von ANNA-SOPHIA GROSS (in: Michael Martin Hg., Der künstlerisch-handwerkliche Unterricht in der Waldorfschule, Stuttgart: 1991, S. 245-260)
In unserer durch den Umgang mit den Zerstörungskräften immer lebensbedrohenderen Zeit ist es besonders wichtig, sich bewusst den Kräften zuzuwenden, die in der Natur Leben aufbauen. Den Vernichtungskräften müssen wir ein zunehmendes Erfassen der geheimen Bildungsgesetzmäßigkeiten von Natur und Mensch entgegenstellen. Nur auf der Grundlage solcher Erkenntnisse ist es möglich, auf die absterbenden Lebenskräfte stärkend wirken zu können.
Diese Aufgabe kann durch naturwissenschaftliche Studien im Sinne Goethes angegangen werden. Bei seinen Pflanzenbetrachtungen kam er auf dem Wege exakter Beobachtungen zur Erkenntnis des Grundprinzipes, aus dem alle Pflanzen entwickelbar sind: zu der Idee der Urpflanze. Goethes Beschreibungen einzelner Formstufen lassen uns die Metamorphose wahrnehmen und das in stetigen Verwandlungen tätige Pflanzenwesen ahnen.[1]
Den Metamorphosegedanken als leitende Idee lebendigen Naturgestaltens erweitert Rudolf Steiner auf die menschliche Seele, die sich stufenweise verwandelt. Er beschreibt die Entwicklung des Kindes, wie es sich wachsend nicht nur leiblich verändert, sondern zugleich seelische Entwicklungsschritte durchmacht. Leib und Seele sind während der aufsteigenden Lebensentwicklung bis zum Erwachsenenalter hin eng aneinander gebunden. Erziehungsmaßnahmen, die über das Leibliche auf das Seelische des Kindes wirken (Ernährung, Rhythmus des Tagesablaufs, sinnvolle Tätigkeiten, auch medizinische Behandlung), und solche, die über die geistig-seelische Seite bis in die Körperprozesse einwirken (die Beschäftigung mit altersgemäßen Vorstellungs- und Gedankeninhalten, künstlerische Übungen), können beitragen zu einer harmonischen Entwicklung des Kindes. Erst der Erwachsene hat die Möglichkeit, aus der Tätigkeit seines Ichs sich selbst zu erziehen. Wenn das geschieht, wird er bis zum Greisenalter Metamorphosen des Seelenlebens durchlaufen, allerdings nicht aus naturhafter Gegebenheit, sondern kraft seines individuellen geistigen Strebens.
Diese beiden Seiten menschlichen Werdens, die Naturseite und die geistig-seelische Seite, werden durch die Kunst verbunden. In die bildende Kunst brachte Rudolf Steiner den Metamorphosegedanken als neuen Impuls ein. Für den Bereich der Bildhauerei gab er durch die Gestaltung des ersten Goetheanums ein anschauliches Beispiel.[2] Wie sich im großen Saal dieses Bauwerks Kapitell- und Sockelformmotive von der ersten bis zur siebenten Säule schrittweise verwandeln, überhöht und verbunden durch den mächtigen Architrav, kann noch an Modellen und Abbildungen studiert werden.[3] Jede der sieben Säulen bringt durch eine charakteristische Formbildung ein Glied des Gesamtorganismus zur plastisch-bildhaften Erscheinung.
So schuf Rudolf Steiner im zweiten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts, als durch den Beginn extremer Richtungen der Abstraktion und des Realismus[4] die Kunst ihr ursprüngliches Leben zu verlieren drohte, die Möglichkeit zu einer Bildhauerei, die wieder bei den in Natur und Mensch wirkenden Lebenskräften ansetzt. Eine organische Plastik im Sinne Rudolf Steiners ist weder Abklatsch noch Vereinfachung äußerer Naturformen etwa in Fortführung des Jugendstils, wie oft behauptet wird, sondern sie ist entwickelt aus dem Erleben der in der Welt wirkenden Bildekräfte. «Das Schöne als eine Manifestation geheimer Naturgesetze, die ohne dessen Erscheinung ewig wären verborgen geblieben» - diesen Ausspruch Goethes stellt Rudolf Steiner als Motto einer noch zu entwickelnden Ästhetik der Zukunft voran. Im Sinne Goethes hat der Künstler die Aufgabe, die in der Natur verborgenen geistigen Tendenzen sinnlich zur Erscheinung zu bringen, aus den Gestaltungsmöglichkeiten eines Teiles ein Ganzes werden zu lassen. Er muss versuchen zu entzaubern, was geheimnisvoll in die Natur hineingebannt ist und sich in ihr nicht entfalten kann. «Das erst wird als schön erlebt, was vollkommener erscheint als die Natur, wo der Gegenstand über sich selbst hinaus geht auf Grund dessen, was in ihm verborgen liegt.»[5]
