WOLF VON KNOBLAUCH
Wer auf dem Lande großgeworden ist, erinnert sich vielleicht noch an die Dorfschmiede, aus der das helle, rhythmische Klingen von Hammer und Amboss den ganzen Umkreis erfüllte. Dann tauchen auch schon die Bilder auf von dem verrauchten Raum, an dessen dunkelster Stelle das Feuer flackert, und man meint das Eisen und die Kohlen mit ihrem Holz- und Schwefelgeruch zu riechen.
Etwas von dieser Stimmung wollen wir auch dem Jugendlichen beim Schmieden vermitteln. Denn diese verschiedenartigen Wahrnehmungen sind es, die sich, abgesehen von der Arbeit selbst, tief in die Seele einprägen. Dabei kommt dem Klang eine besondere Bedeutung zu. Das rhythmische Schlagen mit dem Hammer wird zum Ausdruck gesunder Schaffenskraft im Schmiedehandwerk.
Will man den Schülern das Eisenschmieden nahebringen, so ist es sinnvoll, sie in einen Erlebnisprozess zu führen, in dem sie das lernen können, was über das rein mechanische Arbeiten hinausgeht und durch die Werkstattatmosphäre lebendig wird. Was früher das «alte Wissen» bei den Handwerkern genannt wurde, soll den Schülern dabei zum Erlebnis werden, sie sollen ihm nachspüren dürfen.

Bevor es zu dem eigentlichen Schmiedevorgang kommt, bedarf es der Vorbereitung des Werkstückes. Das beginnt für den Schüler mit dem Kennenlernen der wichtigsten Werkzeuge, aber vor allem mit dem Kennenlernen des Eisens. Es darf in diesem Fall der Begriff «Eisen» als allgemeine Bezeichnung für die verschiedenen Stahllegierungen benutzt werden, weil es für die nachfolgenden Schilderungen ohne Belang ist, welche schmiedbare Stahllegierung zur Anwendung kommt. Gewicht, Form, Farbe und Klang sollen seine Wahrnehmung so ansprechen, dass er sich ein erstes Bild von dem Werkstoff machen kann. Während der Arbeitsabläufe dringt der Schüler durch die Bearbeitung des Eisens immer tiefer in dessen Eigenart ein. Dies ist eines der Ziele, die man während der Epoche erreichen will.
Das Kennenlernen der urhandwerklichen Tätigkeit ist ein weiteres Ziel. Es sollte sich aber dem ersteren unterordnen; das Handwerk wird hier zum Mittel, um etwas von der Wesenhaftigkeit des Eisens zu erfahren. Das erste «Wissen» um die Dinge wandelt sich allmählich zum «Können».

Weitere Vorbereitung gilt der Werkstatt. Die Werkzeuge, die benutzt werden sollen, müssen griffbereit daliegen. Das Feuer in der Esse muss gepflegt sein und eine ausreichende Glut haben, denn wie bei einer Operation müssen die einzelnen Arbeitsgänge schnell und sicher ausgeführt werden. Man hat keine Zeit, wenn das Eisen glüht, erst nach dem Hammer zu suchen. Umgekehrt, auch wenn das Eisen im Feuer ist, muss man mit ganzer Konzentration den Erwärmungsvorgang beobachten. Dem widerspricht nicht, dass der Schmied das eine Eisen im Feuer hat und am anderen Eisen schmiedet, denn mit seinen Sinnen ist er ständig beim Feuer, ja er «hört», wann das Eisen die nötige Temperatur hat. Kann man dies dem Schüler innerhalb einer Epoche nahebringen? Ganz sicher nicht! Es bedarf einer intensiven Schulung, die aus ihrer Eigengesetzmäßigkeit heraus mehrere Jahre dauern wird. Aber man kann dem Schüler «Bilder» und Erfahrungen mitgeben, die für seinen weiteren Lebenslauf sinnvoll sein können. Über die phänomenologische Betrachtungsweise und Schulung erreicht man, dass sich der Schüler dem Handwerk und damit in diesem Fall auch dem Eisen «öffnet».
Dazu ist die dritte Vorbereitung, die der eigenen Person, notwendig. Das heißt, der Schüler muss die Scheu oder sogar Angst überwinden lernen; Angst vor der Anstrengung, mit dem relativ schweren Hammer treffsicher zuzuschlagen, Angst vor dem offenen Feuer, welches in seiner direkten Nachbarschaft brennt, Angst vor dem glühenden Eisen.
