
Die großen bedrohlichen Themen heutzutage lassen den nicht kalt, der gelernt hat sich für etwas wirklich zu erwärmen. Wer innerlich “brennt”, der wägt nicht mit kühlem Kopf ab, der macht, handelt und klebt sich auch auf die Straße, wenn es fürs Klima sein muss.
Völlig unbewusst und im Grunde unbeachtet geschieht dann das Absinken und Eingliedern über das Stoffwechselsystem in den Physischen Leib. Dort vollzieht sich dann unter anderem das Wachstum. Der Junge Mensch wächst von alleine. Tatsächlich ist es wie beim Gras, das auch nicht schneller wächst, wenn man daran zieht. Dass dies nicht immer verstanden und gewusst wird, zeigen die erfolglosen Bestrebungen, Entwicklungsprozesse beschleunigen zu wollen oder Startpunkte wie die Einschulung früher zu setzen.
Rhythmus spart Kraft. Es ist gut, das zu wissen. Aber es ist auch gut zu wissen, dass manche Vorhaben ihren zeitlichen Vorlauf brauchen, damit ich mich im Erwachsenenalter, als Lehrer etwa, persönlich für eine Sache genügend erwärmen kann und dann vielleicht noch zwei Wochen zusätzlich investiere, um “Gleichgesinnte” zu finden. Dann hat die Idee auch schon die Power, um zu zünden und einen Prozess in Gang zu setzen. Jeder kennt die Situation, dass man voller Begeisterung in einer Konferenz ein Thema anbringen will und dann einfach so abblitzt, besonders, wenn das scheinbar “brennende” Thema nur mal kurz “angedacht” worden war. Das frustriert und lähmt. “Pausenaufsicht” ist so ein Dauerbrenner, endlos beredet, nie wirklich gelöst. Warum? Weil es einfach totgeredet wurde.
Ähnliches gilt für die Unterrichtsvorbereitung.
Um es vorweg zu sagen: jeder Unterricht sollte künstlerisch gestaltet sein. Unterricht an sich ist schon eine “Kunst”, jede Stunde ein für sich abgeschlossener künstlerischer Akt, der aber auch wiederum Teil eines längeren Prozesses ist, einer Epoche, eines Projekts, oder fortlaufend durch das Jahr als ein Lern- und Übungsweg.
Malen und Zeichnen bestehen als eigene “Fächer”, sie sind aber auch darstellend gestaltende Bestandteile in allen anderen Fachunterrichten. Natürlich können gemalte Bilder oder Zeichnungen Schmuck und Zierde in einem Epochenheft oder als Tafelbild sein. Auf jeden Fall bieten sie dem Schüler einen Zugangsweg zu einem Thema an, der über das gesprochene oder geschriebene Wort hinausgeht und eine besondere, individuelle Form, sich auszudrücken und einen Sachverhalt anschaulich darzustellen.
Sich malerisch oder zeichnerisch zu betätigen regt durchaus die innere emotionale Beteiligung an und fördert die Bereitschaft, sich enger mit einem Gegenstand, einem Thema, aber auch einer Landschaft oder einem Bauwerk zu verbinden, sich seelisch darauf einzustellen und einzulassen.
Denken, Fühlen und Wollen sind die seelischen Betätigungsbereiche. Ziel von Erziehung sollte es immer sein, einen “Flow” zwischen Denken und Wollen und umgekehrt im Kind oder Jugendlichen anzuregen. Dreh- und Angelpunkt ist das Fühlen. Im zweiten Lebensjahrsiebt ist das die Region, in der das Kind auf gesunde Weise ansprech- und erreichbar ist. Ist der Gefühlsbereich weich und beweglich, Steiner spricht auch von “seelischer Regsamkeit”, gelingt es leichter, Willensimpulse ins Denken zu heben und sie be- oder durchdacht wieder in eine dann überlegte und reflektierte willentliche Tätigkeit münden zu lassen.
Malen und Zeichnen treten vielfältig auf:
Malen | Bild der inneren Bewegung | flächig | träumerisch eintauchend | Farbbegegnung, Farbklang, Farbstimmung |
zeichnendes Malen | Gegenständlichkeit | Illustration | ||
malendes Zeichnen | sinnhafte Form | Buchstaben | ||
Zeichnen | Spur der äußeren Bewegung | linear | wach bewusst | Formenzeichnen Geometrie |
Mit der Geburt des ätherischen Leibes werden innere Kräfte frei, die bis dahin der Umgestaltung des verberbten Leibes und dem Ausgestalten der inneren Organe gewidmet waren. Die ersten Zähne werden abgestoßen, vermeintlich gewechselt, die Gliedmaßen strecken sich, das Kind ist in vielerlei Hinsicht schulreif geworden. Die Nachahmungskräfte sind noch präsent, wandeln sich aber zunehmend in eine neue Fähigkeit. An Stelle von Mutter und/oder Vater tritt eine andere Persönlichkeit, der Lehrer, die Lehrerin, von der das Kind berechtigterweise annimmt, dass es dieser Persönlichkeit vertrauen kann. Dieser erwachsene Mensch verkörpert für das Kind eine Autorität, der es wert ist nachzufolgen, durch ihn oder sie wird es im weitesten Sinne erfahren, was es in, an und aus der Welt zu lernen gibt. Irgendwelche logischen Kausalzusammenhänge ergeben für das Kind keinen Sinn, was es hingegen braucht, sind Bilder, seelisch verwertbare Bilder, die es in sich aufnehmen, die es mit in die Nacht nehmen und am kommenden Tag in neuer Form erinnern kann.
Und siehe da, das Bild hat sich verwandelt, es hat sich eine Erkenntnis eingestellt, etwas wurde erhellt, ein Zusammenhang verstanden. Eine Geschichte, in der ein Drachen vorkommt, das äußere Bild des Drachen, seine verschlungene Gestalt, sie alle helfen dem Kind seelisch zu erleben, was es kurz darauf wissen wird: es handelt sich um einen Laut “D”. Es hat sich im Kind ein Begriff gebildet. Eine üppige Geschichte, ein gehaltvolles Bild reduzieren sich über Nacht zu einem Laut, einem Buchstaben, den das Kind jetzt kennt, den es mit einem anderen bekannten Laut verbinden kann, beides aussprechen “D -A” und zusammenziehen zum “DA”, ihn kann es schreiben und dann lesen, dann mit weiteren Lauten verbinden, ganze Wörter erfinden, plötzlich Schreibweisen erkennen, lautgetreu, versteht sich. Für die “Recht -Schreibung” fehlt noch der Sinn, die Einsicht, das sind Konventionen, die so gar nicht in ein regsames Seelenleben passen wollen. Die zur Geschichte gehörenden Bilder werden gemalt, farbig illustrierend und immer in eine Umgebung eingebettet, so dass sich ein schönes Gesamtbild ergibt. Die äußere Form der Buchstaben wird malend gezeichnet, das Kind wird sagen "geschrieben", denn das hat es jetzt im Ansatz gelernt und wird es noch weiter lernen, es wird Fähigkeiten erwerben und Fertigkeiten entwickeln, immer weiter verfeinern und perfektionieren und natürlich lernen, Fehler zu erkennen, zu verbessern und zukünftig zu vermeiden.
Lernfähigkeit in diesem Alter heißt nichts anderes, als seelisch bereit zu sein, Freude am Tun zu entwickeln und begierig sein, Neues, Weiteres lernen und wissen zu wollen. Es gibt Erfolge und Misserfolge, letztere sind nicht leicht zu ertragen, vor allem, weil beide meist überraschend eintreten. Seelische Regsamkeit bedeutet auch, Spannungen aus zu halten. Damit ist mitnichten Stress, Streit oder Zwist gemeint, schon gar nicht Trennungen von Eltern beispielweise, sowas ist nicht auszuhalten. Da wird man nur innerlich hart, muss sich abhärten, um bestehen zu können.
Hier soll es um Spannungen gehen, die zwei Farben miteinander haben und austragen wollen. Ein Gelb wird auf das weiße Blatt gemalt und dehnt sich aus, immer weiter, es strahlt und strahlt, bis plötzlich ein Rot dazu tritt, einfach so, ziemlich klein und doch macht es den Eindruck stark zu sein und vielleicht ein wenig frech, dreist. Es bleibt einfach da, wo es ist. Das Gelb versucht auszuweichen, obwohl das so gar nicht zu seinem Strahlen passt. Das Rot macht sich ein wenig größer, breiter und dicker, stellt sich dem Gelb einfach in seinen Strahlenweg. Dem Gelb gefällt das zunächst gar nicht, denn niemand kann so strahlen wie es, noch besser, niemand kann strahlen, das kann es ganz alleine. Plötzlich aber berühren sich beide, so dass ein bisschen von dem Rot ins Gelb hineinläuft und sich ein herrliches Orange ausbreitet. Das Gelb fühlt sich mit einem Mal wunderbar gewärmt, was ihm sichtlich gut gefällt, es strahlt immer weiter ins Rot hinein, büßt seine Strahlkraft ein, erfährt dafür aber eine wohlige Wärme, solange, bis beide sehr zufrieden sind: das Rot hat begonnen zu leuchten, dem Gelb ist es warm geworden.
Dieser Prozess des reinen Malens dauert vielleicht 5 Minuten, wenn es hoch kommt. Das Kind hat all das, was sich zwischen Gelb und Rot abspielt hautnah erlebt, ja, es hat es sogar “angerichtet” verursacht, hat das Strahlen genossen und dann den Moment erlebt, als das Rot ins Bild gesprungen ist. Das war schon ein Schockmoment, leise aber spürbar, das Kind macht vielleicht einen kleinen Hüpfer oder jauchzt, vielleicht stockt für einen Moment der Atem und dann löst sich alles nach und nach auf, beide Farben haben sich verbunden und beide sind noch da. Vielleicht kann es auch ganz anders ausgehen, dass das Rot das Gelb völlig vereinnahmt und von dem Strahlen nichts übrig bleibt. Auch das muss man innerlich aushalten lernen. Vielleicht ist das aber gerade auch eine seelische Wohltat.
Dann werden die Bretter zum Trocknen ins Regal gelegt, alles braucht seine Ordnung und es wird aufgeräumt, Farben werden weggetragen, vielleicht fällt auch ein Näpfchen runter und es muss geputzt werden, alles kein Beinbruch, das gehört dazu und muss kleinschrittig und konsequent geübt werden, wie alles andere auch. Kinder wollen es selbst tun und das auch können, das sollte man ihnen nicht verwehren. Statt dessen beherzige man das Wort Maria Montessoris, die das Kind sagen lässt: “Hilf mir es selbst zu tun.” Selbstständig werden beim Malen ist eine Investition in die Zukunft und nimmt dem Maltag manchen Stress. Vor- und Nachbereitung stehen anfangs zur reinen Malzeit in keinem Verhältnis. Allerdings verändert sich das rapide, wenn man es als Lehrer konsequent mit den Kindern übt. Dann bilden sich gute Gewohnheiten.
Am Tag nach dem Maltag hängen die Bilder an der Wand. Jedes Kind hatte sein Erlebnis während des Malens und möchte natürlich davon berichten. Dann kann man vielleicht darüber sprechen, was das Rot getan hat, wie sich das Gelb gefühlt hat, ob die beiden vielleicht beinahe in Streit geraten wären oder ob sie sich vertragen haben. Dann werden Kinder einzelne Bilder benennen wollen, wo sich alles harmonisch entwickelt hat, wo das Gelb keine Chance hatte, wo sich beide vielleicht verständigt haben. Alles kann und muss ausgesprochen werden, denn jetzt ist der Moment, in dem den Kindern bewusst wird, was sie getan haben. Vielleicht wollen sie nochmal ein Bild mit Gelb und Rot malen, vielleicht möchten sie aber auch ausprobieren, wie es mit Gelb und Blau geht, wie es ist, wenn die andere Farbe zuerst auf dem Blatt ist, wie es ist, wenn beide sich plötzlich an Regeln halten müssen und nur ganz nahe aneinander herankommen dürfen, dass man bei einem kleinen Übertreter nicht gleich ungehalten wird, auch das kann man vereinbaren.
Es gibt gar nicht so viele Maltage, wie es Möglichkeiten der Farbbegegnung gibt, das wird schnell klar. Und dann dürfen das erste Mal drei Farben auf das Blatt und miteinander “sprechen”, "spielen", "tanzen". Es lassen sich Spielregeln erfinden, was die Farben jeweils dürfen und was nicht. Das malende Kind ist der “Bestimmer”, ihm folgen die Farben gehorsam. Natürlich werden auch ihm die Pferde mal durchgehen und es werden sich alle Farben vermischen, so dass am Ende ein Mausgrau zurückbleibt.
Die Verfassung eines Kindes ist natürlich nicht immer gleich. Was man an einem Tag aushalten kann, schafft man an einem anderen Tag vielleicht nicht. Die Malzeit sollte deswegen nie zu lange sein. Eines ist unbedingt wichtig zu lernen und zu befolgen: beim Malen spricht nur der Pinsel. Sprich, es muss einfach leise sein, solange gemalt wird. Die Kinderseelen sind sehr unterschiedlich belastbar, was ihre Dehnbarkeit angeht. Ein falsches oder unpassendes Wort kann dann immensen seelischen Schaden anrichten. Auch darüber kann man sprechen. Natürlich wird es immer die Kinder geben, die sich einfach nicht zurückhalten können. Aber auch die lernen das mit der Zeit.
Erzählstoff: Märchen
Die Welt ist seelisch betrachtet rund, alles hat seine Ordnung. Die “Drei” hat eine besondere Bewandtnis, aller guten Dinge sind drei. Niemand geht wirklich leer aus. Und: es ist die Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat
In der zweiten Klasse erwacht, verallgemeinert gesprochen, eine innere Dualität in den Kindern: auf der einen Seite sind sie Heilige im wahrsten Sinne des Wortes und können kein Wässerchen trüben, auf der anderen Seite erwacht aber gleichzeitig etwas Triebhaftes, Durchtriebenes in ihnen, etwas Listiges und Hinterhältiges. Die 2. Geburt oder auch der 2. Einschlag des Ich, der Rubikon, stehen bevor und das Kind testet im Grunde seine inneren Extreme aus, mal die eine, mal die andere Seite. Erwartet man das als Lehrer nicht, wird man ziemlich überrascht oder irritiert sein, wenn bei einem Kind plötzlich zwei völlig kontroverse Seiten erlebbar werden, die auf den ersten Blick so gar nichts miteinander zu tun haben. Auch vermisst man zurecht so etwas, wie ein schlechtes Gewissen oder ein Schuldgefühl. Es entsteht der Eindruck, als spiele das Kind mit seinen inneren Möglichkeiten, ohne wirklich den “Ernst der Lage” zu sehen. Der Erzählstoff spiegelt diese Dualität wider: einerseits durch die Heiligenlegenden, andererseits durch die Fabeln. Wenn eine Weile von Reineke Fuchs erzählt wird, dann reicht es den meisten Kindern bald, dann wird es Zeit, umzuschwenken, etwa zu Franziskus oder der heiligen Elisabeth.