Als künstlerisches Beispiel beschreibt Rudolf Steiner die Formtendenzen, die in der Menschengestalt zu entdecken sind und die man durch einen künstlerischen Prozess entwickeln kann: die Asymmetrie würde sich dabei stärker ausbilden, als die Natur sie sichtbar werden lässt. Die verknöchernde Gestaltbildung des Hauptes könnte nach ihren Gesetzmäßigkeiten einen Menschenleib bilden. Der Rumpf-Glied- maßen-Mensch könnte nach seiner Tendenz einen Kopfbereich entwickeln, der stark von Bewegungselementen gekennzeichnet wäre. Die formschaffenden Kräfte, die in der menschlichen Natur einerseits verhärtend, erstarrend, andererseits bewegend, verflüchtigend wirksam sind, als «Geistgestalten» herauszuholen: diesen Versuch machte Rudolf Steiner bei der Gestaltung der Holzplastik für den Goetheanumbau in Dornach.[6]
Die schöpferischen Möglichkeiten, die in diesem Kunstimpuls liegen, können nur erahnt werden. Wir befinden uns wieder an einem Neubeginn. Für die in diesem Sinne entstehende Bildhauerei kann ein Wort Rudolf Steiners gelten, das er in Bezug auf die plastischen Formen des Goetheanums geschrieben hat: «Die Natur schafft da, wo sie sich in der Lebendigkeit entfaltet, in Formen, die auseinander herauswachsen. Man kann in der künstlerisch-plastischen Gestaltungskraft dem Schaffen der Natur nahe kommen, wenn man liebevoll nachfühlend ergreift, wie sie in Metamorphosen lebt.»[7]
Durch diesen Kunstimpuls besteht die Möglichkeit, konsequente Übungsreihen bis hin zu Metamorphosestudien für den Schulunterricht zu entwickeln. Anhand verschiedener Beispiele möchte ich nun darstellen, welche Grunderlebnisse mir für das Plastizieren in der Schule wichtig erscheinen. Diese Grunderfahrungen werden immer gemacht, nur mehr oder weniger bewusst.

In der Unter- und Mittelstufe sind die plastischen Übungen in den meisten Fällen mehr an Inhalte geknüpft, die im Hauptunterricht behandelt werden. Was in der 4. oder 5. Klasse in der Tierkunde zum Erlebnis gebracht wird, kann bis in die Tätigkeit der Hand hineingeführt werden. Sind die Pinguine besprochen worden, so formen die Kinder, selbst wenn es erst Wochen später geschieht, diese mit besonderer Freude. Das Erlebnis ist im Seelischen noch lebendig und wird Gestaltungskraft. Pinguine mit den unterschiedlichsten Körperformen entstehen. Dicke unterscheiden sich von dünnen, manche sind groß-, manche kleinköpfig. Einige schauen neugierig in die Umgebung, andere ruhen behäbig in sich. Ein Reichtum an Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten zeigt sich. Besonders flinke Kinder formen noch ein oder zwei Jungtiere dazu, und so wird ein feststehendes Thema möglichst verschiedenartig und individuell ausgestaltet. Jedes Kind ist durch seine kleine Schöpfung noch in der Werkstatt anwesend, auch wenn es längst schon anderen Taten zugeeilt ist.
Bei einer Klasse kam immer wieder die Frage: «Wann machen wir Schwäne?» Zunächst ging ich nicht darauf ein, da die dünnen Hälse für Anfänger sehr schwer zu formen sind. Die Kinder gaben keine Ruhe. Als ich dann erfuhr, dass ein Jahr zuvor die Schwäne im Tierkundeunterricht behandelt worden waren, und ich endlich auf den Wunsch einging, herrschte große Zufriedenheit. Das Bedürfnis der Kinder, das Erarbeitete und Gesehene in einem bestimmten zeitlichen Abstand bis in die Betätigung der Hände hineinzubringen, war hier deutlich zu erleben.
Umgekehrt wirkt das Plastizieren ungeheuer belebend und beseelend auf das physische Sehvermögen durch das Mitverfolgen dessen, was die Hand tut. Das Auge wird am Wahrnehmen der Formbildungen in der Hand wach auch für Wahrnehmungen im Umkreis; mit größerem Interesse nehmen die Kinder die Dinge in der Außenwelt wahr, wenn sie «im richtigen Alter in der rechten Weise in das Formen von plastischen Gestalten eingeführt werden.»[8]
Wer diese Wirkung auf das Sehvermögen nachprüfen will, der plastiziere blind eine Form oder taste mit geschlossenen Augen einen unbekannten Gegenstand ab. Nun beobachte er, wie intensiv er sich dabei bemüht, mit den Augen wahrzunehmen, was er in den Händen hält. Die Willensimpulse, die bei diesem Experiment im Auge erspürt werden können, lassen uns anschließend wacher hinausblicken. Bis in alle Einzelheiten verfolgen wir das Entstehende mit größerer seelischen Anteilnahme als zuvor.