Zur Einführung in den Schmiedevorgang hat sich der im Folgenden beschriebene Arbeitsweg bewährt:
Man lässt den Schüler an einem flachen und dünnen Bandeisenstück (ca. 500 - 600 mm lang, 20 mm breit, 3 mm stark) in kaltem Zustand mit dem Hammer, und zwar mit der Finnseite, Kerben in die eine Seitenkante des Eisens schlagen. Dabei lernt er:

Außerdem erlebt er, wie hart «weiches» Schmiedeeisen ist, wie kraftvoll er zuschlagen muss, um überhaupt ein Ergebnis zu erzielen, und dass er, wenn er rhythmisch zuschlagen lernt, eine harmonisierende Wirkung verspürt, die ihm Kraft sparen hilft.
Bei dieser Arbeit findet der Schüler aus dem eigenen Erleben heraus seinen individuellen Schlagrhythmus.
Der Schlagrhythmus wird über den Klang, über das Gehör geprüft; ebenso kann man hören, ob man mit dem Hammer das Eisen so getroffen hat, dass es sich verformt (ein satter Klang), oder ob man nur zaghaft an die Oberfläche des Eisens geschlagen hat (ein schriller, schmerzender Klang).
Bei dieser Vorübung mit kaltem Eisen erlernt und übt der Schüler den Bewegungsablauf beim Schmieden, ohne dass er schnell arbeiten muss; er kann sich noch ganz auf diesen allein konzentrieren. Es ist die Grundvoraussetzung, um am warmen Eisen, wo schnelles Arbeiten notwendig ist, zum Erfolg zu kommen.
Beim Warmschmieden kommt noch die Pflege des Feuers und der richtigen Glut für das Eisen dazu. Der Arbeitsplatz und das Material werden genauso hergerichtet wie beim Kaltschmieden.

Die Vorbereitung der Esse ist neu. Hier kann man dem Schüler ein breites Feld an bisher unbekannten Eindrücken bieten. Er muss ständig wach beobachten, und man kann bemerken, wie tief ihn diese Erlebnisse erfassen.
In der Esse wird mit Hilfe von Papier, Pappe oder Sägespänen ein Feuer entzündet, auf das, wenn vorhanden, Holzkohle, sonst gleich die Schmiedekohle (besser Koks) gehäuft wird. Ein eigentümliches Knistern und Knacken wird hörbar, und hinzu gesellt sich das Fauchen des Windes, welcher durch Blasebalg (am schönsten!) oder Turbine das Feuer von unten her in der Feuerschüssel anfacht. Dichter gelblichweißer Qualm wabert aus den Schmiedekohlen hervor und breitet sich wie dicke Farbe auf der Esse langsam aus. Er ist so schwer, dass er über den Rand des Esse-Tisches auf den Boden fällt und die Schüler ihn vorsichtig mit zwei Händen «schöpfen» können. Ohr, Auge und Geruchssinn - denn der Qualm riecht nach Schwefel - sind gleichzeitig an diesem Vorgang beteiligt, so dass man sagen kann, dass der Prozess des Feuermachens die Sinne des Schülers bestürmt. Sobald die Flammen aus dem Kohlehaufen herausschlagen, hört der ganze Spuk wieder auf. Jetzt ist vor allem das Auge angesprochen, zu beobachten, wie unterschiedlich die Flammen in ihrer Farbenpracht leuchten und wie in dem dunklen Kohlehaufen die Glut beim Aufsteigen langsam heller wird. Brennt das Feuer gut und gleichmäßig, kann man die obere Schicht des Kohlehaufens ablöschen (mit Wasser besprengen), was einmal eine Verkoksung bewirkt und zum anderen ein Zusammenbacken der Schmiedekohle fördert. Das ist wichtig, damit sich die größte Hitze innerhalb der Glut besser halten kann und nicht durch die Flammen herausgerissen wird.
Nun sind alle Voraussetzungen erfüllt, um mit dem Warmschmieden beginnen zu können. Die Schüler lernen eine weitere Seite des Eisens kennen, nämlich Aussehen und Verhalten des Metalles im warmen Zustand. Sie werden sensibilisiert durch das Beobachten der Glühfarben, aber auch durch die fühlbare Wahrnehmung, durch das Abspüren der Wärme mit der flachen Hand. Hiermit ist nicht das Anfassen gemeint, sondern das Darüberhalten der Handfläche, um die abstrahlende Wärme zu fühlen. Warum wird das hier so betont?