Der seelische Spielraum ist jetzt schon deutlich größer. Die Kindergartenzeit, die bei manchen Kindern, gerade bei denen, die tendenziell sehr früh eingeschult worden sind noch bis in die erste Klasse nachgeklungen hat, ist vorbei. Seelisch gesehen lässt sich jetzt mehr ertragen und aushalten. Anforderungen gehören einfach dazu, ebenso Pflichten und Dienste. Kinder geben auch gerne klar zu erkennen, dass sie keine Kinder mehr seien, dass man sich auf sie verlassen könne. Es ist gut, sie ernst zu nehmen, besser ist es aber, auch nicht unangenehm überrascht zu sein, wenn dieses sich “verlassen” können nur von kürzere Dauer ist.
Malerisch gesehen sind es noch die Seelenstimmungen, die charakteristischen Farbklänge, innerhalb derer sich das Farbgeschehen abspielt, jetzt auch durchgängig mit drei Farben. Malen kann sich durchaus zu einem “Spiel der Farben” entwickeln, es lassen sich Regeln ausdenken, die dann aber auch zu befolgen sind. Das wiederum ist nicht immer so einfach. Die strahlendglänzenden Primärfarben, aber auch die sekundären Mischfarben harmonieren mit der “heiligen” Seite in den Kinderseelen, die anfänglich tertiären Mischungen, die die Farbe abgeschattet oder gar verschmutzt erscheinen lassen spiegeln die triebhafte Seite der Fabeln wieder, das durchaus fiese, gemeine und hinterhältige. Was für eine Erlösung kann es auch hier sein, wieder auf die "schöne" Seite zurückkehren zu können.
Jetzt sind es mehr die Adjektive, die Eigenschaften, die zum Tragen kommen bei der Frage: “Wie ist die Farbe?” Bei der Betrachtung der Schülerarbeiten lassen sich hier interessante Gespräche führen. Manchmal ist es nur eine geringe Nuance, die die Eigenschaft einer Farbe deutlich verändern kann. Da die Mischung immer auf dem Blatt entsteht und in der Regel einfach passiert, ist die Vielfalt der dann entstandenen Töne unendlich groß. Sich dessen bewusst zu werden, regt auch dazu an, sich immer mehr und immer mal wieder anders auszuprobieren. Gleichzeitig entsteht hierbei auch nach und nach wie nebenbei eine gewisse “Farbkompetenz”.
Zusätzlich und in Erweiterung der charakteristischen Farbklänge lassen sich jetzt auch schon einzelne harmonische Klänge farblich anlegen etwa einen Rot-Blau-Klang durch die Zugabe von Gelb ins Blau in einen Rot-Grün-Klang verwandeln. Modifiziert lässt sich Gleiches erzielen durch die Zugabe von Gelb ins Rot, so dass ein Blau-Orange-Klang entsteht. Solche Klänge führen immer zu einem harmonischen Malabschluss. Dies weiter zu treiben steht in der vierten Klasse an.
In der zweiten Klasse ist durchaus das Wechselspiel zwischen harmonischen und charakteristischen Farbklängen, das spielerische Umgehen der einzelnen Farben miteinander, aber auch die respektvolle Begegnung zweier oder dreier Farben, die symmetrische oder kreisförmige Anordnung der Farben eine Möglichkeit, das farbige Gestalten ein wenig bewusster geschehen zu lassen, ohne dabei zu sehr ins Zeichnen zu kommen. Da bieten sich Wachsblöckchen und Stifte an.
Neben einer malerisch-künstlerischen Umsetzung etwa einer Szene (Franziskus und der Wolf) in einen Farbklang besteht natürlich auch immer die Möglichkeit ein dramatisches Spiel aufzuführen.
Erzählstoff: Fabeln und Heiligenlegenden
Die Vertreibung aus dem Paradies - mit diesem Bild lässt sich die seelische Situation eines Kindes in diesem Lebensalter beschreiben. In der alttestamentarischen Darstellung ist es der “Sündenfall” und die konsequent harte Strafe Gottes, vollstreckt durch den Erzengel Gabriel, weil Adam und Eva das Gebot gebrochen haben, auf keinen Fall vom Baum der Erkenntnis zu essen. Sie mussten es tun, denn sie waren die Menschen auf Erden. Die Geschichte ist bekannt.
Das andere Bild ist das des Rubikon, dieses Grenzflüsschens in Norditalien. Es war im Winter 49v.Chr., als Cäsar mit seinen Truppen die Grenze nach Gallien überquerte. Bis hierhin hatte sein kaiserliches Mandat gereicht, jetzt war er auf auf sich alleingestellt und handelte eigenverantwortlich.
Die unbedarfte Kindheit ist zwar noch nicht vorbei, aber jetzt tauchen plötzlich existentielle Lebensfragen im Kinde auf. Ganz vordringlich der Zweifel: sind meine Eltern wirklich meine Eltern? Wer bin ich? Wo komme ich her? Das vertraute Gegenüber, das “Du” wird plötzlich zu einem “Sie”. Im Herzen tritt eine gefühlsmäßige Leere auf: Trauer, ob der eigenen Lebenssituation, dieses große Gefühl wird plötzlich empfunden, auch ein Weltschmerz, der sich im Grunde nicht erklären lässt, denn nichts ist anders geworden, dennoch ist er da.
Aber es sind auch die kleinen Dinge, dass man als Lehrer wohl schon drei Tage oder länger dieselbe Jacke anhat, dass sie schon wieder falsch geknöpft ist und warum man denn so immer auf seinen Füßen wippe, wenn man vor der Klasse steht, Fragen über Fragen. Zu Hause muss nachts plötzlich das Licht eingeschaltet bleiben und die Zimmertüre soll ja nur angelehnt sein. Immer wieder muss nachgesehen werden, ob die Kellertüre auch wirklich verschlossen ist.
Unsicherheit, Ungewissheit, Angst vor dem Neuen, Unbekannten, noch nie Dagewesenen sind die eine Gefühlsseite, auf der anderen aber herrscht Zuversicht. Diese spricht der Engel Adam und Eva zu. Nein, Gott hat sie nicht verlassen. Sie müssen sich nur jetzt selbst kümmern, sich eine Heimat schaffen.
In einer dritten Klasse heißt dies: Hausbau, Ackerbau, Handwerk; pflügen, eggen, säen, das Getreide sensen, die Ähren dreschen, das Korn mahlen und das Brot backen, alles muss gelernt und gekonnt werden. Das kindliche “Spiel” ist vorbei, jetzt ist es ernst, jetzt ist man groß. Die handwerklichen Techniken zu kennen gibt ein Gefühl von Sicherheit, etwas zu können stärkt das Selbstbewusstsein. Die Kulturtechniken schreiben, lesen, rechnen, dazu messen und wiegen, alles bekommt mit einem Mal einen Sinn. Wenn beim Beton mischen das Verhältnis von Sand und Zement nicht stimmt, dann heißt es von vorn anfangen. Dann hält die Verbindung einfach nicht. Diese Logik ist bestechend und für ein Kind in diesem Lebensalter Gold wert, wenn es das erfahren darf. Und: beim Arbeiten kommt man ins Schwitzen, es dauert so lange, wie es dauert. Diese existenziellen basics vermittelt kein Film und keine Computeranimation.
In diesem Schuljahr sind es die Seelenstimmungen, die großen Gefühle, die farbig dargestellt werden. Der Erzählstoff, das alte Testament bietet eine Fülle an Geschichten, etwa welcher Zorn in Moses durchbrach, als er sah, dass das Volk Israel seinen Gesetzen zuwider handelte. Er zerschmetterte die steinernen Gesetzestafeln. - An einem Tag nachdem diese Geschichte erzählt worden war, kann man im Unterricht darüber sprechen, wer schon mal so richtig zornig oder wütend war. Dann werden die Geschichten erzählt und nicht selten erlebt ein Junge oder ein Mädchen dieses Gefühl noch einmal so unmittelbar, als wäre es gestern gewesen.
Am Tag darauf, dem Maltag kann man auf dieses Gespräch zurückschauen. "Welche Farbe müssten Zorn, Wut bekommen?" Es wird verschiedene Vorschläge geben, vermutlich wird sich jeder für ein Rot aussprechen. Wie dieses Rot denn beschaffen sein sollte? Ein Zornesrot halt, feurig. Schnell kommt man überein, beide Rots zu benötigen, Karmin und Zinnober. Um es noch intensiver zu bekommen, dafür braucht es ein richtig sattes Grün. - Hilfreich ist es dann, die einzelnen Schritte des Malens an die Tafel zu schreiben: 1. ein kräftiges Karminrot in die Mitte, 2. ein gemäßigtes Preußisch Blau drumherum, ohne dass sich die Farben mischen, 3. mit Zinnober in das Karmin hineinmalen, dass sich ein gleichmäßig kräftiges Rot ergibt. - Hier empfiehlt es sich beim Malen später kurz innezuhalten und den Blau-Rot-Klang zu betrachten. Dann geht es sofort weiter: 4. ein kräftiges Gelb in das Blau hineinmalen, wobei an verschiedenen Stellen angesetzt werden kann und Farbe von der einen auf die andere Stelle übertragen wird, so dass ein sattes Grün entstehen kann.
Die Farbintensität wir jetzt deutlich stärker sein, als noch in der zweiten Klasse. Die Komplementärfarbe zum Rot, das Grün, intensiviert noch einmal die Farbintensität, was die sinnliche Wahrnehmung angeht. Auf der Empfindungsseite - Goethe spricht von der sittlichen Wahrnehmung - stellt sich eine Befriedigung ein. Das Gefühl wird durchaus in seiner Stärke erlebt, aber es überwältigt einen nicht, es wir geläutert, gewandelt, harmonisiert, ohne seine Kraft zu verlieren. Unkontrollierbarer Jähzorn verwandelt sich in gebändigte Wut.
Ähnlich kann man mit Trauer, Angst, großem Kummer, Schmerz, aber auch Freude umgehen. Begriffe sind oft nuanciert abgestufte Beschreibungen.
Erzählstoff: Altes Testament
Das Haus ist gebaut, der Acker bestellt, das Brot gebacken, jetzt ist die Zeit gekommen, sich “kundig” zu machen, die Umgebung, die neue “Heimat” kennen zu lernen, etwas über Tiere zu erfahren, was sie mit uns Menschen gemein haben, aber auch anzunehmen, dass es eine Rechtschreibung gibt, unerlässlich für den Fall, dass wir in Zukunft mit den anderen Menschen kommunizieren wollen. Das Kreuz, die Kreuzung der Schnittpunkt innerhalb der Lemniskate lässt den Viertklässler dieses “neue” Bewusstsein von sich selbst im Innern erleben und nach außen wenden. In der Handarbeit ist es der Kreuzstich, beim Malen ist das seelisch tingierte Naturerleben. Die Angst vor der nächtlichen Dunkelheit ist gewichen dem Empfinden, dass eine nächtliche Szenerie mit dem Mond über dem dunklen Horizont etwas Schönes hat, das man gerne immer wieder malen möchte. Das Horizonterleben, plötzlich wahrgenommen zu haben, wie unterschiedlich Gelb und Blau sich verhalten, das eine auf den Betrachter zukommt und das andere förmlich zurückweicht und eine Weite eröffnet, die sich noch im Seelischen hält und dann das Rot, das sich auf eine schwebende Weise im Zwischenraum aufhält. Noch ist der Horizont der Ort, den das Kind als ein “Ende” der Welt ansieht, an dem Himmel und Erde sich berühren, der sich aber verändern würde, verließe man den eigenen Standpunkt. Dafür ist es aber noch zu früh. Tag und Nacht werden zu Phänomenen, die einen großen seelischen Reiz ausüben: der weite nächtliche Himmel, am liebsten mit einem Vollmond, der nahe Morgenhimmel am liebsten mit der aufgehenden Sonne. Diese Erlebnisse verschaffen innere Zuversicht und Gewissheit: jeden Morgen geht die Sonne auf und jeden Abend geht sie unter. Die innere seelische Belastbarkeit angesichts der äußeren Bestätigung, dass etwas einfach immer so ist und Gültigkeit hat, diese Balance macht das Kind bereit, sich abstrakteren Themen seelisch zu öffnen: Grammatik, Rechtschreibung, Bruchrechnen und Dur und Moll in der Musik zu erleben, Noten zu schreiben und Notenwerte kennen zu lernen.
Malerisch lässt sich die Außenwelt darstellen und gleichzeitig seelisch erleben: ich bin eins mit der Natur. Welches Tier würde gerne in einem schattigen, dunkelgrünen Bereich leben? Und welches in einem lichtdurchfluteten, hellgrünen Bereich? Welches Tier versteckt sich gern im hohen saftig grünen Gras? Wie anders ist es doch unter Wasser, ein bläuliches Grün, in das von oben das Licht hereinscheint, gibt es Pflanzen? Welche Tiere werden dort leben? Und dann, viel tiefer, wo es dann dunkler wird, vielleicht Felsen mit Höhlen, vielleicht Sandboden und dann der Übergang ins Wasser, der Strand… Zu den meisten Orten gibt es eigene Erlebnisse, die gerne erzählt werden.
Zum “sich kundig” machen gehört auch, dass man lernt, wie ein Grün dunkler gemalt werden kann. Die Farbbegegnung aus der ersten Klasse, bei der ein Rot von einem Gelb umgeben wird ist schnell angelegt. Dann wird mit Preußisch Blau - es sollten 5 Farben zur Verfügung stehen - ins Gelb hineingemalt, dass eine gleichmäßig ausgewogene grüne Fläche entsteht, die bis an Rot im Innenraum heranreicht. Der charakteristische Farbklang hat sich in einen harmonischen verwandelt. Während das Grün ein wenig antrocknet, malt man mit dem Preußisch Blau in das Karminrot hinein, dass ein gleichmäßig tiefes Blauviolett entsteht. Jetzt ist wiederum ein charakteristischer Farbklang entstanden. Was die seelische Beanspruchung angeht, reicht das für diese Malstunde. Bei der Betrachtung am nächsten Tag lassen sich die Bilder ordnen, etwa nach der Helligkeitsstufe des Grün, nach der Größe oder Form des violetten Bereichs. Man wird die Frage erörtern, welches Tier wohl in diese Umgebung leben wolle. Häschen, Igel, Schnecke wären vielleicht Kandidaten. In der nächsten Malstunde würde das Bild genauso noch einmal gemalt, jetzt mit dem Wissen, wie es geht, worauf man achten muss und welches Tierchen es werden soll, das ergibt schon die Form des Violett. Wenn alles “stimmt”, sind schnell ein paar aufstehende Ohren, ein Schnäuzchen oder ein Schneckenhaus und Fühler dazu gemalt. Jetzt beginnt die Feinarbeit: hier ein wenig Farbe wegnehmen, dass die Igelstachel oder das Schneckenhaus weißlich spitzig oder spiralig gerundet werden, ein wenig Farbe aus dem Umkreis nehmen und das Violett bräunlich werden lassen, dann auf jeden Fall eine Haarspitze oder mit dem Pinselstiel ein Tröpfchen Ultramarinblau für die Augen platzieren und das Tierchen beseelen.