Wer den Zusammenhang zwischen Sehen und plastischer Tätigkeit selbst erfahren hat, kann aus echtem Verständnis heraus Kinder zum Plastizieren anregen. Ein günstiger Umstand lieferte mir ein Beispiel, wie es der Alltag immer wieder bringt. Die Frage ist nur, ob wir die für die Entwicklung der Kinder wichtigen Ereignisse bemerken und unterstützen.
Nach sintflutartigem Gewitterregen gingen wir im Hochgebirge mit einigen Kindern wieder ins Freie. Feiner, schwarzer Schlamm vom höher gelegenen Nadelwald hatte sich im Straßengraben angesammelt. Kaum hatte der etwa siebenjährige Junge diesen erblickt, kniete er sich zum Entsetzen seiner Mutter in das noch nasse Gras und griff begeistert hinein. «Schau doch», rief er, «man kann richtig damit formen. Man muss nur zu dem Schlamm etwas trockene Erde nehmen, dann wird es richtig.» Dass die wenig tonhaltige Erde beim Trocknen reißen würde, störte nicht sehr. Entscheidend war die Freude beim Arbeiten und das Eintauchen in den Gestaltungsprozess.
Auch das Bauen und Bilden mit Sand, sei es am Meeresufer oder im Sandkasten, ist für kleinere Kinder eine wichtige Erfahrung. Dabei muss ebenfalls die richtige Feuchtigkeit des Materials hergestellt werden, damit Burgen und Berge, Straßen, Tunnel, Höhlen und Seen ihre Form behalten. Die plastischen Kräfte im Kinde wollen sich betätigen, notfalls begnügen sie sich auch mit Schlamm aus Regenpfützen. Die Ergebnisse sind dabei weniger wichtig als die Tätigkeit selbst.
Bei der Zubereitung des Materials spielt das Wasser eine wesentliche Rolle. Es macht wie in der Natur, so auch beim Plastizieren möglich, dass lebendige Formkräfte sich dem toten Stoff einprägen können. Ungestaltete Materie, formlose Tonerde bekommt durch Wasser Gestalt; sie wird gefügig geknetet, wird abgerundet und wie von einer Haut umschlossen, sie bekommt jedoch erst durch den bearbeitenden Menschen eine «gespannte» Oberfläche. Denn diese bildet sich nie zufällig. Die gestaltende Durchdringung des Stoffes fördert ein gesundes Hineinwachsen der Kinder in die Welt.
Rudolf Steiner gibt für den Beginn des Plastizierens mit Ton - davor kann ja mit dem wärmehaften Material des Bienenwachses geübt werden - etwa das 9./10. Lebensjahr an. Das seelische Verhältnis des Kindes zu seiner Umgebung ändert sich in diesem Zeitraum stark. Bisher fühlte es sich nicht so deutlich als Eigenwesen; jetzt können Gefühle des Alleinseins auftauchen, es muss sich auf einer neuen Stufe mit Familie, Heimat und Naturumgebung verbinden.
Die im Hauptunterricht neu hinzukommenden Epochen der Naturkunde und der Menschheitsgeschichte sowie die künstlerisch-praktischen Tätigkeiten helfen den Kindern, diese Aufgaben zu bewältigen.
Der Schnitzunterricht der Mittelstufe wird eingeleitet und von Zeit zu Zeit belebt und ergänzt durch plastische Übungen. Die Arbeit mit Holz sollte nicht nur praktische Tätigkeit sein, sondern den Formensinn der Kinder mit in Anspruch nehmen. Die Schüler sollten dahin geführt werden, dass ihnen nur schön gestaltete Gebrauchsgegenstände gefallen. Während wir Holz nur mit Werkzeugen bearbeiten können, besteht die Einmaligkeit des Plastizierens darin, dass wir dabei das Material direkt und ausschließlich mit der Hand formen. Dabei werden in differenzierter Weise alle Fähigkeiten dieses menschlichsten aller Glieder entfaltet. Deshalb ist es nicht sinnvoll, Modellierhölzer in der Schule zu verwenden.
Welch wunderbares Gebilde die menschliche Hand ist, wird dem Kinde durch die Arbeit allmählich fassbar. Gewölbte Formen bilden wir mit der hohlen Handfläche; mit dem wölbungsbetonten, muskulären Handballen sind wir aktiv umformend tätig, können leichte Hohlflächen bilden. Die Vielfalt der Winkelbildungen steckt im Knochenbau der Hände. So wie im Auge ein komplementäres Abbild der farbigen Umwelt entsteht, ergänzen sich bei einem tastenden Plastiziervorgang Form und Hand zu einer Einheit. Mit der hohlen Handfläche erfahren wir die gewölbte Form, empfinden, wie sie sich ausdehnen will, und weichen vor ihr zurück. Mit dem Handballen und den Fingern dringen wir in den Stoff aktiv ein, drängen ihn zurück. Hierdurch bekommt die Form aufnehmenden Charakter. Aus dem Wechselspiel polar wirkender Kräfte entsteht die lebendig erscheinende plastische Form.