Das Auge kann dem Schmied nur die Farbveränderung übermitteln, aber nicht die Temperaturunterschiede. Graues Schmiedeeisen verändert erst bei ca. 300 - 400°C durch Auftreten der Glühfarben sein äußeres Farbbild. Das reicht aber aus, um sich daran schwer zu verbrennen. Er muss also lernen, ein vor ihm liegendes Eisen nicht gleich anzufassen, sondern erst mit der Hand zu erfühlen, ob er zugreifen kann. Bei den Glühfarben erkennt er eine bestimmte Abfolge, die von der «Blauwärme» über Dunkelviolett, Rot, Orange bis zum Gelb reicht. Auf die Weißglut wird noch einzugehen sein. Die Gelbglut ist die ideale Schmiedetemperatur, aber auch bei der Orangeglut kann er noch Weiterarbeiten. Bei der einsetzenden Rotfärbung sollte er den Schmiedevorgang beenden, lediglich das Richten des Eisens kann noch erfolgen. Die Zeiten der Glühfarben haben eine bestimmte Dauer und können durch kräftiges Schmieden dadurch verlängert werden, dass die dabei entstehende Reibungswärme für weitere Wärmezufuhr sorgt. So zeigt uns das Eisen einen Teil seines Wesens wiederum in den unterschiedlichen Temperaturbereichen. Besser wäre es, man spräche von Farbbereichen, denn die tatsächliche Temperatur spielt für den Schüler keine Rolle, da er sie nicht kontrollieren und messen kann.
Höchst empfindlich reagiert das Eisen in der Blauwärme, weswegen bereits in der Rotglut der Schmiedevorgang beendet werden sollte. Wird das nicht beachtet, kann das Eisen an dieser Stelle brechen.
Beim Schmieden erlebt der Schüler, wie unterschiedlich weich in den verschiedenen Farbstufen das Eisen ist. Dementsprechend leichter oder schwerer lässt es sich bearbeiten. Dies bedingt, will man kraftsparend arbeiten, dass der Schmiedevorgang zügig vorgenommen werden sollte. Dabei muss der Schüler vorher wissen, wo er und vor allem mit welchem Ziel er die kommende «Wärme» ausnutzen will.
Hier kommt ein entscheidender Faktor hinzu: Der Mut. Hat der Anfänger bei den Kaltschmiedeübungen einen gewissen Mut entwickeln müssen, überhaupt mit dem Hammer und ausreichender Kraft zuzuschlagen, so hat er vor dem glühenden Eisen doch wiederum einen großen Respekt. Schnell und sicher auf das funkensprühende Werkstück zu schlagen, selbst abschätzend, wie stark jeder einzelne Schlag sein darf, erfordert von ihm höchste Konzentration und Willensstärke!
Vom beobachtend Außenstehenden wandelt sich der Zögernde, hat er einmal diesen Mut aufgebracht, in einen selbständig übenden Schmiedelehrling. Das Handwerk hat ihn gepackt, und zeitvergessen arbeitet er an seinen Werkstücken von Stunde zu Stunde weiter. Bald bekommt er genügend Sicherheit im Umgang mit den Werkzeugen und etwas später auch mit dem Feuer.
Wird das Eisen jedoch zu lange im Feuer belassen, weil der Schüler in seiner Konzentration nachgelassen und nicht beobachtend mit wachen Sinnen der erneuten Erwärmung beigewohnt hat, erhitzt sich das Material über die Gelbglut hinaus in die Weißglut. Die Weißglut, auch Hitze genannt, ist eine «Auflösungstemperatur». Das Eisen beginnt, erst an der Oberfläche, dann immer tiefer gehend, sich zu verflüssigen. Hart konturierte Sterne sprühen aus dem Gluthaufen hervor. Zieht der Erschrockene seine Arbeit aus dem Feuer, hält er eine gleißend weißsprühende «Fackel» in der Hand. Sowohl die Form als auch die innere Struktur des Eisens haben sich aufgelöst. Dieses zerstörte Werkstück bringt manchen Schüler den Tränen nahe. Das Eisen ist verbrannt.
Ein Schüler beschrieb das unterschiedliche Temperatur- und Farbverhalten des Eisens auf folgende Weise: «Das kalte, schwarz-graue Eisen ist wie tot. Durch das Feuer wird es zum Leben erweckt, was man an den verschiedenen Farben erleben kann. Verbrennt das Eisen, geht es in den weißen Zustand über, Sterne werden sichtbar. Das Eisen löst sich dadurch in einen 'geistigen Zustand» auf.»