Wenn die Malaufträge komplexer werden, empfiehlt es sich die Abfolgen aufzuschreiben, um unnötiges Fragen und damit Stören in der Malstille zu vermeiden. Sich seines Tuns sicher sein, ist eine wichtige Voraussetzung, um unbeschwert malen zu können.
Erzählstoff: Schöpfungsgeschichte aus der Edda, Helden- und Rittersagen, die Nibelungen.
Neue Errungenschaft der Kinder: der eigene Standpunkt. Das wirklich Neue aber ist, dass der Standpunkt des anderen jetzt bestehen bleiben kann, akzeptiert und toleriert wird, was allerdings nicht immer leicht fällt. Man kann über ein Geschehen, Ereignis oder einen Sachverhalt sprechen, zu dem es verschiedene Blickwinkel gibt. Jeder, der etwas Neues beizutragen hat ist aufgerufen zu sprechen oder zu schweigen. Das Zuhören gewinnt eine neue Qualität, Atem- und Pulsfrequenz stabilisieren sich. Mehrstimmigkeit wird als schön empfunden, oder eben nicht. Misstöne stören die Harmonie. Rechtschreibung gewinnt eine neue Qualität, denn man möchte einem verehrten Menschen aus der eigenen oder einer anderen Klasse keinesfalls einen Brief schreiben, der voller Fehler ist. Das künstlerische Schönschreiben, die Kalligrafie gewinnt an Bedeutung, trotz aller am Handy getippten Kurznachrichten. Die griechische Götterwelt ist das Thema des Erzählstoffs, aber auch die Geschichte Griechenlands, Prometheus, der das Licht der Erkenntnis zu den Menschen bringt, die Entstehung der Demokratie und die Freude an der geschliffenen Rede und am Diskutieren, es ist an der Zeit, einen Klassensprecher zu wählen. Seelischer Innenraum und die äußere Umgebung befinden sich in einer relativ stabilen Balance, die dazu anregt Mutmaßungen anzustellen, erste “logische” Schlussfolgerungen anzustellen, Kausalzusammenhänge herzustellen, die dann aber noch nicht wirklich halten, was man sich davon verspricht. Da ist es schon sicherer sich in der Beobachtung und Wahrnehmung äußerer Phänomene zu üben und da Zusammenhänge zu erkennen. Sonnenauf- und -untergänge zu malen, das ist schön und macht Freude, ebenso den Horizont oder die Horizonte zu gestalten. Interessant ist die Beobachtung: Kinder in Holland lieben bergige Horizonte, Kinder hier im Bergland favorisieren das Meer und die Weite. Die neue Frage ist aber: was ist mit den Farben im Bildvorder- und im Hintergrund, wenn die Sonne gerade noch als rot leuchtender Ball über dem Horizont steht? Unterscheiden sie sich von den Farben am helllichten Tag mit blauem Himmel und der Sonne im Zenit? Jetzt wird das Abschatten der Farben interessant, wie gelingt es mir ein helleres oder ein dunkleres Braun zu malen, etwa Sand an einem Ufer oder Erde in einer Senke? Wo ist es gefühlt heller und wo dunkler? Wo strahlt das Sonnenlicht hin und wo nicht? Jetzt geht es noch um ein malerisches Herantasten an ein Thema, was in der 6. Klasse gedanklich erfasst und durchdrungen werden will: Licht und Schatten. Pflanzen- und Tierkunde, Naturstimmungen, geschichtliche Motive und solche aus der Erdkunde liefern die inhaltlichen Themen, aber es ist die seelisch tingierte Komponente, der Farbklang, der das gemalte Bild belebt und durchwärmt und die Verbindung zwischen Innen und Außen herstellt.
Dem Bedürfnis nach Exaktheit und Detailtreue kommt das malerische Zeichnen mit anderen Malmitteln, besonders Stiften entgegen. Reizvoll ist es auch, draußen in der Natur zu zeichnen und sich mit der Farbigkeit von Gräsern, Blättern, Blüten und Erden vertraut zu machen, einfach ausprobieren, was geht. Mit dem vertrockneten Rest eines Pferdeapfels zu malen ist nicht für jedes Kind eine Option, das erzielte Braun hingegen ist wunderbar.
Erzählstoff: Griechische Sagen
“Hell-Dunkel ist das Thema in der 6. Klasse” - wird häufig so gesagt und meist auch befolgt. In meinem ersten Klassendurchgang, das ist eine Weile her, meinte man, doch auch farbiges Hell-Dunkel malen zu können, eher zeichnen. Die Kinder brauchten eine Weile, um für sich das Schwarz zu entdecken und zu erforschen. Später war Kohle ein sehr geschätztes Medium, neben vielen anderen natürlich. Es kommt einfach darauf an, ein Gespür dafür zu bekommen, wo die Kinder und Jugendlichen stehen und wie weit sie damit sind ihren “Standpunkt” zu finden und diesen zu vertreten. Das römische Recht hält Einzug in die Klasse, das “Gesetz” bestimmt, was richtig und was falsch ist. Fehler gehören geahndet und die “Konsequenz” ist das Mittel der Wahl, so scheint es meist. Aus der noch stärker seelisch tingierten “Kunde” entsteht mit einem Mal “Wissenschaft”, Physik, der Versuch, die Beobachtung, das Protokoll, schriftlich und zeichnerisch präzise, die Erinnerung, dann die Schlussfolgerung. Es erwacht die Fähigkeit seinen Standpunkt zu wechseln, etwas von verschiedenen Seiten zu betrachten. Allerdings muss das gelernt werden, das Sehen, allzu leicht verliert man noch den Focus aus den Augen. Alles steht in einem Zusammenhang, in erster Linie sind es Ursache und Wirkung, das “kausale Denken” erwacht, praktisch sind Hilfsmittel, Hilfslinien, Hilfswerkzeuge, dem reinen Augenmaß wird nicht mehr wirklich vertraut. Die Geometrie löst das Formenzeichnen ab, die Konstruktion mit Zirkel und Lineal, die genaue Beschreibung und auch hier wieder Gesetze und Regeln, die es zu befolgen gilt. Die Grenzen in der Geografie sind noch diesseits der großen Meere gesteckt, dafür geht es aber auch in die Tiefe: Erdgeschichte, Bodenbeschaffenheit, Vulkanismus, Mineralogie, die Kristalle. Dann die großen Fragen: warum sind Kristalle farbig? Man will es wissen. Bei der Exkursion in der Vulkaneifel wird eine “Bombe” gefunden, dieses ellipsenförmige Eruptivgestein. Man ist sich sicher und buddelt den Brocken aus, nicht genug, man will ihn mitnehmen nach Hause, einige Kilometer Fußmarsch sind noch zurückzulegen. Die Jungen und Mädchen sind zwar schon sehr klug, aber auch noch voll mit dem Herzen dabei, Jäger und Sammler halt. Gesetze und Regeln auch in der Grammatik, der Satzlehre, aber auch im Gartenbau, in der Musik. Alles muss geerdet werden, gezeichnete Gegenstände, wunderbar und akribisch plastisch gestaltet fliegen gerne noch durch die Luft (durchaus doppeldeutig zu verstehen), auch das muss man sehen lernen und wissen, wie man Abhilfe schafft: Raumperspektive. Licht und Schatten, Innenraum und Außenraum, die Lage des Horizonts, alles Faktoren, mit denen man allmählich spielen und experimentieren lernt. Gerade das skizzenhafte Arbeiten, der schnelle Strich, die Andeutung verschaffen Luft und innere Leichtigkeit. Immer wieder neu versuchen, das schult die Sinne und vielleicht ist dann ein Entwurf dabei, den man ausgestalten kann.
Erzählstoff: Römische Geschichte
Die Zeit der Entdecker und Erfinder, der “zweite” Rubikon steht an. Der Horizont ist nicht mehr die äußerste Grenze, dahinter geht´s weiter, nur wohin? Das Denken hat schon einige Schärfe, allerdings ist die Richtung noch nicht wirklich definiert. Jetzt hilft das Handwerk. Stichwort: über den gerichteten Willen zum gerichteten Denken gelangen. Die Lernkurve in den Fremdsprachen wird flacher. Das “Ich” muss sich erneut neu beheimaten. Alles ist im Umbau begriffen, pädagogische Kunstgriffe sind meist falsch gewählt, jede verbale Korrektur führt leicht zum beziehungsgefährdenden Konflikt. Das Werkstück wird zum korrigierenden Gradmesser, das Malen eröffnet und weitet Spielräume, ebenso wächst die Fähigkeit Standpunkte beliebig zu wechseln: nah am Objekt oder aus weiter Ferne, aus der senkrechten Vogelperspektive oder aus einem Blickwinkel von schräg oben zu schauen und diese Ansicht dann zu zeichnen und zu malen, der Horizont lässt sich beliebig in Richtung Himmel oder Erde verschieben, perspektivisches Sehen wird zunehmend sicherer. Die Physik wird vertieft, hinzu kommt die Chemie, mitunter sehr spektakulär. Kenntnisse und Fähigkeiten lassen sich vom Kleinen aufs Große übertragen: Himmelskunde, Navigation, die Bestimmung eines Mittelpunkts im Kreis, dann Meeresströmungen und die Erkenntnis: es müssen Umwege gemacht werden, um ans Ziel zu gelangen. Die Seefahrer früher setzten alles auf eine Karte, ihr Drang nach Entdeckung und Erkenntnis war lebensgefährlich. Ehre, Reichtum und Ruhm gab es nur für die Herrscher und die Befehlshaber, wenn sie nicht in Ungnade fielen. Selbstbestimmung und Rechte haben sind hohe Güter, für die man auch kämpfen muss. Hell - Dunkel, Schwarz - Weiß sind Pole, zwischen denen das Ich sich orientieren und sein Bewusstsein entwickeln und schärfen kann, die Farbe schafft den Raum, in dem sich alles seelisch verankern und die nötige innere Durchwärmung erfahren kann. Der Astralleib bereitet sich auf seine "Geburt" vor. Er wird dann zuständig sein für Form und Struktur aller gedanklichen Inhalte. Noch wird dies vorbereitet besonders auch durch den handwerklich-künstlerischen Unterricht.
Erzählstoff: Entdecker und Erfinder
Im Grunde naht jetzt das Ende der Klassenlehrerzeit. In vielen Schulen ist es allerdings Usus geworden, diese Zeit schon nach der 6. Klasse zu beenden und eine Zwischenphase einzuschieben, in der noch einmal ein “Klassenlehrer” das Ruder übernimmt, einer, der frisch, ausgeruht und fokussiert auf die relevanten Fächer vorbereitet ist. Einen großen Raum nimmt das Klassenspiel ein, für das sehr zeit- und arbeitsaufwändig geprobt wird. Alles andere gruppiert sich um dieses große fachübergreifende Gemeinschaftsprojekt herum. Der handwerklich-künstlerische Unterricht, besonders aber auch das Malen dienen sich der dramatischen Kunst an. Kulissenbau und Kulissenmalen sind dankbare und interessante Projekte. Die Kostümschneiderei wird wohl in höheren Klassen stattfinden.
Thematisch und malerisch sehr interessant ist die Zeit der industriellen Revolution. Selbst der Himmel ist angesichts der qualmenden Schlote nicht mehr blau, die scheinende Sonne ist mehr ein milchig brauner Fleck umgeben von allen denkbaren Grauschattierungen. Gebäude, Landschaft, Wasser, alles ist dreckig schwarz. Jetzt ist es zum ersten Mal ratsam, sich Farben anzurühren aus dem, was zur Verfügung steht: Gelb, Rot und Blau. Natürlich lässt sich auch Indigo verwenden, aber dann nimmt man den Schülern die Gelegenheit wirklich zu erleben, wie reizvoll es ist, Schwarz selbst herzustellen und doch nie wirklich zu erreichen, vergleicht man es mit schwarzer Tusche. Technisch gesehen bietet es sich an, eine Grundierung feucht-in-feucht anzulegen, dann das Blatt mit Klebestreifen aufzuspannen und im trockenen Zustand weiter zu malen. Dann können auch detailliertere Zeichnungen malerisch eingearbeitet werden.
Ein anderes Malprojekt, etwa im Anschluss an die Klassenspielzeit wäre der Lauf eines Flusses von der Quelle bis zur Mündung in verschiedenen Stationen. Hier werden dann Themen aus den verschiedenen Jahren wieder aufgegriffen, Naturstimmungen im Hochgebirge, im Flachland, am Meer, aber auch Übungen zur Zentralperspektive in der Stadt oder bei Hafenanlagen aufgegriffen. Der letzte Aspekt: ein Blick zurück vom Schiff auf das sich entfernende vertraute, liebgewonnene Land, so erfährt die Klassenlehrerzeit eine malerische Abrundung.
Erzählstoff: Biografien
Farbenlehretechnisch auf Goethe bezogen malen die Kinder in der ersten Klasse im Wesentlichen charakteristische Farbklänge, also Gelb, Rot und Blau in allen Kombinationen, es entstehen die sekundären Mischungen Orange, Grün und Violett. Zufällig können auch tertiäre Farben entstehen, also Braun, Grau, Schwarz. Diese Ergebnisse werden aber jetzt noch als “verunglückt” angesehen.
Was die Farben und ihre Mischung angeht, empfiehlt es sich,
Beim Malen in der ersten Klasse sollte man immer der Frage nachgehen: “Was tut die Farbe?”
Das Malen an sich umfasst nur einen kurzen Zeitraum von ein paar Minuten, viel Zeit hingegen benötigen Vor- und Nachbereitung im Klassenraum. Dazu ist es sehr gut, von Anfang an die Kinder in die Arbeitsabläufe einzubeziehen, denn sie wollen im Prinzip alles selbst machen können. Sehr ratsam ist es, die einzelnen Schritte von Anfang an minutiös zu planen und genauso beizubehalten. So können sich mit der Zeit gute Gewohnheiten entwickeln. Ein Beispiel:
Jeder Malgrund ist eine Kostbarkeit. - Mit diesem Gefühl sollten wir als Maler, als malende Lehrerinnen und Lehrer den Kindern ein durchaus tiefernst gemeintes Vorbild geben.
Heute ist das Thema “Ressourcen schonen” auf jeder Agenda, papierlose Kommunikation das Stichwort. Nebenbei bemerkt ist das auch ein Motiv bei unserer Arbeit mit dem Wiki. Der Verschwendung bewussten Einhalt zu gebieten muss unser aller Ziel sein. Aber es gibt noch eine Ebene: Papierschöpfen ist eine hohe handwerkliche Kunst. Hat man einmal selbst ein Blatt geschöpft und es schließlich fertig da liegen, um es zu beschreiben oder zu bemalen, dann kommt sie auf, diese Ehrfurcht vor dem Produkt, das ein Mensch geschaffen hat. Ebenso verhält es sich, vielleicht einige Jahre später, wenn man als Maler seine Leinwand selbst aufgespannt und entsprechend dem Malvorhaben vorbereitet hat.