Die ersten Übungen, die wir innerhalb des praktisch-künstlerischen Unterrichts der Mittelstufe (5./6. Klasse) plastizieren, sind Tierformen und Menschengestalten, die gerade so groß sind, dass wir sie mit beiden Händen umschließen können. Im warmen Handraum entstehen aus der abgeschlossenen Kugelgestalt rundliche Tiere. Geeignet sind sitzende Vögel, Frösche, Hasen, Igel, Schäfchen usw., deren vereinfachte Körperformen gewölbte Flächen besonders gut erleben lassen. Bei dem Verwandlungsprozess darf die schön gespannte Kugeloberfläche möglichst nicht zerstört werden. Denn wer zu unsanft mit den Fingerspitzen hineingreift, muss am Schluss mühsam die gestörte «Haut» ausbessern. Wer sorgfältig und langsam arbeitet, ist dabei meist schneller am Ziel, als wer hastig umformt und dann erlebt, wie er nochmals beginnen muss. Wie eine Form sich wachsend differenziert, wird schon an diesen elementaren Übungen sichtbar. Kleine Hilfen im richtigen Moment geben den Kindern Mut, sich danach wieder selbst zu erproben. Wer unkonzentriert Sinne und Gedanken in den Umkreis schweifen läßt und nicht empfindend mit den Händen tätig ist, kann schwerlich eine geschlossene Oberfläche bilden. Äußere Hektik muss abgebaut werden. Eine angenehme, ruhige Arbeitsatmosphäre entsteht, wenn die Kinder in den Prozess des Tastens eintauchen.
Nicht allen Kindern fällt das Plastizieren leicht. Umso wichtiger ist es, dass man dafür sorgt, dass sie mit Freude dabei bleiben und nicht an der weitverbreiteten Hürde des «ich kann nicht» hängen bleiben. Nicht was man kann, sondern was man übend zu entwickeln versucht, ist hier das Wesentliche.
Von rundlichen Tierformen gehen wir zu langgestreckten weiter. Als besonders schöner Übergang erwies sich immer die Gestaltung eines Fisches. Er wird geprägt durch die wellenförmigen Bewegungen der Umgebung und schnellt durch seitliche Flossenschläge nach vorne. Die Urbewegung des Fisches, eine waagrecht vorwärtsstrebende Rechts-Links- Bewegung, wird hier verdeutlicht. Hierbei wird für die Kinder unmittelbar sichtbar, wie die Bewegungen, die wir den plastizierten Tieren geben, diesen auch seelischen Ausdruck verleihen. Ein Vögelchen kann traurig nach unten, freudig oder auch frech nach oben, fressbegierig nach vorne, kritisch zur Seite blicken; jedes Kind formt «sein» Vögelchen. Am Ende der Stunde ist es anregend, die Arbeiten zusammenzustellen. Was man noch besser machen könnte, aber auch, was schon gut gelungen ist, zeigt sich am Vergleich wie von selbst. Der erste Abschnitt des Plastizierens wird mit dem Versuch, eine kleine aufrechte Menschengestalt zu formen, abgeschlossen.

Das Anfangsthema kann man in einer zweiten Phase steigern zu der Gestaltung kleiner Tiergruppen. Bei Schildkröten formen wir zuerst eine großzügige Landschaft, Bodenbildungen, wie man sie in den warmen Mittelmeerländern antreffen kann. Daraus entwickeln wir Tiere, die wie «wandelnde Berge» erscheinen. Die Panzerfläche ist eine sorgfältig zu ertastende Rundform. Eine Katzengruppe beginnen wir so, dass aus einer halbkugeligen Anlage die Rückenformen spielender Katzen entstehen. Hierbei müssen die Bewegungen gut aufeinander abgestimmt werden, so dass man die Gruppe als Einheit empfinden kann. Bei dem aus der Höhle blickenden Fuchs oder Bärchen ergänzen sich die Formen in idealer Weise. Indem die Höhle gebildet wird, entsteht der Tierleib. So fügen sich nicht nur die plastischen Formen zu einer Einheit, sondern auch Tier und Umgebung können in ihrer engen Verbundenheit empfunden werden.
Die Steigerung zur einfachen Menschengestalt bringt z.B. das Modellieren eines Schäfers mit Herde oder das Thema «Mensch mit Hund». Hier können sich in der verschiedensten Weise die Beziehungen des Kindes zur Tierwelt äußern. So gibt es Schäfer, die sich tief zu ihren Schafen hinbeugen, vielleicht noch ein Jungtier auf den Arm nehmen, oder solche, die hoch erhobenen Hauptes alles überwachen. Manchmal ist ein Kind auch nicht davon abzubringen, dass sein Schäfer sich gerade ausruht.