Dieses Bild vom Schwarz (Tod) über die Farben (Leben) bis hin zum Weiß (Geist) wurde von ihm ganz bewusst erlebt und in Worte gefasst. Ein schönerer Ausdruck für dieses Erleben ist wohl kaum denkbar.
Ist das Eisen verbrannt, ist der Schüler an seinen Ausgangspunkt zurückgeworfen worden. Er erkennt aber auch (vielleicht durch die behutsame, tröstende Hilfe des Lehrers), dass der notwendig gewordene Neubeginn sich anders zu vollziehen hat. Die erlebten Bilder, die gewonnenen Erfahrungen stärken sein Selbstvertrauen, und die neue Arbeit geht ihm sicherer und schneller von der Hand. Es stärkt solch ein Erlebnis nicht nur die Eigenbeobachtung und Konzentration, sondern mehrt auch gleichzeitig das übende Element des Handwerkes.
Ist die Arbeit letztendlich fertiggestellt, kommt der pädagogisch wichtige Gesichtspunkt hinzu, dass der Schüler von der Idee über den Entwurf und die Ausführung bis zum fertigen Stück sein eigenes Durchhaltevermögen wahrnehmen kann. Er wird durch den Rückblick auf seine Erlebnisse im Arbeitsablauf fähig, diese ebenso einzuschätzen wie das vollendete Werk. Eine weitere Wahrnehmung ist die der Genügsamkeit: Beim Schmieden lässt sich durch geschickt gewählte Themen für die Werkstücke Bescheidenheit und soziales Verhalten üben. Bescheidenheit insofern, als der Schüler mit möglichst wenigen, dem Urhandwerk entsprechend einfachen Werkzeugen auskommen sollte. Er kann z.B. Werkstücke arbeiten, die mit einem Hammer herzustellen möglich sind, ohne auf die notwendigen Vorrichtungen und Formen des zu arbeitenden Werkstückes zu verzichten. Hierbei wird die Phantasie stark angeregt, und die heute häufig zu hörenden Fragen nach den «speziellen Werkzeugen» für den nächsten Arbeitsschritt verblassen langsam. Dagegen geht er mit seinem «einfachen» Werkzeug auf «Entdeckungsreise» und erfährt, was man mit ihm noch alles machen kann. Dadurch erstarkt die oft vorhandene Kraftlosigkeit im Vorstellen, und er erkennt, wie «ausgereift» solch ein einfaches Werkzeug, z.B. der Schmiedehammer, ist, weiß man ihn sinnvoll zu gebrauchen. Gleiches gilt sinngemäß auch für andere Werkzeuge.
Schmieden ist ein plastizierendes Handwerk! Nicht nur das Werkstück, sondern auch die Schüler werden plastisch durchformt. Beim Schmieden (Vorschmieden) an einem Werkstück mit mehreren Schülern wird dies bis ins soziale Verhalten hinein deutlich. Soziales Arbeiten wird hierbei besonders dann gepflegt, wenn man sie mit Vorschlaghämmern ein größeres Eisenstück in eine brauchbare Rohform schmieden lässt. Wie in alten Tagen, wo der Schmied noch keine Maschinen zur Hilfe nehmen konnte und mit seinen Gesellen und Lehrlingen sich das Eisen selbst zurichten musste, kann der Schüler mit einigen Klassenkameraden (zwei bis drei) dieses Miteinander-Arbeiten lernen. Der Schüler, dessen Werkstück bearbeitet werden soll, gibt mit dem Handhammer nicht nur den Schlagtakt an, sondern zeigt den anderen, wo sie mit den schweren Zuschlaghämmern das Material zu treffen haben. In einen wunderbaren Rhythmus schwingen die helfenden Schüler ein und bearbeiten so zu dritt oder viert ein Werkstück. Damit jeder dieses Erlebnis auch aus der führenden Sicht bekommen kann, wird reihum gewechselt. Idealer kann das gegenseitige Sich-Helfen im Alter der Pubertät kaum geübt werden.

Es ist in diesem Bericht einige Male von dem Bewegungsablauf gesprochen worden. Wieweit er auf den Schüler einwirkt, soll hier kurz geschildert werden.
Der Schüler steht im Allgemeinen so am Amboss, dass der Schlagarm mit dem Hammer seitlich am Körper entlang auf die Arbeitsfläche (Bahn) schlagen kann. Die Länge des Amboss verläuft parallel mit dem Hammerstiel. Beim Schmiedevorgang führt die linke Hand das Werkstück (formgebende Hand) und die rechte Hand den Hammer (kraftgebende Hand)[1].