Dieses blütenweiße, unbefleckte Blatt, dieser stramm gespannte Malgrund, beide lassen eine gewisse Andacht, einen Moment der Stille entstehen, ehe man den ersten Farbklecks aufbringt.
Vor dem Malen steht das Einfeuchten des Papiers, das vorsichtige, gleichmäßige Verteilen des Wassers auf beiden Seiten, dann das Abwarten, bis die Feuchtigkeit eingezogen ist, um sodann das überschüssige Wasser wegzunehmen. Ein seidiger Glanz wird das erhoffte Ergebnis sein. Man stelle sich einen Sandstrand vor, auf dem sich gerade eine Wasserwelle gebrochen hat, weit bis in Trockene vorgedrungen ist, dann zum Stillstand kommt und langsam zurückfließt. Dieser Moment, wenn das Wasser gerade abgeflossen ist, bringt diesen zauberhaften Glanz hervor, von dem man als Lehrer den Kindern erzählen kann. Aber auch diesen Spannungsbogen sollte man nicht überdehnen, wenn man sich mit einer Klasse unmittelbar vor dem ersten oder zweiten Akt des Malens befindet.
Das glänzende Weiß des fertig eingefeuchteten Papiers auf der einen Seite und die Näpfchen mit den drei Grundfarben - sorgfältig angemischt, das haben wir oben beschrieben - stellen eine seelische Spannungssituation dar, die für manches Kind nur schwer auszuhalten ist. Natürlich lassen sich temperamentsmäßig unterschiedlich Herangehensweisen beobachten, auch bei der Farbwahl, aber auch bei der Art und Weise, wie das Aufbringen der Farbe vonstatten geht.
Man hat vielleicht versucht, die Kinder verbal einzustimmen, wie der Pinsel zu führen ist, wie er die Farbe auf das Papier legt und vorsichtig verstreicht - alle haben dasselbe gehört und doch ist der erste Malakt beim einen Kind ein zarter Hauch und beim anderen ein Knaller. Es ist deutlich, dass die seelische Befindlichkeit noch sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Es kann unbändige Freude auftreten und Lust, sich richtig auszutoben, es kann zaghafte Vorsicht vorherrschen, jetzt ja nichts Unbedachtes zu tun. Dazwischen liegt die ganze Bandbreite des gefühlsmäßigen Spektrums.
Aus dem Waldorfkindergarten sind die Kinder es vielleicht gewohnt in kleiner Runde mit einer Farbe zu malen und unbewusst innerlich die Gegenfarbe zu bilden, zu einem Orange also das Blau, zu einem Rot das Grün. Innen und außen stellen die Polaritäten dar, zwischen denen das Kind dann innerlich zu einer Mitte findet. Es bildet automatisch den harmonischen Farbklang, später, im mittleren Schulalter bei optischen Versuchen, wird es in der Lage sein, selbst sein eigenes Nachbild zu sehen und das zu beschreiben.
Die Farbharmonie aus gemalter Farbe und innerem Bild klingt noch nach in der ersten Schulzeit, Farbbegegnungen sind vielleicht noch eine zu große malerische Herausforderung für einzelne Kinder und ihre Möglichkeiten, die seelischen Spannungen auszuhalten, die sich etwa bei der Begegnung eines Gelb mit einem Blau ergeben.
Hier (GA 306, S. 112) beschreibt Rudolf Steiner den Malprozess und das Erleben der Farbperspektive. Man könnte auch sagen: “es” malt im Kind, die Farbe malt sich selbst, das Kind ist noch der Zuschauer bei seinem eigenen Tun. Der fließende Prozess zwischen Denken und Wollen, durch das Gefühl hindurch, dieser Prozess ist gerade dabei überhaupt in Gang zu kommen. Es ist schon eine Herausforderung für das Kind, alles so zu steuern dass die Hand und der Pinsel genau das tun was von ihnen erwartet wird. Wenn jetzt die Farben noch ein Eigenleben entwickeln und eigene Dynamiken entfalten, dann kann genau das für die seelische Beweglichkeit gerade zuviel sein. Deshalb ist es sicher klug, wenn das Kind zunächst seine Handfertigkeit im Umgang mit der Handhabung des Pinsels entwickelt und eine Sicherheit bei seiner eigenen Arbeitshaltung entwickelt. Dazu ist es hilfreich wenn sich zunächst nur eine Farbe auf dem Blatt befindet. Die kann dann in aller Ruhe verteilt werden, so dass sich mit der Zeit eine Fläche bildet. Es wird spannend sein wahrzunehmen, wie unterschiedlich Gelb, Rot und Blau wirken werden, welche Dynamiken sie entwickeln rein aus der Farbe heraus, in Richtung Wachheit, Lebendigkeit oder Arbeitstempo. Da sind die Kinder noch sehr durchlässig. Die gruppentherapeutische Wirkung eines gemeinsam gemalten Blau, eines Rot oder eines Gelb lässt sich mitunter sehr bewusst pädagogisch punktuell einsetzen.
Ziel ist es aber zunächst auf der Ebene der Farbbegegnung zweier Farben zu bleiben. Das elementarste Miteinander im sozialen Umgang lässt sich so wunderbar einüben und gleichzeitig am Verhalten der Farben erleben. Niemand muss zurecht- oder zurückweisen, man kann sich als Farbe etwas trauen oder die andere Farbe ermuntern, etwas zu tun, in Bewegung zu kommen.
Im weiteren entwickeln sich Farbbegegnungen zu Farbklängen, verwandelt die eine die andere Farbe, freunden sich beide Farben an oder besänftigen sich gegenseitig, so dass eine Harmonie entsteht. Aus einem charakteristischen Farbklang entsteht ein harmonischer.
Sehr anregend ist es auch, auf einer grundierten Fläche einen Farbklang zu malen. Dabei kann man anfangs die Grundierungsfarbe auf einer Fläche verstärken und dann eine zweite Farbe hinzugeben, die sich natürlich sofort mit der Grundierungsfarbe vermischt. In dem Falle entstehen “charakterlose” Farbklänge, wie Goethe sie nennt, also zwei Farben, die im Farbenkreis unmittelbar nebeneinander liegen.
Spannend wird es dann, eine Farbe zu grundieren und anschließend nacheinander die beiden anderen Farben in einen Klang kommen lassen. Mit der Zeit kann man die Schüler durchaus anregen die Farben ein wenig kräftiger zu malen und zu untersuchen, was passiert, wenn beide Farben sich auf der Grundierung mischen.
Vielleicht entsteht schon der Wunsch einen Regenbogen malen zu wollen, vielleicht kommt dieser Impuls auch erst ein Jahr später, wenn vielleicht von Noah und der Arche erzählt worden ist.
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* Zitat von Rudolf Steiner (GA 306, S.112).
So lautet auch der Titel des wunderbaren Buches von Olga Schiefer und Renate Schiller, Da lebt die Farbe auf unter den Fingern… Über Kunst und Kunstpädagogik, Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 2015. Sehr interessant zu lesen ist die Rezension zum Buch von Günter Graf auf der Homepage der Autorin.
In der dritten Klasse geht es, nachdem die Schöpfungsgeschichte auf unterschiedliche Weise gemalt wurde hauptsächlich um Seelenstimmungen, große und tiefe Gefühle. Es besteht jetzt durchaus das Bedürfnis die Qualität einer Farbe zu steigern. Möchte man beispielsweise Trauer malen, so empfiehlt sich ein mittleres Blau, das ist schon aus der zweiten Klasse bekannt, wo eine trauriges Blau aufgeheitert werden sollte, damit die Trauer sich auflöst. Jetzt geht es aber darum, die Intensität des Gefühls zu steigern, die Traurigkeit zu einer tiefen Trauer werden zu lassen. Ein Gelb um das Blau herum alleine wird das nicht schaffen, es setzt dem Blau noch zuviel seines eigenen Charakters entgegen. In dem Moment, wo man es aber mit Zinnober in ein Orange, Gelbrot verwandelt, erscheint das Blau intensiver. Die Größenverhältnisse der Farbflächen, ein sich in sich selbst zurückziehendes Blau, das dann Spuren von Violett aufweist, vielleicht ein Übergang aus einer bräunlichen Tönung, jeder sieht und empfindet anders. Entscheidend ist aber, dass jeder in “seine” Seelenstimmung hinein- und auch wieder herauskommen kann. Die Geschichten des alten Testaments bieten viele Bilder an, etwa die Verzweiflung und Trauer, als Josef von seinen Brüdern in den Brunnen geworfen und zurückgelassen wird, die große Wut, als Moses die Gesetzestafeln zerschlägt oder die ausgelassene Freude der Israeliten, als sie um das goldene Kalb tanzen.
In den mittleren Jahren geht es um naturkundliche Themen - Tierkunde, Pflanzenkunde, Landschaft - die aber noch seelisch gefühlsmäßig im Unterricht angesprochen und bearbeitet werden. Die farbige Grundierung bei den Malübungen orientiert sich jetzt an dem, was in der Goethe´schen Farbenlehre und dann in deren Fortentwicklung durch Rudolf Steiner entwickelt wurde. Die Naturreiche umfassen das physisch Mineralische, pflanzlich Lebendige und das tierisch Seelische. Diesen wird zugeordnet das Gelb, das Karminrot und das Ultramarinblau. Beim Malen eines Bildes lassen sich in der zarten farbigen Anlage schon die Bereiche bestimmen, wo später was erscheinen soll. Zugleich ergeben sich Farbklänge, die bei der Weiterarbeit mit jedem Schritt ihren Charakter ändern und somit das Kind auf der Gefühlsebene in der gewünschten Form ansprechen. Es kann seine Vorstellungen einbringen und malerisch seelisch mitempfindend gestalten.
Es bleibt offen, mit welcher Technik gearbeitet wird, wie gewohnt feucht-in-feucht oder dann auf dem trockenen aufgespannten Blatt. Es gibt noch den Zwischenschritt, indem die ersten Schritte angelegt werden, dann das Blatt trocknet, um vor dem Weiterbearbeiten wieder leicht im Wasserbad eingefeuchtet zu werden. Die bereits gemalten Flächen bleiben erhalten und können vorsichtig weiter malerisch ausgestaltet werden.
Dies ist ein guter Übergang zum lasierend schichtenden Malen in der Oberstufe. Die einzelnen Farbschichten liegen transparent übereinander, die eine scheint durch die andere hindurch. Das Gelb als unterste Schicht leuchtet wie ein Lichtschein von hinten glanzhaft heraus. Um diesen Eindruck zu gewinnen ist es wichtig, maltechnisch absolut “sauber” vorzugehen. Die Schicht, auf die gemalt wird, muss trocken sein und darf nicht durch mehrmaliges Überstreichen angelöst werden. Die Geduld, die hier aufgebracht werden muss, übersteigt aber vermutlich die Seelenspannungstoleranzen eines Achtklässlers
Etwa ab der 6. Klasse wird das Hell-dunkel-Zeichnen eingeführt und schrittweise aufbauend geübt. Die Kausalbeziehungen von Lichtquelle, Schattenwerfer und Schatten sind das zentrale Thema. Damit verbunden ist jetzt basierend auf dem früheren seelischen Erleben der Farbperspektive, dem Zurückweichen des Blau, dem Nachvornstreben des Gelb und dem im mittleren Bereich ruhenden Rot die konstruierte Fluchtpunktperspektive. Malerisch lassen sich dann Übergange in Innenräumen und in der Landschaft gestalten und zunehmend unter Einbeziehung und Anwendung der Konstruktionsgesetze immer anspruchsvoller weiterentwickeln.
Mit der Geburt des Astralleibes verändert sich der malerische Ansatz. Farbe wird jetzt bewusst gewählt, dazu kommen äußere Aspekte wie Bildkomposition, Struktur oder Kontrast. Das Motiv “aus der Farbe heraus zu malen” muss jetzt ganz neu vom Ich gegriffen werden.
Nun sagte ich Ihnen: wir lassen das Kind aus seinen eigenen Bildekräften heraus irgendwie malen, natürlich nicht mit Stiften, sondern mit wirklichen Farben. Dann merke ich: das Kind lebt mit den Farben. Nach und nach wird für das Kind - man muss nur selber eine Empfindung dafür haben, dass es so ist - das Blau etwas, was weggeht, nach der Ferne geht; das Gelb und Rot etwas, was herankommt. Das ist etwas, was bei dem Kinde auch schon im 7., 8. Jahr stark hervortritt, wenn man es nur nicht in diesem Alter quält mit irgendwie dressiertem Zeichnerischem und Malerischem. Wenn man das Kind freilich Häuser und Bäume malen lässt, wie sie in Wirklichkeit sind, so geht das nicht. Aber wenn man das Kind folgen lässt, so dass es das Gefühl hat: wohin ich die Hand bewege, da geht die Farbe - der Stoff der Farbe ist nur Nebensache -, da lebt die Farbe auf unter den Fingern, da will sie sich fortsetzen irgendwo - wenn man das erreicht, so bekommt man etwas sehr Sinnvolles in der Seele des Kindes: Farbenperspektive. Das Kind bekommt das Gefühl, dass das rötende Gelb näherkommt, dass das Blauviolett fern und ferner geht. Da arbeitet man aus dem Intensiven heraus das, was man dann später mit dem Kinde auch erarbeiten soll: die Perspektive, die man dann in Linien durchführt. Es ist etwas furchtbar Schädliches, die Perspektive einem Kinde im späteren Lebensalter beizubringen, dem man nicht vorher eine Art intensiver Farbenperspektive beigebracht hat. Dadurch wird ja der Mensch in furchtbarer Weise veräußerlicht, wenn er sich gewöhnt, die quantitative Perspektive sich anzueignen, ohne vorher die intensive, die qualitative Perspektive sich angeeignet zu haben, die in der Farbenperspektive liegt. … Und in diesem Zusammenhang liegen dann die weiteren Zusammenhänge. Wenn Sie dem Kinde verwehren, intensiv in der Farbenperspektive zu leben, so wird das Kind niemals mit der richtigen Schnelligkeit lesen lernen. Immer mit der Einschränkung, die ich gestern gesagt habe: Es kommt ja nicht darauf an, dass man das Lesen so schnell als möglich am Anfange dem Kinde beibringt. Aber das Kind bekommt geschmeidige Vorstellungen, geschmeidige Empfindungen und geschmeidige Willensaktionen aus diesen Farbenempfindungen heraus. Alles Seelische wird geschmeidiger. (GA 306, S.112/113)
Die Farbenperspektive ist ein Vorgang, der sich in unserem Auge abspielt: das Blau macht den Eindruck, es würde zurückweichen, in der Ferne verschwinden, das Gelb macht als Farbe die Bewegung, dass es förmlich aus dem Bild herausspringt, das Rot hingegen, ein mittleres Rot, bleibt schwebend auf der mittleren Bildebene. Diese Beobachtung schilderten Kinder meiner vierten Klasse (1989) bei der Betrachtung eines Martinsbildes, das sie am Tag zuvor gemalt hatten, ein Dreiklang aus Blau (Himmel), strahlendem Gelb (Martin), prächtigem Rot (Mantel). Später (um 2005) habe ich solche Schilderungen auch schon von jüngeren Kinder gehört. Ob irgendwelche Zusammenhänge mit der Ich-Entwicklung (Rubikon) bestehen ist fraglich, aber im Grunde auch unerheblich.