Kommen wir zum Gestalten aufrechter Formen, so muss, entsprechend dem Gleichgewichtsuchen beim Stehen, das Gleichgewicht innerhalb der Form hergestellt werden. Beim Plastizieren betätigen wir besonders intensiv diejenigen Sinne, welche Rudolf Steiner als die unbewussten Nachtsinne oder die Willenssinne bezeichnet: Tastsinn, Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn. Die Wirksamkeit dieser Sinne kommt uns kaum zum Bewusstsein, und doch könnten wir keinen Schritt aufrecht tun, wenn sie nicht in ununterbrochener Tätigkeit wären. Mit dem Tastsinn nehmen wir vom Inneren unseres Körpers her die Grenzen unserer Hautoberfläche wahr, wenn wir einen Gegenstand berühren oder auf ihn einen Druck ausüben. Wir stoßen an die Außenwelt an. Der Bewegungssinn gibt uns Aufschluss über die Bewegungen unseres Körpers, unserer Gliedmaßen, über deren Lageveränderungen im Raum. Der Gleichgewichtssinn gibt uns unser Verhältnis zu den Raumesrichtungen, besonders zur Senkrechten, an.[9] Solches Erleben der Kraftverhältnisse in unserem Leibe ist die Voraussetzung, diese auch in die Skulptur einbringen oder im Anschauen plastischer und architektonischer Formen sehen zu können. Was im Menschen in fluktuierender Bewegung tätig ist, wird in der Skulptur zur Ruhe gebracht.
Im Zusammenhang mit der Menschenkundeepoche der 8. Klasse ist es anregend und fruchtbar, Knochenformen zu plastizieren. Wir versuchen ein Schädeldach zu bilden, lassen einen Wirbelknochen entstehen und arbeiten einen Röhrenknochen. Dabei können wir sehr gut beobachten, wie im Brustwirbel polare Formkräfte ihren Ausgleich finden. Einige Jungen brachten einmal Wirbelknochen von zu Hause mit, damit wir ja nichts falsch machten. Es erwies sich dann am Schluss auch als Bereicherung, genau anzusehen, wie die Flächen der kleinen Wirbelgelenke ineinandergreifen.
Um aber nicht nur in ein Abmodellieren hineinzukommen, versuche ich durch einen langsamen Entstehungsprozess zur Naturform hinzuführen. Aus einer lemniskatischen Urbewegung lassen wir die Form sich auf das Körperinnere zu verdichten, so daß der stützende Wirbelkörper entsteht. Nach hinten bildet sich gleichzeitig die schützende Höhlung des Wirbellochs. Zu dieser Gliederung in der Waagrechten kommen durch die Wirbelfortsätze die senkrechten Verbindungen zu den sich angliedernden Wirbeln und die Rechts-Links-Übergänge zu den Rippenbögen hinzu. Formpolaritäten, die in der Hauptesbildung als abgeschlossene Hohlform und in den Röhrenknochen der Beine als senkrechte Stützform ihr Wesen am deutlichsten zeigen, sind beim Wirbelknochen harmonisch vereinigt und zudem verbunden mit den drei Raumesrichtungen.

Dies zu erleben, ist ein bleibender Eindruck für die Schüler. Wie ein Teil sich in das Ganze einfügt, wie er nicht gleich, jedoch in der Form abgestimmt und verwandt mit den anderen Teilen ist, diese Fragen haben die Schüler im Laufe der Oberstufe auch als seelische Problemlösung vor sich: Wie füge ich mich und meine Fähigkeiten in das soziale Umfeld harmonisch ein? Vermag ich es, die in mir wirkenden polaren seelischen Kräfte, die in aufflammenden Antipathien und Sympathien wirken, zu beherrschen? Was im Seelischen erlebt wird, kann sich im Formgeschehen spiegeln; so gesehen ist die Knochenmetamorphose nicht nur eine wesentliche Grundlage für die freien plastischen Übungen der Oberstufe, sondern kann auch eine Hilfe zur Daseinsbewältigung sein.
Mit dem Eintritt in die Pubertät drängen die Schüler immer mehr zu konkreten Aufgaben. Die freien Phantasiekräfte verschwinden in die selbständig werdenden Verstandeskräfte hinein. In der von realistischem und analytischem Denkansatz geprägten Pubertätszeit, in der durch die Videokultur der Rest der Phantasiekräfte verdrängt zu werden droht oder in eine Bilderwelt der Phantastik verdreht wird, sollen nun durch das künstlerische Arbeiten in der Oberstufe altersgemäße Phantasiekräfte entwickelt werden. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Schüler jetzt hilflos, wenn man sie nach einem freien Thema arbeiten läßt. Auf nichts kann der Unterricht zurückgreifen, er muss vollkommen neu aufbauen. Darin liegt aber zugleich eine große Chance. Die einzelnen Schüler zeigen ganz neue Seiten ihrer Persönlichkeit; ungeahnte Überraschungen für den Lehrer ergeben sich im Laufe der Oberstufe. Ganz allmählich beginnt sich aus der Formlosigkeit neue Gestaltungskraft zu entpuppen. Den plastischen Übungsweg, den ich mit den Oberstufenschülern zu gehen versuche, möchte ich anhand einiger Bildbeispiele skizzenhaft darstellen. Dabei entwickelt jeder Lehrer, seinem Ausgangspunkt entsprechend, einen eigenen Aufbau. Aus seinen Erfahrungen mit den Schülern, der Arbeit an der Menschenkunde und seinem eigenen plastisch-künstlerischen Vermögen schafft er die Grundlage, auf die er seinen Unterricht stützen kann.