Verlangsamt man den Schlag, so wird deutlich, dass der Hammer am Körper emporgehoben wird bis zum individuellen Scheitelpunkt (ungefähr Kopfhöhe) und dann in einer schwungvollen Vorwärts-Abwärts-Bewegung senkrecht auf das zu bearbeitende Teilstück geführt wird. Diese Kreisbewegung geht zeitlich einher mit dem Atemrhythmus und Pulsschlag.

Innerhalb dieser äußerlich sichtbaren Kreisbewegung, die erst durch das schnelle Arbeiten nicht so, so würde sich unser Werkstück nur verbiegen, aber nicht in seiner Stärke verändern lassen.
Die Form dieser Bewegung von Arm und Hand darf man ruhig als die Lemniskatenfigur bezeichnen. Ihr Kreuzungspunkt liegt im Werkstück. Die eine Hälfte dieser Figur durchzieht den Menschen über die linke haltende Hand und den Arm, durchläuft dann den Atmungsbereich, um mit neuem Impuls in die kraftgebende rechte Armseite, von dort aus zum Kreuzungspunkt (Werkstück) zurück zu kommen. Weiter geht sie auf der anderen Hälfte durch die Erde und strömt verwandelt als physisch wahrnehmbare Kraft von unten kommend durch den Amboss dem Menschen wieder entgegen.
Für den Schüler wird durch die gebende rechte und nehmende linke Hand deutlich, wie er sich durch dieses Handwerk im Einklang mit den Kräften des «waltenden Willens»[2] und der Erde befindet. Die aus der geistigen Eingebung kommenden Gestaltungsimpulse können so mit Hilfe des harmonisch-rhythmischen Atem- und Schlagtaktes und seiner individuellen Willenskraft im Eisen sichtbar werden.
Die Elemente: Das Schmiedefeuer in der Esse kann und muss als der Helfer angesprochen werden; verbindet es doch die Elemente Erde (Kohle), Luft und das Feuer (Licht/Wärme), um das Erz zu schmelzen, um das Werkstück zu erwärmen. Beim Härten kommt auch noch das Wasser hinzu. Damit begegnet dem Schüler erneut und auf eine für ihn nicht vermutete Weise das Bild der Erdenwelt, welches ihn seit der Kindheit begleitet hat.
Abschließend kann nach den bisher gemachten Erfahrungen gesagt werden: Der Schüler wird durch das Urhandwerk des Schmiedens in seiner Ganzheit ergriffen und durchgeformt. Sowohl die Kräfte der Konzentration, der Wachheit wie auch die physischen Bewegungsabläufe des schnellen und zielgerichteten Handelns, aber auch besonders die seelisch weitenden Erlebnisse sind für die heutzutage stark in den Vordergrund tretenden kognitiven Fächer im Unterricht ein gesundender Ausgleich. Durch die Korrektur, die bei handwerklichen Tätigkeiten augenblicklich erfolgt, kommt der Schüler zu Erlebnissen, die seine Willensimpulse wecken und fördern. Dass durch das Schmieden auch die moralischen Kräfte angeregt werden, mag aus einem Bericht von Abraham a Santa Clara aus dem Jahre 1699 hervorgehen: «Dann weil das Huff-Eisen einen so harten Kopff hat, so kan der Schmid nicht höfflich damit umgehen. Diese Leuth seynd früh und spath bei der harten Arbeit und gibt es wenig Feyern beym Feuer; es ist sich höchst zu verwundern, daß so wenig aus ihnen angebrannt seynd, indem doch so manche Funken auf die Stirn fliegen; daß sie schwartz und rußig seynd, gereicht ihnen zu keiner Unehr, weil solches vielmehr ein Zeichen ihres großen Fleiß, und kann gar wohl unter eynem schwartzen Hemmd eyn weißes Gewissen verborgen seyn. Sie können auch allerley schöne Lehren fassen auch in ihrer rußigen Werkstatt, zum Exempel: die Danckbarkeit auf dem Blaß Balg, denn weyl man diesem den Bauch anfüllt, so ist er danckbar darum, und blaset deßwegen dem Schmid das Feuer an...»[3]
[1] Spiegelbildlich für den Linkshänder, wobei dieser auf der anderen Seite vom Amboss steht.
[2] R. Steiner, GA 134, 28.12.1911
[3] Abraham a Santa Clara „Etwas für alle“, Würzburg 1699