Farbenperspektive ist ein rein physiologisches Phänomen. Dafür braucht man als Kind die Eigenwahrnehmung der echten "Bilder", eindeutige Farbklänge, gemalt, Tafel, Wand, aber auch Kleidung, um dieses Phänomen erleben und vielleicht ausdrücken zu können. Steiner spricht in dem Zusammenhang ja auch aus, dass Kinder, die nicht die Farbenperspektive erlebt haben niemals werden mit der richtigen “Schnelligkeit” lesen können. Die “Bilderflut”, die auf die Kinder aus ihrer Umgebung heraus einstürmt bewirkt nichts Gutes. Schnelle und häufige Bilderwechsel machen ein wirkliches Betrachten nur schwer möglich. Eine gefühlsmäßige Farbempfindung ist quasi ausgeschlossen. Dass sich das Ganze mit den synthetischen Bildern der Bildschirme noch viel stärker auswirkt, steht nicht in Frage. Die Lesekompetenz schwindet. Kommunikation via Kurznachrichten besorgen den Rest, wenn man auf die Schreibkompetenz schaut. Der Begriff “Lese-Rechtschreibschwäche” scheint eine grobe Verharmlosung eines generellen Problems zu sein. Die Selbsttäuschung, sich mittels “KI” aus der Affäre ziehen zu können ist das Thema, die einen finden es genial, die anderen bedrohlich. Fakt ist aber, das “KI” völlig rat- und machtlos sein wird, wenn es um “seelische Geschmeidigkeit” geht, um bildhaft lebendiges Denken.
Gegen Ende des Malprozesses kann es vorkommen, dass die Blattränder “ausfransen”, dass dort die Farbe verschwindet und ein unansehnlicher heller, fransiger Rand bleibt. Die Ursache liegt in den unterschiedlichen Feuchtigkeitsverhältnissen auf und unter dem Blatt. Trocknet das Blatt oberflächlich ab, so saugt es die Feuchtigkeit auf, die sich zwischen Blatt und Malbrett befindet auf und ins Bild hinein, so dass die Farbe vom Bildrand Richtung Bildmitte gesogen wird und sich am Bildrand “aufhäuft” oder sammelt. In dem Fall ist es sinnvoll, diese Ränder nachzumalen, die Farbe wieder nach außen zu ziehen und das Blatt sofort zum Trocknen auf eine andere, trockene Unterlage legen. Hier bietet sich eine Lage Zeitungspapier an.
Verhindern lässt sich diese “Erscheinung”, wenn man vor dem Beginn des Malens mit dem Schwämmchen oder dem Fingerrücken das überschüssige Wasser unter dem Blatt ausstreicht, so dass es sich dann auf dem Malbrett befindet und abgetupft werden kann. Wasserblasen erkennt man an der sehr flachen Aufwölbung, die sich bei Druck verschiebt. “Blasen”, die auf mangelnde Feuchtigkeit und trockene Stellen zurückzuführen sind, sind steiler, fest und lassen eine Kante entstehen. Hier muss man das Blatt umdrehen und nachfeuchten. Vorsicht: Versuche, diese Blasen auszustreichen oder zu plätten würden nur das Papier zerstören.
Anders als beim Nass-in-Nass-, oder besser Feucht-in-Feucht-Malen wird beim lasierenden Schichten auf dem trockenen Untergrund gemalt. Das Papier wird dazu im feuchten Zustand mit Klebeband aufgespannt, so dass sich die Oberfläche beim Malen nicht so leicht wellen und Blasen werfen kann. Bei jeder Farbschicht muss sorgsam darauf geachtet werden, dass der Malgrund jedesmal völlig durchgetrocknet ist und die neue Farbschicht die darunterliegende nicht anlöst und sich beide Farben vermischen.
Beim lasierenden Schichten ist es das Ziel, die Farben so malerisch übereinander zu legen, dass die untere Schicht durch die darüberliegende erscheint, etwa so wie wenn man farbige Glasscheiben übereinander legt. Je dünner die Farbe angerührt ist, umso eindrucksvoller und fein differenzierter ist der visuelle Eindruck.
Gleichzeitig ist diese Malweise aber auch eine hohe Anforderung an die individuellen maltechnischen Fähigkeiten und die Geduld des oder der Malenden.
Bezugnehmend auf das Buch von Jünemann/ Weitmann Der künstlerische Unterricht in der Waldorfschule wird im aktuellen Richter-Lehrplan diese Technik noch empfohlen, was zweifellos für das Malen in der Oberstufe auch gilt, aber doch selten praktiziert wird, da gerade die abnehmende zur Verfügung stehende Unterrichtszeit und die Tendenz, schnell zu malerischen Effekten gelangen zu wollen dem entgegensteht. In wie weit noch in diese Technik im Rahmen der Lehrerausbildung eingeführt wird ist fraglich.
Für die Mittelstufe empfehlen sich ab der 6. Klasse verschiedene Möglichkeiten, ein feucht-in-feucht begonnenes Bild weiter zu bearbeiten:
Empfehlenswert bei Pflanzen, Tieren, Landschaftsbildern, Landkarten, Perspektivübungen etc.
„Das Kind geht gewissermaßen mit seiner Seele den Weg von ganz innen nach außen.“ (Rudolf Steiner GA 306, S. 109)
Farbklänge - Farbverwandlung - Farbperspektive
Beispiele*
*Anmerkung: die Bilderstrecken zu den Malaufträgen sind “Schnellschüsse” zur Dokumentation der einzelnen Schritte des Prozesses mit verschiedenen Handys. Mitunter treten Farbveränderungen auf. Drucktechnisch sind sie völlig ungeeignet. Sollte sich ein Druckinteresse ergeben, müssten neue Aufnahmen erstellt werden.
Erste Epoche
Als erste Übung wurden monochrome Bilder gemalt: ein neutrales Gelb, ein neutrales Rot und ein neutrales Blau, jeweils aus beiden Farbtönen gemischt.
Zweite Epoche
In der ersten Klasse wurde der Schritt gewählt, das Aquarellmalen jeweils für eine Woche morgens im Hauptunterricht anzulegen.
Die tägliche Übung an fünf Tagen hintereinander machte es möglich, die für die Kinder komplexe Maltechnik in kleinen Schritten gut strukturiert einzuführen und sie so nicht zu überfordern. Es wurde darauf verzichtet, ausgeschmückte Farbgeschichten zu erzählen. Gespräche, wie man sich beispielsweise begegnen kann wurden am Vortag geführt, unmittelbar vor dem Malen wurde nur daran erinnert, man wolle jetzt schauen, wie die Farben das machen, wenn sie sich begegnen. Die Bilder lassen erkennen, dass die Kinder wesentliche Handgriffe anwenden konnten (Pinselhaltung, Pinsel nach jedem Malgang auswaschen und zwischen zwei Fingern ausdrücken, bei der Armhaltung verhindern, dass der Ärmel das Bild abwischt, Blickkontakt mit der Pinselspitze). Einzelne Kinder knien auf ihren Kissen, um besser malen zu können. In späteren Jahren wird man vielleicht dazu raten im Stehen zu malen. Methodisch wurde es auch gut gegriffen, als drei Farben in der dritten Malepoche zum Einsatz kamen, jeweils nur eine auf dem Bänkchen zu belassen und auch die Schwämmchen schon vor dem Malen einzusammeln, so dass nur ein Farbgläschen und das Wasserglas zwischen den Kindern standen. Wenn es Linkshänder in der Klasse gibt, sollten die vor der linken Bankhälfte sitzen, damit sich die Arme nicht gegenseitig bei der Arbeit behindern. Es kann immer noch geschehen, dass ein Wasserglas herunterfällt, allerdings lässt sich auch das entspannt regeln, wenn man als Lehrerin darauf eingestellt ist und einen Lappen bereit hat. Die Fotos fangen eine konzentrierte Arbeitsstimmung ein: die Kinder wissen, was sie tun wollen und können sich so wirklich auf das “Farbenspiel” einlassen.
In der zweiten Klassen in Remscheid wird das Malen wie auch im Jahr zuvor in drei "Epochen" unterrichtet, das heißt an 3 x 5 Tagen im Hauptunterricht.
Vorüberlegungen und -übungen zur 1. Epoche:
In den Farbklängen aus Klasse 1ging es vor allem um die “Begegeungsmöglichkeiten” der Farben. Mischungen entstanden nur dann, weil die Farben es “wollten” und ohne durch das Zutun des Kindes dem Wasserstrom folgend mitunter willkürlich verlaufen sind. Jetzt geht es darum, den Farbklang durch aktiv malerisches Handeln zu verwandeln und jeweils die eine Farbe sorgsam und vorsichtig in die andere hineinzumalen. Ausgangspunkt ist jeweils ein Dreiklang wie in Übung 4b.
Übung 1.
Rot und Blau verwandeln sich und lassen ein “behütendes” Violett entstehen. Dazu wird Schritt für Schritt die Grenze von Rot und Blau verschwinden, indem mit dem ausgewaschenen feuchten Pinsel beginnend Rot ins Blau hineingemalt wird und direkt das Blau ins Rot, so lange, bis nur noch ein Teil der ursprünglichen Farben übrig ist. Die Farbe wird aufgenommen und in die andere hineingemalt. Ohne den Pinsel auszuwaschen oder neue Farbe hinzuzunehmen wird so lange weitegemalt, bis ein feiner Übergang entstanden ist.
Übung 2.
Gelb und Grün verwandeln sich und lassen ein “zufriedenes ” Grün entstehen. Malprozess wie bei Übung 1.
Übung 3.
Rot und Gelb verwandeln sich und lassen ein “vergnügtes” Orange entstehen. Malprozess wie bei Übung 1.
Übung 4:
Die Übungen 1-3 werden nacheinander in den Dreiklang hineingemalt, so dass nach und nach ein Farbkreis entsteht.
Die Kinder bekommen so nach und nach ein Gefühl dafür, wie sich die Farben verhalten, wenn sie mit ihrem Pinsel malerisch gestaltend eingreifen. Es entsteht eine reichhaltige Vielzahl von Mischtönen, Abbild der seelisch fein nuancierten, facettenreichen Fülle. Ein Übungsfeld bleibt dabei die richtige “Pinselhaltung”, das Zusammenspiel von Daumen, Zeige- und Mittelfinger, die sich um die dickste Stelle des Pinselstiels schließen und ihn bewusst führen lernen.
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Brettchen, Schwämmchen und Pinsel waren in der Woche vor den Herbstferien die Arbeitsutensilien unserer Klasse. Beim Aquarellieren tauchten die Schüler:innen immer tiefer in die Wesen von Rot, Gelb und Blau ein.
Um die Fantasie der Kinder anzuregen erzählte die Klassenlehrerin eine Farbgeschichte. In dieser wohnen die 3 Farben nebeneinander, fühlen sich aber etwas einsam und möchten sich gegenseitig begegnen.
In diesem spannenden Kennenlernen entdeckte die Klasse neue Farbqualitäten und wie diese in ihrem Sein zu erleben sind.
Welche Geschichte verbindest du mit deiner Lieblingsfarbe?
In der ersten Epoche wurden die drei Farben nebeneinander aufgebracht und dann jeweils so miteinander vermischt, dass jeweils die Farbe des Nachbarn wechselseitig genommen und in die jeweils andere hineingemalt wurde, ohne zwischendurch den Pinsel auszuwaschen und neue Farbe hinzuzunehmen. So entstand jeweils die Mischfarbe im Übergang.
Jetzt sollen flächendeckend zwei Farben aufgebracht werden. Bisher haben die Kinder bei der Begrenzung jeweils klare Einteilungen und Kanten gewählt. Bei der Besprechung ließe sich dies thematisieren.
Durch Hinzunehmen der dritten Farbe wir eine der beiden Farben verwandelt, so dass ein harmonischer Farbklang entsteht. Jede Farbbegegnung bietet zwei Möglichkeiten an. Das Prinzip ist sehr einfach zu durchschauen, so dass alle Kinder auf jeden Fall beide Möglichkeiten einmal malerisch erlebt haben sollten. Danach kann man entscheiden, ob es nicht freigestellt werden kann, welche der beiden Farben im Zweiklang verwandelt werden sollen. Durch die Wiederholung der Übung ist schon eine gewisse Sicherheit in der Bewältigung der Malaufgabe entstanden.
Jetzt werden die Kinder nicht mehr einfach überrascht von dem, was auf dem Blatt passiert. Sie initiieren schon deutlicher den Prozess und können ihn malerisch gestalten und die Intensität der entstehenden Farbe beeinflussen. Neu ist, dass vom “alten” Farbklang nichts übrig bleibt. Die Verwandlung vollzieht sich vollständig.
Inhaltlich thematisch berührt dies den Erzählbereich der Legenden. Die Verwandlung in Richtung einer Harmonie in der Farbbeziehung kommt einer seelischen Läuterung gleich. Der grimmige Wolf verwandelt sich in der besänftigenden Gegenwart des Franziskus in einen folgsamen Hund.
Bei den Besprechungen können noch weitere Eigenschaften der Farben benannt werden, was die Vielfalt im Wortschatz und damit die seelische Vielfalt und Beweglichkeit bereichert und anregt.
Licht und Finsternis
Tag und Nachthimmel
Erde und Wasser
Fische im Wasser
Vögel und Tiere
geballte Wut
Schritte | Innen | Außen |
Anlage | Karminrot | Gelb |
1. Verwandlung | mit Zinnober | mit Preußischblau zu Grün |
tiefe Trauer
Schritte | Innen | Außen |
Anlage | Preußischblau | Gelb |
Alternative 1 | mit Karminrot zu dunklem Violett | mit Preußisch Blau zu Grün |
Alternative 2 | mit Karminrot zu dunklem Violett | mit Zinnober zu Orange |
Freude
Schritte | Innen | Außen |
Anlage | Gelb | Ultramarin |
1. Verwandlung | Zinnoberrot zu Orange | mit Preußischblau intensivieren |
Stein-Riesen
Eiseskälte
Schritte | ganzes Blatt |
Anlage | Ultramarin nach innen heller werden lassen |
Variante 1 | mit Preußischblau hineinmalen |
Variante 2 | mit Zinnober hineinmalen |
Feuer
Schritte | ganze Fläche (hochkant oder Querformat |
Grundierung | Gelb |
1. Verwandlung | mit Zinnoberrot hineinmalen |
2. Verwandlung | mit Karminrot hineinmalen |
3. Verwandlung | mit Preußischblau hineinmalen |
3. Klasse: Seelenstimmungen - charakteristische Zweiklänge übergeführt in harmonische Farbklänge bewirken eine Steigerung und Intensivierung der Farbäußerung.