Die Tastübungen der Unterstufe werden in der 9. Klasse anhand mehrerer Kugelverwandlungen auf die Ebene freier Formgestaltung gehoben. Flächenführung und -Spannung bis hin zur Entstehung von Kanten werden beobachtet und exakt gebildet: auch die Kunst hat eine handwerkliche Grundlage. Rundformen in ihrer wachstumsmäßigen, sich ausdehnenden Qualität strahlen Kraft und Lebensfülle aus. Hohlformen in ihrer einhüllenden, aufnehmenden Qualität atmen bestimmte seelische Stimmungen. Beide Flächenarten bilden durch vielfältigstes Wechselspiel die plastischen Formen. Wir werden aufmerksam auf die Übergänge, die die einzelnen Formteile zusammenbinden. Mit welcher Art der Flächenkrümmung haben wir es hier zu tun? Ist sie gewölbt? Ist sie hohl? Sie ist beides zugleich: nämlich doppelt gekrümmt. Konvexe und konkave Krümmungen führen im Zusammenwirken zu einer Steigerung der polaren Flächenbildungen. Bei der doppelt gekrümmten Fläche wird das bewegende Element, der Werdeprozess der Form, am deutlichsten sichtbar. Überall, wo Formen kontinuierlich ineinander übergeführt werden, sowohl bei organischen Naturformen wie auch bei Skulpturen, geschieht dies durch Doppelkrümmungen (als Beispiel sei die Sattelfläche des Pferdes genannt).
Wer noch nie eine solche Fläche genau angeschaut hat, betrachte an seinem ausgestreckten Arm die Flächenbewegungen, die Übergänge an Ellbogen- und Handgelenk, und er wird eine Vielfalt solcher Stellen entdecken. Zusammenziehung, verbunden mit einer Streckung und Drehung, lässt die am lebendigsten wirkenden Flächenbildungen der organischen Formenwelt entstehen. Hier strömt Bewegung, findet rhythmischer Ausgleich statt. Der Blick kann sich hier nicht ausruhen, er kann nicht haften. Er muss von diesen Stellen aus zur Wölbung hin und wieder zur Höhlung hin wandern. Wir werden veranlasst, gewissermaßen tastend zu sehen. Veränderung, Lebenspuls wird spürbar. Je einfacher die Grundübungen sind, desto mehr stärkt man die Beobachtungsfähigkeit. Kein schwieriges Thema soll das Kennenlernen der plastischen Grundphänomene überlagern.
In der zweiten Hälfte der Epoche setze ich von der entgegengesetzten Seite an. Im Anschluss an den Kunstgeschichtsunterricht dieser Altersstufe üben wir, Proportionen zu sehen und nachzuempfinden. Aus der Gesamtform der Pyramide befreien wir die sitzende Gestalt eines ägyptischen Schreibers. Danach plastizieren wir eine stehende Figur, wobei wir uns von der altgriechischen Kultur anregen lassen. Dabei muss die geometrische Strenge der ägyptischen Sitzfigur, die noch deutlich Schwerekräfte zeigt, einem harmonisch-lebendigen Stehen weichen. Wunderbare Leichtigkeit wird bei den griechischen Koren sichtbar. Der Versuch, in die Aufrechte zu kommen, die schwere Masse emporzuheben und mit Gestaltungskraft zu durchdringen, fällt den Schülern dieses Alters naturgemäß schwer. Eine aufrechte Form zu schaffen, ist jedoch gerade hier besonders heilsam.
Die Epoche der 10. Klasse verwende ich, um die Schüler sich noch einmal mit den von seelischen Kräften geprägten Formen des Tierreiches beschäftigen zu lassen. Durch welche Bewegungen äußert sich die Tierseele? Dem Ansatz von Franz Marc gilt es zu folgen. Eine freie Übung steht am Anfang: die Form soll Vorwärtsbewegung sichtbar machen. Oft zeigen volumenbetonte Ergebnisse recht urtierhafte Gebärden. Interessant ist es nun, zu schauen, welche speziellen Tiere daraus entwickelt werden könnten. So entstehen zunächst mehr bodennahe Gestaltungen, z.B. Fische, ein Wal, Biber, Wiesel; die Phantasie wird ungeheuer angeregt. Später, beim Plastizieren eines Raubtieres, wird vieles deutlich. Die symmetrisch-rhythmische Gliederung ist gut von oben zu sehen. Ausdehnende und zusammenziehende Körperpartien wechseln sich ab. In diesem Formspiel wird die Gliederung sichtbar, die die verschiedenen Körperteile funktionell haben, deren Verhältnisse aber je nach Tierart anders sind. Der Rhythmus des räumlichen Tierkörpers wird (von der Seite gesehen) durch die Rückenlinie gesteigert. Sie verdeutlicht die Bewegungsart des Tieres - man denke z.B. an ein Eichhörnchen, ein Reh oder ein Nilpferd. Als drittes kommt die Rechts-Links-Bewegung hinzu, die bei friedlicher Gangart noch harmonisch-ryhthmisch pendelt, jedoch bei der geringsten Seelenregung in Asymmetrie und Arhythmus gerät - ein Seitenblick oder das Anhalten des Schrittes genügen. In Kampfsituationen können sich stärkste Affektbewegungen im Raum abspielen. Das Tier in einer typischen Bewegung darzustellen oder gar bei einer Pferdegruppe mehrere Bewegungsmöglichkeiten aufeinander abzustimmen, dies ist eine sehr schwer zu lösende Aufgabe.