4. Klasse: beseelte Naturstimmungen - charakteristische Zweiklänge, verwandelt in harmonische Zweiklänge und wiederum verwandelt in charakteristische Farbklänge führen aus dem reinen Seelenraum in den beseelten Naturraum. Das Seelische des Kindes bildet sich malerisch in der Gestaltung eines Außenraums ab. Gleichzeitig entsteht im Innenraum eine sich andeutende Tiergestalt, die sich in dieser Umgebung “wohlfühlt", eine Tiergeste, in die das Kind mit seinem “Ich” fühlend hineinschlüpft.
Violette Tiere (Igel oderSchnecke) in einer dunkelgrünen Umgebung (Variante 1)
Schritte | Innen | Außen |
Anlage | Preußischblau | Gelb |
1. Verwandlung | mit Preußischblau zu Grün | |
2. Verwandlung | mit Karminrot zu Violett | |
4. Verwandlung (erst bei der Wiederholungsübung) | Eine Tierform schon in der Anlage entstehen lassen, so dass sich eine Tiergestalt (Igel, Häschen, Schnecke) in einer typischen Gebärde entwickeln kann. | Mit der Umgebungsfarbe die Form eingrenzen |
Wiederholungsübung auf mit Karminrot grundiertem Papier.
Violette Tiere (Igel oderSchnecke) in einer dunkelgrünen Umgebung (Variante 2, besser geeignet, um ein dunkleres (bläulicheres) Grün zu erzielen).
Schritte | Innen | Außen |
Grundierung | Karminrot | |
Anlage | Karminrot | Preußischblau |
1. Verwandlung | mit Gelb zu Grün | |
2. Verwandlung | mit Preußischblau zu Violett | |
4. Verwandlung (erst bei der Wiederholungsübung) | Eine Tierform schon in der Anlage entstehen lassen, so dass sich eine Tiergestalt (Igel, Häschen, Schnecke) in einer typischen Gebärde entwickeln kann. | Mit der Umgebungsfarbe die Form eingrenzen |
Orangerote Tiere (Affe oder Eichhörnchen) in einer hellgrünen Umgebung
Schritte | Innen | Außen |
Anlage | Karminrot | Gelb |
1. Verwandlung | mit Preußischblau zu Grün | |
2. Verwandlung | mit Gelb zu Orange | |
4. Verwandlung (erst bei der Wiederholungsübung) | Eine Tierform schon in der Anlage entstehen lassen, so dass sich eine Tiergestalt in einer typischen Gebärde entwickeln kann. | Mit der Umgebungsfarbe die Form eingrenzen |
Wiederholungsübung auf mit Karminrot grundiertem Papier.
Blau-grüne Tiere (grüne Schlange, Grashüpfer oder Frösche, Amphibien) in einer orangeroten Umgebung
Schritte | Innen | Außen |
Anlage | Preußischblau | Karminrot |
1. Verwandlung | mit Gelb zu Orange | |
2. Verwandlung | mit Gelb zu Blaugrün | |
4. Verwandlung (erst bei der Wiederholungsübung) | Eine Tierform schon in der Anlage entstehen lassen, so dass sich eine Tiergestalt in einer typischen Gebärde entwickeln kann. | Mit der Umgebungsfarbe die Form eingrenzen |
Wiederholungsübung auf mit Karminrot grundiertem Papier.
Blaue Tiere (Elefant oder Kuh) in orange-gelber Umgebung
Schritte | Innen | Außen |
Anlage | Preußischblau | Gelb |
1. Verwandlung | mit Zinnoberrot zu Orange | |
2. Verwandlung | mit Ultramarin das Blau intensivieren | |
4. Verwandlung (erst bei der Wiederholungsübung) | Eine Tierform schon in der Anlage entstehen lassen, so dass sich eine Tiergestalt in einer typischen Gebärde entwickeln kann. | Mit der Umgebungsfarbe die Form eingrenzen |
Wiederholungsübung auf mit Karminrot grundiertem Papier.
Gelbe Tiere (Drache, Seepferdchen, Insekten, Oktopus) in bläulicher Umgebung
Rote Tiere (Reh, Stier) in Pflanzengrün. (Überleitung zur “natürlichen” bildhaften Gestaltung des Außenraums in der 5. Klasse).
Schritte | Innen | Außen |
Grundierung | Karminrot | |
1. Verwandlung | Karminrot intensivieren | Gelb |
2. Verwandlung | mit Zinnoberrot das Karmin intensivieren | Preußisch Blau |
4. Verwandlung (erst bei der Wiederholungsübung) | Eine Tierform schon in der Anlage entstehen lassen, so dass sich eine Tiergestalt in einer typischen Gebärde entwickeln kann. | Mit der Umgebungsfarbe die Form eingrenzen |
Die Übungen bei der Wiederholung auf einen rot grundierten Blatt malen.
Es empfiehlt sich in jedem Fall mit einer Rotgrundierung bei der Anlage der Grüntöne zu arbeiten, um den Charakter des abgeschatteten bildhaften Pflanzengrüns kennen zu lernen und als eigene Qualität zu erleben. Die Wiederholung der Übung bekommt so eine weitere Nuance
3. Klasse: Seelenstimmungen - charakteristische Zweiklänge übergeführt in harmonische Farbklänge bewirken eine Steigerung und Intensivierung der Farbäußerung.
4. Klasse: beseelte Naturstimmungen - charakteristische Zweiklänge, verwandelt in harmonische Zweiklänge und wiederum verwandelt in charakteristische Zweiklänge führen aus dem reinen Seelenraum in den beseelten Naturraum. Das Seelische des Kindes bildet sich malerisch in der Gestaltung eines Außenraums ab. Gleichzeitig entsteht im Innenraum eine sich andeutende Tiergestalt, die sich in dieser Umgebung “wohlfühlt", eine Tiergeste, in die das Kind mit seinem “Ich” fühlend hineinschlüpft.
5. Klasse: Naturstimmungen mit beseeltem Innenraum - charakteristische Dreiklänge: das Belebte: rot, das Mineralische (Luft, Wasser, Stein): gelb, das Seelische: blau. Alle Farben werden nach und nach so verwandelt, das harmonische Farbklänge entstehen. Noch ist der Glanzcharakter der Farben erhalten. Mit der Abschattung durch die jeweilige Komplementärfarbe entsteht der Bildcharakter der Farbe in den Bereichen des lebendig-Vegetativen (Pflanzengrün) und des seelisch-Belebten (Fellbraun). Die Bereiche, in den das Mineralische vorherrscht behalten ihren Glanzcharakter (Himmel, Wasser, Gestein).
Hinweis:
Die in den folgenden Tabellen dargestellten Arbeitsschritte stellen jeweils eine Möglichkeit dar ein Bild zu gestalten. Es ist immer sinnvoll und angeraten, eine Malaufgabe nach der Besprechung einmal zu wiederholen. Dann kann man den Schülern die Möglichkeit eröffnen, einmal die Reihenfolge beim Auftragen der Farben zu wechseln.
Die Bilderleisten hier sind schnelle Schnappschüsse, um die einzelnen Arbeitsschritte zu dokumentieren. Die Auflösung entspricht einem WhatsApp-Format. In jedem Fall zeigen sie den Prozess während der Entstehung und kein eigens im Detail ausgearbeitetes Bild. Folgt man “einfach” der Anleitung, wird jedes Bild selbstverständlich anders aussehen und seinen eigenen Charakter haben.
Es sollte immer freigestellt sein, wie “ergebnisorientiert” der Farbklang schon beim Beginn in seiner Formung gestaltet wird, als einfache Blase oder schon als erkennbares Tier. Diese Art des Arbeitens ermöglicht die schrittweise Annäherung an das “Objekt”, von innen wachsen lassen und von außen eingrenzen. Einmal sind es die ätherischen Kräfte im Kind, die wirksam werden, dann ist es der astralische Leib, der “geschult” und auf seine anstehende Geburt vorbereitet wird.
Adler in der Luft
Nr. | Adler | Nr. | Himmel | Nr. | Horizont mit Gebirge (Fels) | Anregung |
1. | Ultramarinblau (zart) | 2. | Gelb (zart) | 3 | Gelb (nach unten kräftiger) | |
4. | Gelb (kräftig) | 5. | Ultramarinblau | |||
6. | Zinnoberrot zum Hellbraun vermalen | 7. | Ultramarinblau (Tier eingrenzen) | Am Bildrand einen Klecks Zinnober ablegen und von dort die Farbe abnehmen. | ||
8. |
am unteren Bildrand: Preußisch Blau |
|||||
9. | mit dem Zinnoberrot vermalen zum dunklen Braun abschatten | |||||
10. | mit Braun aus dem Felsen abschatten |
Steinbock in der Felswand
Nr. | Steinbock | Nr. | Felswand | Anregung |
1. | Ultramarinblau | |||
2. | Gelb (kräftig) | |||
3. | Gelb (kräftig) | 4. | Gelb (Tier eingrenzen) | Im Fels einen Klecks Zinnober ablegen und von dort die Farbe für das Tier abnehmen. |
5. | Zinnober (nur den behaarten Teil) | |||
6. | Preußisch Blau | Einen Klecks ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen, um differenzierte Grüntöne zu erzielen. | ||
7. | Karminrot | Einen Klecks ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen, um die Grüntöne abzudunkeln (Braun - Schwarz). | ||
8. | Farbe aus dem Gebirge nehmen und das Fell abdunkeln. | |||
9. | Das Horn auswischen und Farbe aus der Umgebung aufbringen (zart) | |||
10. | Auge einzeichnen (Blau aus dem Himmel nehmen) |
Steinbock auf einem Felsvorsprung vor Himmel
Nr | Steinbock | Nr. | Himmel | Nr. | Gebirge (Fels) | Anregung |
1. | Ultramarinblau (zart) | |||||
2. | Gelb (zart) | 3. | Gelb (kräftig) | |||
4. | Gelb (kräftig) | 5. | Ultramarinblau (Tier eingrenzen) | 6. | Gelb (Tier eingrenzen) | Im Gebirge einen Klecks Zinnober ablegen und von dort die Farbe für das Tier abnehmen. |
7. | Zinnober (nur den behaarten Teil) | |||||
8. | Ultramarinblau um das Tier verstärken | 9. | Preußisch Blau | Einen Klecks ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen, um differenzierte Grüntöne zu erzielen. | ||
10. | Karminrot | Einen Klecks ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen, um die Grüntöne abzudunkeln (Braun - Schwarz). | ||||
11. | Farbe aus dem Gebirge nehmen und das Fell abdunkeln. | |||||
12. | Das Horn auswischen und Farbe aus der Umgebung aufbringen (zart) | |||||
13. | Auge einzeichnen (Blau aus dem Himmel nehmen) |
Eichhörnchen hockend im Baumwipfel auf einem Ast
Nr. | Eichhörnchen | Nr. | Baumwipfel | Nr. | Stamm/ Ast | Anregung |
1. | Ultramarinblau (zart) | 2. | Karminrot (zart), | |||
3. | Zinnoberrot (Tierform) | 4. | Gelb (kräftig) | |||
5. | Preußisch Blau (kräftig) | Einen Klecks Preußisch Blau auf dem Stamm ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen, um differenzierte Grüntöne zu erzielen. | ||||
6. | Preußisch Blau vom Stamm abnehmen und einen Blätterwald entstehen lassen (Tierform eingrenzen) | 7. | auf dem Stamm/ Ast vermalen | |||
8. | Gelb (kräftig) | 9. | Karminrot (kräftig) | Einen Klecks Karmin auf dem Stamm ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen, um differenzierte Violett-/ Brauntöne zu erzielen. | ||
10. | Ultramarinblau hineinmalen und ein lichtes Braun entstehen lassen | 11. | Karminrot (vom Stamm nehmen) und schattige Bereiche abdunkeln | |||
12. | Mit Farbe aus der Umgebung abschatten | |||||
13. | Auge hineinzeichnen (Ultramarin vom Stamm nehmen) | Einen Klecks Ultramarin auf den Stamm legen | ||||
13. | Ultramarinblau vermalen |
Eichhörnchen “fliegend” von Baum zu Baum
Nr. | Eichhörnchen | Nr. | Wald | Nr. | Bäume | Anregung |
1. | Ultramarinblau (zart) | 2. | Karminrot (zart), | |||
3. | Zinnoberrot (Tierform) | 4. | Gelb (kräftig) | |||
5. | Gelb (kräftig) | 6. | Preußisch Blau vermalen und ein lichtes Grün entstehen lassen (Tierform eingrenzen) | Einen Klecks Preußisch Blau im Wald ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen, um differenzierte Grüntöne zu erzielen. | ||
7. | Ultramarinblau hineinmalen und ein lichtes Braun entstehen lassen | 8. | Karminrot (Bäume zeichnen) | Einen Klecks Ultramarin im Wald ablegen | ||
9. | Mit Farbe aus der Umgebung abschatten | 10. | mit Preußisch Blau aus der Umgebung abdunkeln | |||
11. | Auge hineinzeichnen (Ultramarin vom Wald nehmen) | |||||
12. | Ultramarin vermalen |
Wachsames Reh auf der Lichtung
Nr. | Reh | Nr. | Lichtung | Nr. | Bäume | Anregung |
1. | Ultramarinblau (zart) | 2. | Karminrot (zart), | |||
3. | Zinnoberrot (Tierform) | 4. | Gelb (kräftig) | |||
5. | Gelb (kräftig) | 6. | Preußisch Blau vermalen und ein lichtes Wiesengrün entstehen lassen (Tierform eingrenzen) | Einen Klecks Preußisch Blau auf der Lichtung ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen, um differenzierte Grüntöne zu erzielen. | ||
7. | Ultramarinblau hineinmalen und ein lichtes Braun entstehen lassen | 8. | Stämme im Hintergrund andeuten mit Preußisch Blau aus der Umgebung | Einen Klecks Ultramarin auf der Lichtung ablegen | ||
9. | Mit Farbe aus der Umgebung abschatten | 10. | Baumkronen andeuten | |||
11. | Auge hineinzeichnen (Ultramarin von der Lichtung nehmen) | |||||
12. | Ultramarin vermalen |
Ruhendes Reh auf der Lichtung von oben gesehen
Nr. | Reh | Nr. | Lichtung | Anregung |
1. | Ultramarinblau (zart) | 2. | Karminrot (zart), | |
3. | Karminrot (Tierform) | 4. | Gelb (kräftig) | |
5. | Zinnoberrot hineinmalen | 6. | Preußisch Blau vermalen und ein lichtes Wiesengrün entstehen lassen (Tierform eingrenzen) | Einen Klecks Preußisch Blau auf der Lichtung ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen, um differenzierte Grüntöne zu erzielen. |
7. | Ultramarinblau hineinmalen und ein lichtes Braun entstehen lassen | Einen Klecks Ultramarin auf der Lichtung ablegen | ||
8. | Mit Farbe aus der Umgebung abschatten | |||
9. | Auge hineinzeichnen (Ultramarin von der Lichtung nehmen) | |||
10. | Ultramarin vermalen |
Liegender Löwe in der Savanne unter Baum im Sonnenuntergang
Nr. | Löwe | Nr. | Savanne | Nr. | Himmel | Nr. | Schirmakazie | Anregung |
1. | Ultramarinblau (zart) | 2. | Karminrot (zart), | 3. | Gelb (zart) | |||
4. | Zinnoberrot (Tierform) | 5. | Gelb und Goldgelb (kräftig) | 6. | Karminrot hineinmalen | |||
7. | Goldgelb hineinmalen | 8. | Ultramarinblau vermalen und ein trockenes Grün entstehen lassen (Tierform eingrenzen) | 9. | Stamm und Krone (über Horizont) mit Preußisch Blau aus der Umgebung hineinmalen | Einen Klecks Preußisch Blau in der Savanne ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen, um differenzierte Grüntöne zu erzielen. | ||
10. | Ultramarinblau hineinmalen und ein helles Braun entstehen lassen | Einen Klecks Ultramarin in der Savanne ablegen | ||||||
11. | Auge hineinzeichnen (Ultramarin aus der Savanne nehmen) | |||||||
12. | Ultramarin vermalen |
Kamel in der Wüste schreitend (niedriger Horizont)
Nr. | Kamel | Nr. | Wüste | Nr. | Himmel | Anregung |
1. | Ultramarinblau (zart) | 2. | Gelb kräftig | 3. | Gelb zart | |
4. | Goldgelb (Tierform) | 5. | Goldgelb hineinmalen | 6. | Ultramarinblau (kräftig Tierform eingrenzen) | |
7. | Ultramarinblau aus dem Himmel hineinmalen und ein helles Braun entstehen lassen | 8. | Zinnoberrot (Tierform eingrenzen) | Einen kleinen Klecks Preußisch Blau in der Wüste ablegen und an verschiedenen Stellen ausmalen | ||
9. | Preußisch Blau zum Abschatten | |||||
10. | Auge hineinzeichnen (Ultramarin vom Himmel nehmen) |
Braunbär beim Lachsfischen
Nr. | Braunbär | Nr. | Fluss | Nr. | Felsen | Nr. | Fische (springen) | Nr. | Tannenwald / Buschwerk (Hintergrund) | Anregung |
1. | Ultramarinblau (zart) | 2. | Gelb (zart), | 3. | Gelb (kräftig) | 4. | Karminrot (zart) | |||
5. | Karminrot (Tierform) | 6. | Ultramarinblau (kräftig) | 7. | Karminrot oder Zinnoberrot | 8. | Preußisch Blau | Die Felsen im Wasser flach (oval) malen. | ||
9. | Gelb hineinmalen | 10. | Preußisch Blau vermalen und ein lichtes Wassergrün entstehen lassen (Tierform eingrenzen) | 11. | Preußisch Blau oder Ultramarinblau | 12. | Gelb | |||
13. | Preußisch Blau hineinmalen und ein dunkles Schwarz-Braun entstehen lassen | Einen Klecks Ultramarin im Wasser ablegen | ||||||||
14. | Mit Farbe aus der Umgebung abschatten | 15. | Wegmalen, so dass ein silbriger Glanz bleibt | |||||||
16. | Auge hineinzeichnen (Ultramarin aus dem Wasser nehmen) | |||||||||
17. | Ultramarin vermalen |
Eisbär auf einer Eisscholle treibend
Nr. | Eisbär | Nr. | Fluss | Nr. | Eisscholle | Nr. | Himmel | Nr. | Schneelandschaft (Hintergrund) | Anregung |
1. | Ultramarinblau (zart) | 2. | Gelb (zart) | 3. | Gelb (zart) | 4. | Gelb (zart) | 5. | Gelb (zart) | |
6. | Gelb (Tierform) | 7. | Ultramarinblau (kräftig) | 8. | Ultramarinblau (kräftig) | 9. | Preußisch Blau (zart) | Preußisch Blau auf einem separaten Papier anmischen | ||
10. | Karminrot (zart) hineinmalen | 11. | Preußisch Blau vermalen und ein dunkles Wasserschwarzgrau entstehen lassen (Tierform eingrenzen) | 12. | Preußisch Blau | 13. | Gelb | Karminrot auf einem separaten Papier anmischen | ||
14. | Mit Farbe aus der Umgebung abschatten | Die Farbe vom Schnee aus Richtung Himmel “wegschieben” und Horizontkanten entstehen lassen | ||||||||
15. | Auge hineinzeichnen (Ultramarin aus dem Wasser nehmen) |
Die Übung ist insgesamt sehr anspruchsvoll, denn das Malen geschieht im Wesentlichen von außen durch Aussparen und Wegwischen. Zudem zieht sich der Malprozess sehr in die Länge, so dass das Papier schon trocken wird und unweigerlich ein schichtendes Malen beginnt. Die Farbe, die an der einen Stelle weggemalt wird kann an einer anderen Stelle wieder aufgelegt werden. Der Eisbär ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Tier in seiner Umgebung “verschwindet”, quasi aufgesogen wird.
|
Flusspferd im Wasser treibend
Nr. | ruhiger Fluss | Nr. | Wald / Büsche (am Ufer) | Nr. | Flusspferd | Anregung |
1. | Gelb (zart), Tier aussparen | 2. | Karminrot (zart) | 3. | Ultramarinblau (zart) | |
4. | Karminrot (zart) | 5. | Gelb (kräftig) | 6. | Karminrot (Tierform) | |
7. | Ultramarinblau (kräftig) | 8. | Preußisch Blau | 9. | Gelb hineinmalen | |
10. | Preußisch Blau vermalen und ein trübes Wassergrün entstehen lassen (Tierform eingrenzen) | 11. | Ultramarinblau hineinmalen und ein dunkleres Braun entstehen lassen | Einen Klecks Ultramarin im Wasser ablegen | ||
12. | Mit Farbe aus der Umgebung abschatten | |||||
13. | Auge hineinzeichnen (Ultramarin aus dem Wasser nehmen) | |||||
14 | Ultramarin vermalen |
Fischschwarm im Wasser (Taucherperspektive)
Nr. | lichtes klares Meer | Nr. | Fische | Anregung |
1. | Gelb (zart), nach unten sich verdichtend | 2. | Ultramarinblau (zart) | |
3. | Karminrot (zart) | 4. | Karminrot (Tierformen von außen begrenzen) | |
5. | Ultramarinblau (zart) | 6. | Gelb hineinmalen | |
7. | Mit Farbe aus der Umgebung zum Silbergrau abschatten | |||
8. | Auge hineinzeichnen (Ultramarin aus dem Wasser nehmen) | Einen Klecks Ultramarin im Wasser ablegen | ||
9. | Ultramarin vermalen |
Wal aus der Vogelperspektive im Ozean
Nr. | Wal | Nr. | Meeresoberfläche | Nr. | Gischt / Ausblasfontäne | Anregung |
1. | Ultramarinblau (kräftig) | 2. | Gelb (zart) | |||
3. | Preußisch Blau hineinmalen | 4. | Ultramarinblau (kräftig) | |||
5. | Karminrot vorsichtig hineinmalen | 6. | Preußisch Blau hineinmalen | 7. | Farbe wegtupfen | Mit trockenem Pinsel oder Schwämmchen (Tuch) Farbe abtupfen |
8. | Mit Gelb zum Silbergrau führen* | *sehr vorsichtig vorgehen, vielleicht auch besser weglassen | ||||
9. | Flossen Weiß: Farbe wegmalen | Mit trockenem Pinsel Farbe wegnehmen. Anschließend mit feuchtem Pinsel Ränder verstreichen |
Landschaften
Naturstimmung mit Horizont: Sonnenaufgang
Nr. | Himmel | Nr. | Sonne | Nr. | Landschaft | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |||
3 | Karminrot kräftig | |||||
4 | Ultramainblau von außen zart an die Sonne heranführen nach außen kräftiger werdend | 5 | Preußisch Blau an den Horizont heranführen | |||
6 | Kräftig Gelb hineinmalen | |||||
7 | Mit Preußisch Blau mehrere Horizonte entstehen lassen | |||||
8 | Karminrot sehr zart außen um die Sonne in den Himmel vermalen | 9 | Mit Karminrot Grünflächen abschatten | Ein wenig Karminrot auf ein separates Blatt (Palette) geben und von dort abnehmen. Pinsel vorher auswaschen. |
Naturstimmung mit Horizont: Sonnenuntergang
Nr. | Himmel | Nr. | Sonne | Nr. | Landschaft (bergig) | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |||
3 | Karminrot kräftig und mit Zinnoberrot hineinmalen | |||||
4 | Ultramainblau von außen zart an die Sonne heranführen nach außen kräftiger werdend | 5 | Preußisch Blau an den Horizont heranführen | |||
6 | Kräftig Gelb hineinmalen | |||||
7 | Mit Preußisch Blau mehrere Horizonte entstehen lassen | |||||
8 | Rot aus der Sonne nehmen sehr außen um die Sonne in den Himmel vermalen | 9 | Mit Karminrot Grünflächen abschatten und neue Horizonte betonen | Den Pinsel auswaschen, nachdem das Rot in den Himmel gesetzt wurde |
Naturstimmung mit Horizont: Nachthimmel mit Vollmond
Nr. | Himmel | Nr. | Mond | Nr. | Landschaft | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung* | 2 | zarte Karminrotgrundierung | Es ist zu empfehlen, ein Bild mit und ein Bild ohne Gelbgrundierung zu malen. Der Mond erscheint in der dunkelblauen Umgebung auch ohne gelbe Grundierung leicht gelblich. | ||
3 | Ultramarinblau kräftig | aussparen | 4 | Preußisch Blau kräftig, eine Horizontlinie bilden | Den Mond zunächst aussparen und dann von innen her auswischen | |
4 | Preußisch Blau in den Himmel hineinmalen, beide Blaus erscheinen lassen. | 5 | Karminrot in Blau hineinmalen | |||
6 | Mit Preußisch Blau mehrere Horizonte entstehen lassen | |||||
7 | Mit Preußisch Blau Wolkenlinien vor den Mond ziehen.* | Solche "Raffinessen" kann man gut in der 6. oder 7. Klasse einfügen, dann vielleicht auch einen kahlen Baum in den Vordergrund setzen, der den Mond teilweise verdeckt. Das Hell-Dunkel bringt eine gewisse Dramatik mit sich, die hier vielleicht noch verfrüht erscheint. Hier soll nur die Möglichkeit eröffnet werden, wie sich die Aufgabe weiter ausdifferenzieren lässt. | ||||
Frühling
Nr. | Himmel | Nr. | Landschaft | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |
3 | Ultramarinblau zurückhaltend hineinmalen, nach unten heller werdend | 4 | Gelb kräftig hineinmalen, eine Horizontlinie bilden | |
5 | Preußisch Blau* hineinmalen, so dass ein lichtes Grün entsteht (lichte Grüntöne) | * Es ist günstig auch mal einen Versuch mit Ultramarinblau zu machen, um den Unterschied wahrzunehmen. | ||
6 | Mit Preußisch Blau mehrere Horizonte entstehen lassen |
Sommer
Nr. | Himmel | Nr. | Landschaft | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |
3 | Ultramarinblau kräftig hineinmalen, nach unten heller werdend | 4 | Gelb kräftig hineinmalen, eine Horizontlinie bilden | |
5 | Preußisch Blau* hineinmalen, so dass ein sattes Grün entsteht (unterschiedliche Grüntöne) | * Es ist günstig auch mal einen Versuch mit Ultramarinblau zu machen, um den Unterschied wahrzunehmen. | ||
6 | Ggf. das Ultramarin am oberen Bildrand verstärken | 7 | Mit Karminrot das Grün abschatten und so mehrere Horizonte entstehen lassen |
Herbst
Nr. | Himmel | Nr. | Landschaft | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |
3 | Ultramarinblau kräftig hineinmalen, nach unten heller werdend | 4 | Gelb kräftig hineinmalen, eine Horizontlinie bilden | |
5 | Preußisch Blau hineinmalen, so dass ein sattes Grün entsteht (diverse Grüntöne) | |||
6 | Mit Karminrot die Grüntöne in einzelnen Bereichen abschatten und dunkler werden lassen. | |||
7 | Mit Preußisch Blau ins Ultramarin hineinmalen | |||
8 | Mit Karminrot ins Blau hineinmalen und ins Dunkelviolette führen. | 9 | Mit Zinnoberrot ins Grün hineinmalen und Brauntöne entstehen lassen. | |
10 | Dunkle Farbe aus der Landschaft abnehmen und in den Himmel hineinmalen (dunkle Wolken). |
Winter (Schneelandschaft)
Nr. | Himmel | Nr. | Landschaft | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Gelbgrundierung | |
3 | Ultramarinblau kräftig hineinmalen, unten eine gebirgige Horizontlinie bilden. | 4 | Mit Ultramarinblau aus dem Himmel die Flächen bläulich werden lassen und das Gelb in der Gipfelregion wegwischen. | Zum Wischen den Pinsel gut auswaschen und alles Wasser heraus drücken und die Farbe vorsichtig mit steilem Pinsel abnehmen, auswaschen mit feuchtem Pinsel flach Farbränder verstreichen. |
5 | Zinnoberrot* zart hineinmalen, und das Bläuliche der Schneefläche zum Braun abzuschatten. | * Ein wenig Zinnoberrot im unteren Randbereich aufbringen, den Pinsel auswaschen und dann hier und da etwas in der weißen Schneefläche vermalen. | ||
6 | Das Ultramarinblau vielleicht noch verstärken. |
Narzisse
Nr. | Himmel | Nr. | Pflanze | Nr. | Blüte | Nr. | Boden (Umgebung) | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |||||
3 | Gelb kräftig (evtl. Goldgelb hinzugeben) | 4 | Gelb kräftig ins Rot hineinmalen | |||||
5 | Ultramainblau von außen an das Gelb der Blüten heranführen nach außen kräftiger werdend | 6 | Preußisch Blau ins Gelb hineinmalen | |||||
7 | Stängel und Blätter andeuten, durch Strichführung hineinmalen | 8 | kräftig Gelb hineinmalen, um Grün zu erzielen; Zinnober oder Goldgelb, um Brauntöne zu erzeugen. | Die Farbtöne aus der Umgebung nutzen, um das Blau im Himmel abzuschatten (Gewitterstimmung) und die Blüte zum Leuchten zu bringen | ||||
9 | Ultramarinblau verstärken | 10 | Das Gelb eingrenzen (Sechsstern, Kelch andeuten) | 11 | Das Grün mit Karminrot abschatten | |||
12 | Zinnoberrot ins Zentrum der Blüte hineinmalen | Ein wenig Zinnoberrot an den Bildrand geben, von dort abnehmen, das übrige zum Braun des Bodens vermalen | ||||||
13 | Stängel und Blätter nachzeichnen und dadurch ein wenig aufhellen |
Tulpe
Nr. | Himmel | Nr. | Pflanze | Nr. | Blüte | Nr. | Boden (Umgebung) | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |||||