Als letztes lasse ich meistens nochmals ein volumenbetontes Säugetier nach freier Wahl plastizieren, z.B. Nilpferd, Nashorn oder Elefanten. Es sind dies Tiere, bei denen wir nicht so sehr die Bewegung als typisch empfinden, sondern vielmehr die durch starke Vitalprozesse geprägte, massige Gestalt. Es ist durchaus angemessen, dass man durch solche Wahlaufgaben immer wieder auf die Wünsche der Schüler eingeht. In der heutigen Zeit, wo vielfach beziehungslos und seelisch blind mit der Natur umgegangen wird, wo im landwirtschaftlichen Bereich Tiere zu reinen Nutzobjekten degradiert werden, scheint es mir immer wichtiger, sich auch im künstlerischen Unterricht der Oberstufe mit dem Tier als einem lebendigen und beseelten Wesen zu befassen.
Die 11. Klasse erarbeitet sich im Plastizierunterricht zwei Entwicklungsstufen des menschlichen Hauptes. Die wunderbaren Wölbungen des Kinderköpfchens verdeutlichen am stärksten die im Aufbau des Leibes tätigen Wachstumskräfte. Zukünftige Bildefähigkeit liegt im Kindergesichtchen verborgen. Nur vorsichtig dürfen die Gesichtsformen angelegt werden, Andeutungen genügen.
Als Grundlage für den Kopf eines Erwachsenen bauen wir zunächst eine Hohlform auf. Schon die erste Anlage lässt den temperamentsgebundenen Ausdruck ahnen und legt die weitere Gestaltung ein wenig fest. Nun arbeiten wir immer mit einer Hand von innen, mit der anderen von außen. Nur so kann das Wechselspiel der Kräfte richtig erfasst werden. Der abgeschlossene, schützende Innenraum wird ertastet, drängt allmählich an den Hauptwölbungspunkten des Kopfes nach außen. Das Gebilde wirkt zwar bereits belebt, aber noch tief schlafend. Nun greifen Kraftwirkungen von außen ein, drängen die gewölbte Stirne flächig zurück, arbeiten den Augenbereich hinein, differenzieren die Nasenform, erwecken eine ausgeprägte Gesichtsform. Die Auseinandersetzung des Ichs mit der Welt findet ihren Ausdruck in der plastischen Gestaltung des Antlitzes. Werden Wölbungen und straffe Übergänge in der Form betont, so kommen Lebendigkeit und Jugendkraft zum Ausdruck. Werden diese zurückgedrängt, entstehen zunehmend individuelle und alternde Gesichtszüge.
Bei dieser Art des Entstehungsprozesses schwingen die Formkräfte, die das eigene Haupt gebildet haben, leise mit, ein seelisches Ertasten der eigenen Schädel- und Gesichtsbildung findet, bewusst oder unbewusst, statt. So erklärt sich auch die Überraschung, wenn der erste frei gestaltete Kopf fast zum Selbstporträt gerät.
Meist zeigt sich auch eine dem Schüler gemäße Seelenstimmung. Es ist mir wichtig, dass der Schüler beim ersten Kopf nur die Formen, Proportionen, asymmetrischen Gesichtshälften sehen lernt und nicht seelische Zustände wie Freude oder Schmerz in den Gesichtszügen zum Ausdruck bringen soll, die sich weniger in der Gesichtsplastik als in der Mimik zeigen. Ausdruck kommt immer dazu, aber sekundär; er würde die Schüler zunächst überfordern. Berichten die Schüler dann am folgenden Tag, dass sie die Gesichter der Leute im Bus wieder zu auffällig studiert haben, so ist eine fruchtbare Grundlage entstanden, an der der einzelne später aus freien Stücken Weiterarbeiten kann. Diese Epoche empfinden die Schüler meist als Höhepunkt des Plastizierunterrichts.
Die 12. Klasse hat die Aufgabe, eine dreiteilige Metamorphosenreihe zu gestalten. Anhand verschiedener Beispiele aus der Natur oder auch aus dem Unterricht vergangener Jahre versuchen wir zu erfassen, was gemeint ist. Bevor man zu arbeiten beginnt, muss man den Gesamtweg wissen. Nicht die einzelnen Formstufen darf man sich vorstellen, denn diese entwickeln sich erst im Laufe des Schaffensprozesses aus der Grundidee heraus. Auf die Einzelformen kann man ungeheuer gespannt sein, da sie meistens anders werden, als man gedacht hat. Bleibt man der Grundidee treu, kann der Betrachter sie wiedererkennen und als bewegende, treibende Kraft wahrnehmen, die fähig ist, eine Vielzahl an Formen aus sich herauszubilden.
Mehrere einfache Möglichkeiten wurden erprobt: die Bewegung führt von der Schwere zur Leichte. Eine volumenbetonte, samenhafte Rundform entwickelt sich zur knospenhaften, wächst nach oben und entfaltet sich in den
Umkreis. Hierbei schließt man an Pflanzenhaftes an. Dann kann eine Rundform allmählich in eine Hohlform verwandelt werden; dies führt mehr zu Bildungen, die an die Entstehung von menschlichen Innenorganen denken lassen. Oder ein anderes Beispiel: Eine volumenbetonte Form streckt sich in waagrechter Bewegung; Tierhaftes kommt in freier Weise zum Ausdruck. Je nach beweglicher Vorstellungskraft des Schülers liegen die einzelnen Schritte dicht beieinander, oder die Verwandlung ist so stark, dass der Betrachter seine Phantasie mit in Bewegung bringen muß. Gerade da wird die Arbeit aber erst wertvoll, denn hier beginnt man zu ahnen, was die Natur leistet, wenn sie zum Beispiel die Blütenblätter des Mohns zur Samenkapsel metamorphosiert.
Die Metamorphoseübung betrachte ich als eine gute Grundlage für die Arbeit in Stein. Hierbei wird in großartiger Weise, wenn man im Sinne der altgriechischen Bildhauerei mit dem Spitzmeißel arbeitet[10], ein Erlebnis deutlich, welches den Kreis der Übungen schließt: Eine undifferenzierte rundliche oder aufrechte Form, je nach Maßgabe des Steins, gestaltet sich langsam um, wird vielfältig und bleibt doch ein organisches Ganzes. Wieder werden Wachstumskräfte erlebbar. Mit dem Spitzmeißel eine Fläche Punkt für Punkt durchzuarbeiten, so dass keine Zufälligkeit mehr zu sehen ist, erfordert vom Schüler äußerste Aufmerksamkeit. Wer in den vorhergehenden Jahren noch nicht bemerkt hat, was eine gestaltete, gespannte Fläche ist - trotz aller Bemühung von Seiten des Lehrers kann das vorkommen -, der merkt es jetzt. Die webende Weichheit, die die «gespitzte» Fläche der Form gibt, erzeugt den Schein des Lebens intensiver, als man es vermuten würde.


Plastizieren mit Ton ist einerseits Übung und Anregung der plastischen, lebenaufbauenden Kräfte des Kindes, andererseits Vorstufe zur Arbeit mit dauerhaften Materialien. Eine Formenwelt, die eng mit der Natur des Menschen zusammenhängt, wird erschlossen. Vielleicht erwächst daraus das Bedürfnis, auch die Dinge in der nächsten Umgebung, im Wohnbereich, in ihrer Gestaltung immer mehr auf den Menschen abzustimmen. Sie sollten in Zukunft nicht nur eine geometrische Sachlichkeit, die uns kalt lässt, ausstrahlen, sondern über das Anschauen eine belebende Wirkung auf Menschen aller Altersstufen, aber besonders auf Kinder, ausüben. Bekommt das Kind nicht die Möglichkeit, sich seelisch mit den Dingen seiner nächsten Umgebung, mit Natur und Menschen, richtig zu verbinden, so werden im Jugend- und Erwachsenenalter soziale Fähigkeiten fehlen: Aus mangelnder Seelenbildung in der Kindheit droht Beziehungslosigkeit. In diesem Sinne kann das Plastizieren im Unterricht der Waldorfschule weit mehr sein als ein Ausgleich zu überwiegend intellektueller Beanspruchung des Lernenden.
[1] J.W.v.Goethe, Die Metamorphose der Pflanzen, Stuttgart 1985
[2] Siehe 2. Teil, Auf dem Holzweg, Abb. S. 96
[3] C. Kemper, Der Bau, Stuttgart 1984
[4] W. Kandinsky, „Über die Formfrage“, in: Der Blaue Reiter, München 1965
[5] R. Steiner, GA 271, 9.11.1888 / 17.2.1918 / GA 307, 19.8.1923
[6] Siehe 2.Teil Auf dem Holzweg
[7] R. Steiner, Der Baugedanke am Goetheanum, Vorwort, GA 290
[8] R. Steiner, GA 307, 16.8.1923
[9] W. Aeppli, Sinnesorganimus – Sinnesverlust – Sinnespflege, Stuttgart 1988
[10] C. Blümel, Griechische Bildhauer an der Arbeit,Berlin 1955