3 | Karminrot kräftig | 4 | Gelb kräftig ins Rot hineinmalen | |||||
5 | Ultramainblau von außen an das Rot der Blüten heranführen nach außen kräftiger werdend | 6 | Preußisch Blau ins Gelb hineinmalen | |||||
7 | Stängel und Blätter andeuten, durch Strichführung hineinmalen | 8 | kräftig Gelb hineinmalen, um Grün zu erzielen; Zinnober oder Goldgelb, um Brauntöne zu erzeugen. | Die Farbtöne aus der Umgebung nutzen, um das Blau im Himmel abzuschatten (Gewitterstimmung) und die Blüte zum Leuchten zu bringen | ||||
9 | Ultramarinblau verstärken | 10 | Das Rot eingrenzen (Tulpenform andeuten) | 11 | Das Grün mit Karminrot abschatten | |||
12 | Die Tulpe mit Grün aus der Umgebung abschatten | Ein wenig Zinnoberrot an den Bildrand geben, von dort abnehmen, das übrige zum Braun des Bodens vermalen | ||||||
13 | Stängel und Blätter nachzeichnen und dadurch ein wenig aufhellen |
Glockenblume
Nr. | Himmel | Nr. | Pflanze | Nr. | Blüte | Nr. | Boden (Umgebung) | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |||||
3 | Ultramarinblau kräftig | 4 | Gelb kräftig ins Rot hineinmalen | |||||
5 | Ultramainblau von außen an das Blau der Blüten heranführen nach außen kräftiger werdend | 6 | Preußisch Blau ins Gelb hineinmalen | |||||
7 | Stängel und Blätter andeuten, durch Strichführung hineinmalen | 8 | kräftig Gelb hineinmalen, um Grün zu erzielen; Zinnober oder Goldgelb, um Brauntöne zu erzeugen. | Die Farbtöne aus der Umgebung nutzen, um das Blau im Himmel abzuschatten (Gewitterstimmung) und die Blüte zum Leuchten zu bringen | ||||
9 | Ultramarinblau verstärken | 10 | Das Blau eingrenzen (Glockenform andeuten) | 11 | Das Grün mit Karminrot abschatten | |||
12 | das Blüteninnere ein wenig aufhellen (wegmalen) | Ein wenig Zinnoberrot an den Bildrand geben, von dort abnehmen, das übrige zum Braun des Bodens vermalen | ||||||
13 | Stängel und Blätter nachzeichnen und dadurch ein wenig aufhellen | 14. | Einen gelben Tupfer ins Blüteninnere geben. |
Löwenzahn
Nr. | Himmel | Nr. | Pflanze | Nr. | Blüte | Nr. | Boden (Umgebung) | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |||||
3 | Gelb kräftig (evtl. Goldgelb hinzugeben) | 4 | Gelb kräftig ins Rot hineinmalen | |||||
5 | Ultramainblau von außen an das Gelb der Blüten heranführen nach außen kräftiger werdend | 6 | Preußisch Blau ins Gelb hineinmalen | |||||
7 | Stängel und Blätter andeuten, durch Strichführung hineinmalen | 8 | kräftig Gelb hineinmalen, um Grün zu erzielen; Zinnober oder Goldgelb, um Brauntöne zu erzeugen. | Die Farbtöne aus der Umgebung nutzen, um das Blau im Himmel abzuschatten (Gewitterstimmung) und die Blüte zum Leuchten zu bringen | ||||
9 | Ultramarinblau verstärken | 10 | Das Gelb eingrenzen ("Sonnen" andeuten) | 11 | Das Grün mit Karminrot abschatten | |||
12 | Goldgelb ins Zentrum der Blüte hineinmalen | Ein wenig Zinnoberrot an den Bildrand geben, von dort abnehmen, das übrige zum Braun des Bodens vermalen | ||||||
13 | Stängel und Blätter nachzeichnen und dadurch ein wenig aufhellen |
Fliegenpilz
Nr. | Himmel | Nr. | Pflanze | Nr. | Hut | Nr. | Boden (Umgebung) | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |||||
3 | Karminrot kräftig | 4 | Gelb kräftig ins Rot hineinmalen | |||||
5 | Ultramainblau von außen an das Rot des Huts heranführen nach außen kräftiger werdend | 6. | Fuß Goldgelb | 7 | Preußisch Blau ins Gelb hineinmalen | |||
7 | Fuß und Lamellen wegmalen | 8 | Das weiße Innere des Huts mit Blau aus dem Himmel abschatten | 9 | kräftig Gelb hineinmalen, um Grün zu erzielen; Zinnober oder Goldgelb, um Brauntöne zu erzeugen. | Die Farbtöne aus der Umgebung nutzen, um das Blau im Himmel abzuschatten (Gewitterstimmung) und die Blüte zum Leuchten zu bringen | ||
10. | Ultramarinblau verstärken | 11. | den “alten” Pils durch Wegmalen entstehen lassen | 12. | Das Rot mit Grün aus der Umgebung im Randbereich abschatten | 13. | Das Grün mit Karminrot abschatten | Ein wenig Zinnoberrot an den Bildrand geben, von dort abnehmen, das übrige zum Braun des Bodens vermalen |
14. | Die Punkte wegtupfen | 15. | Das Grün am Fuß aufhellen | geht mit dem Pinsel, leichter aber mit einem gerollten Papiertaschentuch |
Pilz
Nr. | Himmel | Nr. | Pflanze | Nr. | Hut | Nr. | Boden (Umgebung) | Anregung |
1 | zarte Gelbgrundierung | 2 | zarte Karminrotgrundierung | |||||
3 | Goldgelb kräftig | 4 | Gelb kräftig ins Rot hineinmalen | |||||
5 | Ultramainblau von außen an das Rot des Huts heranführen nach außen kräftiger werdend | 6. | Fuß Goldgelb | 7. | Das Goldgelb mit Ultramarinbau abschatten zum Braun | 8. | Preußisch Blau ins Gelb hineinmalen | |
7 | Fuß und Lamellen wegmalen | 8 | Das Innere des Huts zum Weiß wegmalen | 9 | kräftig Gelb hineinmalen, um Grün zu erzielen; Zinnober oder Goldgelb, um Brauntöne zu erzeugen, Karminrot zum Schwarz. | Die Farbtöne aus der Umgebung nutzen, um das Blau im Himmel abzuschatten (Gewitterstimmung) und die Blüte zum Leuchten zu bringen | ||
10. | Ultramarinblau verstärken | 11. | den “alten” Pils durch Wegmalen entstehen lassen | 12. | Das Braun mit Blau aus der Umgebung in den Randbereichen abschatten | 13. | Das Grün mit Karminrot abschatten | Ein wenig Zinnoberrot an den Bildrand geben, von dort abnehmen, das übrige zum Braun des Bodens vermalen |
14. | Das Dunkel am Fuß aufhellen | |||||||
15. | Den Himmel verfinstern |
Farne
Frühling
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
5 | pr Blau | 6 | Gelb | |||||
7 | Utramarin | 8 | Gelb | |||||
9 | Karminrot | 10 | pr Blau Blätter | 11 | pr Blau | |||
Sommer
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
5 | pr. Blau | 6 | Gelb | |||||
7 | Ultramarin | 8 | Gelb | |||||
9 | Karminrot | 10 | pr. Blau dunkelgrün | 11 | pr Blau/ Ultramarin | |||
Herbst
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
5 | pr. Blau | 6 | Gelb | |||||
7 | Ultramarin | 8 | Gelb | |||||
9 | Karminrot | 10 | Blau vom Himmel / Braun vom Stamm | 11 | Pr. Blau/ Zinnober | |||
Winter
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | |||||||
2 | Ultramarin | 3 | pr Blau | 4 | pr. Blau Äste | 4 | Ultramarin zart | |
5 | p.r. Blau | 5 | Karminrot | 6 | im Wurzelbereich wegmalen | |||
7 | auf den Ästen wegtupfen | 8 | Horzont im Gelb scharf ziehen | |||||
Esche
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
Kirsche
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
Eiche
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
Ulme
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
Ahorn
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
Birke
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
Rotbuche
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
Weißbuche
Nr. | Himmel | Nr. | Stamm | Nr. | Krone | Nr. | Umgebung | Anregung |
1 | Gelbgrundierung | 2 | Karminrotgrundierung | |||||
3 | zarte Gelbgrundierung | 4 | Karminrotgrundierung | |||||
Das “Schwarz” konfrontiert die Kinder in der 6. Klasse mit einer ganz neuen Qualität des Farbigen. Gerade diese Farbe wird gern aus dem ersten Stifte- oder Blöckchenkasten verbannt, wenn das Kind in die Schule kommt, was sicherlich seine Berechtigung hat, denkt man an die seelische Wirksamkeit der Einzelfarben und ihrer Wirkungen im Zusammenklingen. Die Extreme Schwarz und Weiß liegen in ihrer Polarität so weit auseinander, dass weniger von einem seelisch regsam Werden gesprochen werden kann, als von einem aufgeregten hin- und her geschleudert Werden innerhalb der ganzen Empfindungsorganisation.
Eine Möglichkeit der Hinführung in das Qualitative des Hell-Dunkel liegt darin, mit einer dunklen Farbe zu arbeiten und hier erste Erfahrungen mit einer abgestuften Helligkeit zu machen. (Übungen 1-5)
Wir haben den Einstieg ins Hell-Dunkel gewählt mit einem malerischen Anlegen eines “Grau” in seinen vielfältigen Schattierungen draußen in der Natur und dann Schritt für Schritt zu einer Intensivierung der Dunkelheit zu kommen. Zunächst haben wir bewusst auf eine “Lichtquelle” verzichtet, sind allerdings schon im zweiten Schritt, der Umkehrung, zu einer Naturstimmung gekommen.
Obwohl auf eine Farbigkeit verzichtet wird, bietet sich hier den Kindern die Möglichkeit sich seelisch gefühlsmäßig auf die “Stimmung” einzulassen und verschiedene eigene Malversuche mit den Qualitäten des Grau zu unternehmen, ehe es dann zur “Schattenlehre” mit ihren klar gedanklich kausalen Beziehungen geht.
Interessant ist der folgende Aspekt: In der Spannung von Licht und Finsternis kommen die Farben in Bewegung. Im Grau entsteht eine freilassende Ruhe. Das weniger werden der Stofflichkeit im Schwarz lässt die Farbe entstehen. Abnehmen des Lichts im Weiß lässt Farbe entstehen. - Farbigkeit bekommt einen neuen, eher gedanklich geistigen Charakter, an den sich die Sechstklässler über das gemalte Grau annähern können, ohne ihre seelische Empfindung für den malerischen Prozess zu verlieren.
Für einen zweiten Zugang haben wir einfache Körper (Quader, Zylinder, Kugel) in einen Raum gelegt, der von der linken Ecke her - das entspricht der Erfahrung der Kinder im Klassenraum - durch ein teilwiese sichtbares Fenster belichtet wird (Übungen 6-9). Der Lichteinfall ist noch etwas diffus, dennoch sind schon die Bereiche von Kernschatten und Halbschatten sichtbar und können auch schon als solche für die Weiterarbeit begrifflich festgelegt werden. Im Prozess des zeichnenden Malens wird der Moment deutlich, in dem Körper auf der Erde steht und nicht mehr im Raum herumfliegt. Solche Wahrnehmungs-Erlebnis-Übungen kennen die die Kinder schon, etwa von dem Ereignis, als sie die Farbperspektive zum ersten Mal wahrgenommen haben. Ähnliches wird passieren, wenn sie zum ersten Mal aktiv Nachbilder sehen. Mit der Lampe über der Kugel wurde eine künstliche Lichtquelle gewählt, deren Schattenproduktion schärfer und eindeutiger ist im Vergleich zum Fenster. Hier kann der Lichteinfall in Richtung und Intensität nach Tageszeit, strahlender Sonne oder bedecktem Himmel variieren, was aber den malerischen Annäherungsprozess des Kindes durch seine Unschärfe erleichtert.
Der dritte Zugang steht in unmittelbarem Zusammenhang mit physikalischen Versuchen aus der Optik. Hier ist konstruktive und zeichnerische Exaktheit gefragt, die den Kausalzusammenhang zwischen Lichtquelle, Schattenwerfer und Schatten erklärt oder eindeutig darstellt. Notwendigerweise wechseln die Zeichenutensilien hin zu Bleistift, Radiergummi und Lineal.
1.Grau Schichten anlegen
2. Grau Schichten: Nachtlandschaft bei Neumond im Winter mit Schnee
3. Nachtlandschaft bei Vollmond im Winter mit Schnee
1. Grau malen ganzes Blatt gleichmäßig, Vollmond aussparen
2. Nachthimmel an den Mond heranmalen, um den Mond herum heller, Horizont entstehen lassen
3. 2 Horizontlinie entstehen lassen, nach unten aufhellen
4. 3. Horizontlinie entstehen lassen
5. Landschaft außerhalb des “Mondlichtkegels” etwas abdunkeln
4. Nachtlandschaft bei Vollmond im Winter - eine Schneefläche mit einem kahlen Baum
1. Grau malen ganzes Blatt gleichmäßig, Vollmond aussparen
2. Nachthimmel an den Mond heranmalen, um den Mond herum heller, Horizont entstehen lassen
3. Schneefläche nach unten leicht abdunkeln
4. Baum zeichnen, Wurzelbereich leicht abdunkeln. Schatten andeuten
5. Nachtlandschaft bei Vollmond im Winter mit einem See (nicht zugefroren)
1. Grau malen ganzes Blatt gleichmäßig, Vollmond aussparen
2. Nachthimmel an den Mond heranmalen, um den Mond herum heller, Horizont entstehen lassen
3. See unterhalb des Mondes mit Lichtspiegelung
4. Außenbereiche leicht abdunkeln, abgestorbene Vegetation
Bei den folgenden Übungen bieten sich Wiederholungen an.
Interessante Fragestellung: Wie lange schwebt der Körper?
6. Übung: Quader im Raum
(Hilfslinien mit Bleistift vorzeichnen, zwei sichtbare Seiten)
7. Übung: Zylinder im Raum
(Hilfslinien mit Bleistift vorzeichnen)
8. Übung: Kugel im Raum
(Hilfslinien mit Bleistift vorzeichnen)
9. Übung: Kugel - Variation mit Deckenlampe (hochkant)
(Hilfslinien mit Bleistift vorzeichnen)
Hell-Dunkel mit einer Farbe zeichnen
Winterlandschaft
Stacheldraht mit Schnee
Farbkreis (tert. Mischung)
Landschaft mit Bäumen
Jahreszeitlich
Tageszeit
Birke
Ahorn
Eiche
Buche
Tanne